In Trends, V - Buchbesprechung

Wiedeking liest Politikern und Managern die Levieten

Im Vorfeld der Erscheinung seines Buches „Anders ist besser“, das am 27. September im Piper-Verlag erscheint, gibt die FAZ schon einen Einblick in die Gedanken des Vorzeigemanagers Deutschlands. Am härtesten geht er mit den Politikern ins Gericht. “Auch die große Koalition kommt bislang über das hinlänglich bekannte und beklagte Geschacher nicht hinaus. Senkung der Lohnnebenkosten, Verringerung der Staatsquote, Lockerung der bürokratischen Fesseln für Unternehmen, um mehr Dynamik der Wirtschaft zu erreichen? Versprochen, zerredet, vergessen! Statt diesen dirigistischen Moloch, in dem Milliarden versickern, auf mehr ökonomische Effizienz zu trimmen, blieb nur wieder der Griff in die Taschen der Bürger übrig.”

Die wichtigste Einsparung liegt aus der Sicht Wiedekings darin, fast alle Subventionen an private und (halb)staatliche Unternehmen in Höhe von 145 Mr. EUR (entspricht 1/3 des gesamten Steueraufkommens!) abzuschaffen. Besonders schlimm daran ist die Tatsache, dass ein Großteil dieser Subventionen an hochprofitable Unternehmen fliesst. Und Subventionen für Krisenunternehmen bringen auch nichts, da dieses Unternehmen trotz statlicher Hilfe früher oder später Pleite gingen. Durch Subventionen verzögert man nur diesen Vorgang. Subventionen haben aus der Sicht von Wiedeking keinen volkswirtschaftlichen Nutzen, sondern verzerren nur den Wettbewerb. Auch seine Managerkollegen kritisiert er. Er wünscht sich sehr, daß sein Beispiel Nachahmer findet, bei der Fabrik von Porsche in Leipzig auf Subventionen zu verzichten.

“So wie es zur Glaubwürdigkeit eines guten Unternehmers gehört, der Belegschaft in schlechten Zeiten die Situation ungeschminkt zu vermitteln und auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen, so wäre es die Pflicht der Politiker, die Gesellschaft auf die fatalen Entwicklungen hinzuweisen und rechtzeitig die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wer sich nicht zuviel abverlangt und den Leuten nicht zuviel verspricht, der kann niemanden enttäuschen. Er wird allerdings auch ständig nachlegen und an allen möglichen Schrauben drehen müssen, um die Probleme halbwegs im Griff zu behalten.” Wiedeking weiss, wovon er spricht, weil er genau o.g. Gefahr bei der Sanierung von Porsche vermieden hat. Er hat gleich zu Anfang seiner Amtszeit einen radikalen Schnitt gemacht, der viel Kraft gekostet hat und nicht leicht umzusetzen war. Er hat nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Interessen gesucht, wie es in der Politik üblich ist, sondern das getan, was nach meiner Meinung das Beste für das Unternehmen ist.

Weiterhin versteht Wiedeking die von vielen Managern und Verbandsfunktionären vertretene These überhaupt nicht, Arbeitsplätze seien in Deutschland zu teuer, neue könnten nur noch im Ausland entstehen. Man kann z.B. durch konsequente Prozeßoptimierung noch mehr Einsparungspotenzial realisieren, wenn alle Beteiligten (Manager, Mitarbeiter) ihre Köpfe zusammenstecken würden. Denn durch die Verlagerung ins Ausland würden enorme Kosten anfallen, wie z.B. Reisekosten des Managements und zudem enorme Steuerunsprobleme entstehen. Auch der Staat sei gefordert, Verlagerung ins Ausland nícht noch zu fördern, indem die Kosten für die Standortverlagerung steuerlich absetzbar sei. Weiterhin sei es nicht nachvollziehbar, dass die EU Zuschüsse für Firmenansiedlungen in den Beitrittsländern bezahle, die aus den anderen EU-Ländern bezahlt werde. Solche Fehler im System seien absolut unverständlich. Zuden sollten wir in Deutschland nicht davor zurückschrecken, auch Einfuhrzölle zu erheben, um uns zu schützen – zumindest vorübergehend.

Wirklich neu sind o.g. Erkenntnisse und Forderungen zwar nicht, aber es ist sehr wertvoll, sie immer wieder in Brennpunkt der Öffentlichkeit zu bringen und insbesondere durch solch hochgeachtete Menschen wie Wendelin Wiedeking. Er hat selber ein sanierungsreifes Unternehmen zum Top Star und Vorbild in der deutschen Unternehmenslandschaft aufgebaut und gilt damit aus meiner Sicht als glaubwürdigster Ratgeber für die Regierung.

Seine Wünsche an die Politik hat der Topmanager wie folgt zusammengefasst:

  1. Sagen Sie den Menschen, wie die Situation ist, und formulieren Sie eine Vision. Schaffen Sie Aufbruchstimmung statt Depressionsgenörgel.
  2. Reformieren Sie endlich den Föderalismus so durchgreifend, daß Entscheidungen zügig fallen können und die Verantwortlichkeiten klar zu erkennen sind. Dazu gehört auch eine Reduzierung der Zahl der Bundesländer.
  3. Streichen Sie die Subventionen, die nur die Trägen belohnen, die Vergangenheit zementieren und einen Aufbruch in zukunftsfähige Märkte verhindern.
  4. Fördern Sie Bildung, Forschung und Entwicklung und nutzen Sie so unsere Stärken, mit denen wir die besten Chancen im internationalen Wettbewerb haben.
  5. Sorgen Sie dafür, daß in Brüssel Wettbewerbsbedingungen entstehen, die Unternehmen und Arbeitnehmern in Deutschland und Europa eine faire Chance lassen.
  6. Machen Sie endlich Ernst mit dem Abbau der Bürokratie, damit die Menschen die Freiheit haben, die sie brauchen, um selbstverantwortlich wirtschaftlichen Erfolg zu erreichen.

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