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Kindle & Co. pushen den Selbstverlagboom

Früher was ein Privileg, ein Buch zu schreiben. Die große Kunst bestand darin, einen Verlag davon zu überzeugen, das Buch eines unbekannten Autoren zu verlegen. Dann stiegen jedoch immer mehr Verlage ins Business ein, so dass es schon etwas leichter wurde, Buchautor zu werden. Und dann kamen die Book-on-demand-Verlage, die es ermöglichten, dass jeder Buchautor werden konnte, der bereit war, ein paar Hundert EUR zu investieren. Und jetzt schwappt auch der EBook-Trend verstärkt nach Deutschland, so dass die Einstiegspreise noch mehr sinken und die Verdienstmöglichkeiten deutlich steigen. In den USA sind EBooks sogar schon der Markttreiber, wie Ansgar Warner im newsgrape-Blog vermerkt:

“In den USA …ist Self-Publishing schon nicht mehr eine Ausnahme, sondern die Regel. Mehr als 90 Prozent aller Bücher – egal ob Print oder online – erscheinen ohne Verlag. Im Jahr 2010 wurden 2,8 Millionen „non traditional books“ veröffentlicht, die klassischen Verlagsprogramme umfassten dagegen nur 316.000 neue Titel. Und nicht alles, was da auf direktem Weg das Publikum erreicht, ist nur Spam. Zur Galionsfigur der neuen Grassroot-Bestseller-Bewegung avanciert neben Amanda Hocking nun auch Thriller-Autor John Locke.”

Längst nicht mehr verdienen nur Buch-Bestsellerautoren auch mit EBooks zum Teil sehr gutes Geld. Auch Self-Publisher, die zum Teil gar keine Papierbücher verlegen bzw. verkaufen, kassieren zum Teil richtig ab. “John Locke .. gibt es (fast) gar nicht auf Papier. Denn der US-Autor nutzt hauptsächlich das Kindle-Direkt-Publishing. „All this was achieved Part time, without an agent, publicist, and at virtually no marketing expense“, schreibt Locke über den Erfolg seiner Roman Serie um den Ex-CIA-Hitman Donovan Creed. Wichtiges Argument für die Käufer ist neben Lockes ironischem Schreibstil der Preisvorteil – die meisten seiner Pageturner sind für knapp einen Dollar zu haben.”

Während sich früher eher Nischen-Autoren fast aus Verzweiflung für das Self-Publishing entschieden, entscheiden sich jetzt sogar Topautoren bzw. angehende Topautoren dazu, fast nur noch EBooks zu vertickern. Denn hier ist man hinsichtlich der Preisgestaltung viel flexibler und braucht auch keine hohen Overheadkosten von Verlagen mit zu finanzieren. Und man muss längst nicht alles verramschen. Während John Locke seine Romane für 99 USCent vertickt, kostet sein EBook, indem er erläutert, wie man erfolgreich EBooks verlegt, schon 5 USD.

Ich kann mir vorstellen, dass jetzt immer mehr Blogger aktiv den Markt verfolgen und überlegen, auch ins Self Publishing Business einzusteigen. Und natürlich gibt es auch schon einen Leitfaden, der erläutert, wie man als Blogger Kindle-Ebooks erstellt. Und wer als Blogger erst einmal bekannt werden will, für den gibt es seit kurzem nicht nur Twitter und Facebook, sondern auch das Blogportal Newsgrape. Da kommt so langsam Musik ins Buchbusiness. Und ähnlich wie die Musikverlage schlottern jetzt auch immer mehr Knie der Buchverleger.

One Response to Kindle & Co. pushen den Selbstverlagboom

  1. Ich denke, diese Entwicklung wird den Büchermarkt verändern wie kaum eine andere Entwicklung in den letzten Jahrzehnten: Jedermann kann nun selbst sein Buch ohne nennenswerten Aufwand und ohne nennenswerte Investionen auf den Markt bringen und sehr viele Menschen werden auch genau dies tun.

    Hier mal ein paar Gedanken über mögliche Folgen:

    Künftig ist ein Autor nicht mehr nur auf den Good-will der Verlage angewiesen, wenn er ein Buch auch gedruckt herausgeben will: Gute eBooks werden sich auch gut verkaufen! Und mit guten Verkaufszahlen im Rücken wird es leicht sein, Verlage für eine Printausgabe zu finden.

    Es wird eine extreme Flut an Neuerscheinungen geben, für den lesenden Kunden wird es immer schwieriger, gute Bücher zu identifizieren, Schrott auszusortieren. So werden Leser-Rezensionen (wie z. B. bei Amazon) weiter an Bedeutung gewinnen, und somit auch die Versuche, hier Einfluss zu nehmen…

    Ein eBook lässt sich erheblich günstiger produzieren als ein gedrucktes Werk und zudem kassiert beim Selbstverlag kein externer Verlag mit. Dadurch werden eBooks künftig sehr preiswert zu haben sein (von Top-Sellern mal abgesehen).

    Doch nicht nur die geringen Produktionskosten drücken den Preis, sondern auch die zu erwartenden riesige Konkurrenz. Sobald ein eBook in einer neuen Nische gut verkauft wird, wird es – vor allem bei Sachbüchern – Copy-Cats geben. Diese werden erfahrungsgemäß nicht über die Qualität, sondern über den Preis verkauft.

    Die im Artikel genannten Buchpreise von unter 1 $ zeigen, in welche Richtung es geht. Solche Preise mögen sich auf dem riesigen US-Markt rentieren, aber im deutschsprachigen Raum?

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