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Wie kann ein Obdachloser die Höhe seiner Spende beeinflussen?

Im Dezember 2007 habe ich hier im Blog zahlreiche Tipps veröffentlicht, wie man als Bedienungspersonal in der Gastronomie dafür sorgen kann, mehr Trinkgeld als die Kollegen zu erhalten. Spontan gefiel mir damals die Idee sehr gut, bei der Präsentation der Rechnung ein Schokolädchen zu verschenken und dabei mehrere Täfelchen zur Auswahl anzubieten. Denn es ist längst bekannt, dass eine Kunde großzügiger ist, wenn er vorher etwas geschenkt bekommen hat, was nach seinem Geschmack ist. Solche Ideen kann man auch auf sein Business übertragen und genau deshalb habe ich damals die vielen Ideen zwecks Steigerung des Trinkgeldes veröffentlicht. Heute habe ich schon etwas länger gezögert, hier Tipps zu verbreiten, wie man als Obdachloser mehr Spenden als die anderen erhält. Aber warum sollte nicht auch ein Obdachloser mit dem nötigen Marketing-Know-How Erfolge erzielen dürfen und warum sollten wir nicht auch davon lernen können? Auslöser für diesen Artikel ist eine Mail von Sebastian Lüdemann, Pressesprecher der Farbflut Entertainment GmbH, die u.a. das Pennergame entwickelt haben. Sebastian beschreibt in seiner aktuellen Pressemeldung folgendes Experiment:

“Die Marketing-Experten Todd Norem und Bryan Evans belegen jetzt wissenschaftlich, dass der Penner den Kampf um Aufmerksamkeit beim Schnorren gewinnt, der mit Kontroverse und grenzwertigem Humor die Gemüter erregt. Nutzen Schnorrer Pappschilder mit überraschenden Werbeslogans, beleben sie die Spendenbereitschaft der Passanten. Im wissenschaftlichen Test erwirtschaftete der Obdachlose Ed mit Slogans von Todd Norem an einem Tag 800% mehr Einnahmen. Botschaften wie „Schecks folgender Personen werden hier nicht akzeptiert“ erregen mit Witz und Augenzwinkern stärkeres Aufsehen als viele Mitleid erheischende Gesten. Brian Evans beschreibt in seinem Daily Conversions-Blog einen ähnlichen Versuch zum „Selbst-Marketing für Obdachlose“. Der Schnorrer Kevin verschenkt kleine Aufmerksamkeiten an Spender und erhöht seinen täglichen Gewinn um 100%. Spenden die Passanten, können sie sich anschließend die Hände desinfizieren. Kevin kokettiert mit dem Vorurteil, der Körperkontakt zu ihm sei unhygienisch – der raue Charme kommt an.”

Auch in Deutschland gibt es Versuche in Richtung “Marketingerfolge für Obdachlose”. Der Student Matthias Gieselmann hat in einem zweistündigen Selbstversuch getestet, mit welcher Vorgehensweise er am meisten Geld einsammeln konnte. Das Ergebnis ist das “Manifest für Bettler”, in der er 9 Erfolgsregeln niedergeschrieben hat. Der socialblogger ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat im Rahmen einer medialen Hilfsaktion den Obdachlosen Uwe von der Straße geholt. Noch beeindruckender finde ich die Story von Lucinda Yates, die anfang der 80er Jahre von ihrem Mann geschieden wurden und nach finanzielle Schwierigkeiten mit ihrer Tochter zusammen obdachlos wurde. Durch den Verkauf von Pins, deren Erlös zum Teil für Obdachlosenprojekte verwendet wurde, kam sie wieder auf die Beine und wurde sogar Millionärin. Das sind Beispiele, die zeigen, dass das Leben keine Einbahnstraße ist.

3 Responses to Wie kann ein Obdachloser die Höhe seiner Spende beeinflussen?

  1. Dirk sagt:

    Heute ist ein guter Tag. Habe gerade diesen Blog und dann diesen Eintrag entdeckt. Schönes Experiment. Bei der Bettler-Nummer ist es nachvollziehbar, aber auch im mittelständischen Werbealltag zeigt die Erfahrung, dass “Schön” und “gutes Design” nicht immer verkauft.

  2. […] Juli 2010 habe ich mich hier im Blog mit dem Thema beschäftigt, wie Obdachlose mit cleveren Ideen und Marketingaktionen ihre Einnahmen […]

  3. […] Und zudem finde ich die Pressemitteilung von Farbflut erfrischend anders, wie ich ja bereits hier berichtet habe. Und nicht zuletzt berichte ich immer wieder gerne über Aktionen von Farbflut. […]

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