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niiu: Die erste individualisierte Tageszeitung kommt in Berlin auf den Markt

Schon seit Jahren warte ich auf die Zeitung, die ich individuell nach meinen Wünschen zusammenstellen kann. Im Jahr 2006 habe ich hier im Blog über mehrere vielversprechende Projekte berichtet, die in naher Zukunft realisiert werden sollten. Seitdem ist es um diese Projekte sehr ruhig geworden und ich warte und warte und warte. Jetzt scheint das erste Projekt dieser Art auf den Markt zu kommen und zwar mit dem frechen, unverbrauchten Namen “niiu”. Und huch, kein großer Medienkonzern steht dahinter, sondern zwei junge StartUpler, die frisch, fromm, fröhlich, frei den Printzeitungsmarkt aufmischen wollen und als erstes mit Berlin beginnen.

Auf der Webseite erläutern die Macher den Herstellungsprozess: Schon vom Start weg steht der Content vieler etablierter Partner zur Verfügung, wie z.B. “Der Tagesspiegel”, “Berliner Morgenpost”, “Frankfurter Rundschau”, “Hamburger Abendblatt”, “Handelsblatt” und “The New York Times”. Über das Online-Portal von niiu stellt der Leser seine individuelle Tageszeitung abends zusammen. In nur sechs Schritten werden Tageszeitungs- und Onlineinhalte ausgewählt, priorisiert und das Layout festgelegt. Am Ende steht der Bezahlprozess. Anschliessend wird die Zeitung auf einer OCE JetStream 2200 Digitaldruckmaschine ausgedruckt und mit dem Logistikpartner OHL an eine beliebige Adresse in Berlin gebracht. Pünktlich zum Frühstück ab 6.00 Uhr soll die Tageszeitung auf dem Frühsstückstisch liegen.

Doch die Macher von niiu haben nicht nur viele etablierte Partner akquirieren können und einen ausgeklügelten Logistikprozess entwickelt, wie sie auf der niiu-Webseite verraten: “Weder das Internet noch die gedruckte Tageszeitung bilden das Informationsverhalten und den Lifestyle junger Leute ausreichend ab – also auch unser eigenes nicht. Das wollen wir ändern: mit einem Produkt, das zum einen die persönlich ausgewählten Inhalte der Zeitungen bietet, die Hintergrund und Kommentare liefern, das zum anderen aber auch die Vielfalt des Internet widerspiegelt, die bis heute keinen Platz in der klassischen Tageszeitung findet. Dabei informieren sich gerade junge Leute heute häufig im Netz: mit Special-Interest-Inhalten genauso wie über neue, meinungsbildende Formate, z. B. Blogs, Social Networks und ähnliches.”

pressetext schreibt zur ersten Resonanz: “Dass die beiden Berliner Studenten damit genau den Nerv der Zeit treffen könnten, beweist die rege Nachfrage nach den ersten niiu-Exemplaren. “”Seit dem 13. Oktober können sich Interessierte auf unserer Webseite registrieren. Die erste Zeitungsauslieferung erfolgt am 16 November. Das was wir bisher an Anfragen erhalten haben, hat unsere Erwartungen weit übertroffen”, schildert Oberhof. Doch nicht nur die Leser, auch die Verlage scheinen von dem neuen Ansatz durchaus angetan zu sein. So sind zum Start bereits insgesamt 17 überregionale, regionale und internationale Zeitungen wie etwa die New York Times und Content von rund 500 Online-Anbietern verfügbar, aus denen man sich eine 24-seitige individuelle Zeitung zusammenstellen kann. “In den nächsten Wochen wird diese Liste noch um einige Titel erweitert”, merkt Oberhof an.”

Jetzt wird sich zeigen, ob im Zeitalter der free Economy die jungen Leute, die angeblich nur noch im Internet und nicht mehr in der Tageszeitung lesen, doch wieder auf dem Geschmack eine Printausgabe kommen. Stolze 1,20 EUR darf ein Student und stolze 1,80 EUR ein Berufstätiger pro Ausgabe bezahlen. Die Schnupperausgabe ist kostenfrei. Abomodelle gibt es keine. Ganz nach dem Prepaid-Prinzip kann man verschiedene Punktekontingente einkaufen, die je nach Paket für 25, 75 oder 150 Ausgaben reichen. Interessanterweise gibt es keinen Discount bei den großen Paketen. Und die Namen für die Pakete sind frisch und unverbraucht: verliebt, verlobt, verheiratet. Endlich muss man sich keinen Kopf machen, wenn man im Urlaub oder mehrere Tage auf Geschäftsreise ist. In der Zeit bestellt man einfach keine Zeitung. Basta.

Man merkt, dass das niiu-Konzept unverbraucht und authentisch ist. Die Gründer haben ein Zeitungsformat entwickelt, das ihren Wünschen genau entspricht. Und sie sind optimistisch, dass viele anderen ihren Alters das auch so sehen. Der wirtschaftliche Erfolg kommt aber nicht, wenn es mehrere tausend Kunden gibt, sondern wenn auch die Werbekunden fleissig Anzeigen schalten. Das ist jetzt die nächste große Hürde, die zu überspringen ist. Also nicht nur die Free-Economy-Generation, sondern auch die Old-Fashion-Werbekunden müssen überzeugt werden. Das sind eine Menge Stolpersteine gleich zu Beginn. Aber die Chancen stehen gut, im Long-Tail Zeitalter eine wichtige Nische zu besetzen, die immer größer werden könnte. Das sehen nicht alle so, aber ich würde das Konzept nicht totreden, bevor es sich eine Zeit lang weiterentwicklen konnte.

Gibt es noch andere denkbare Konzepte? Ja, logisch. Jetzt, wo Kindle und Co. auf den Markt kommen, gibt es sicherlich auch bald die Kindle-Zeitung zum Nulltarif. Und wie ich schon vor vielen Jahr prophezeit habe, wird es sicherlich bald am Zeitungskiosk Druckautomaten geben, auf denen die ganz individuelle Tageszeitung ausgedruckt und mitgenommen werden kann. Und warum soll dieses Konzept nur für Zeitung gelten. Gerade für das Format der Zeitschriften scheint mit das On Demand Konzept gerade ideal geeignet zu sein. Auch hier gibt es viele “Wege nach Rom”. Und das ist auch gut so, denn ansonsten würde mir langsam der Stoff ausgehen 🙂

P.S.: Ich habe mich auch gleich als Interentpartner bei niiu gemeldet, um nicht basicthinking allein das Feld zu überlassen 🙂 Ich bin mir sicher, dass noch viele weitere Blogger folgen werden. Denn derzeit schaffen wir es ja noch nicht täglich mit unseren Artikeln in der Tageszeitung zu erscheinen. Vielleicht braucht es genau solche “Huckepack-Projekte”, um langsam in den verstaubten Zeitungsverlagen Beachtung zu finden. Ja, das ist nur ein kleiner Hoffnungsschimmer, aber besser als nix 🙂

3 Responses to niiu: Die erste individualisierte Tageszeitung kommt in Berlin auf den Markt

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