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6wunderkinder rufen zur Anty-Copy-Cat-Revolution auf und irren dabei elementar

In der deutschen Internet-Gründerszene gibt es mit den Samwer-Brüdern seit Jahren ein gut gepflegtes Feindbild, weil die drei Brüder vor allem durch Copy-Cat-Gründungen erfolgreich geworden sind, wie bei Amiando, Groupon und Co. Eigener Gehirnschmalz war meist Fehlanzeige. Wie wollen wir noch mit dem erhobenen Zeigefinger auf China zeigen, wenn wir selber nicht besser sind? Aber etwas hinkt der Vergleich dann doch. Denn letztlich sind Geschäftsideen nicht schützbar und warum sollen dann clevere Investoren gute Ideen nicht adaptieren bzw. sich an Unternehmen beteiligen, die solche Ideen adaptieren? Doch mittlerweile werden die Vorwürfe härter. Joel Kaczmarek wirft in seinem Artikel “Der Samwer-Stil: Klein investieren, groß kopieren” unlauteres Vorgehen vor.

Die Gründer vom App-Entwickler 6Wunderkinder gehen einen anderen Weg. In ihrem Blogartikel vor zwei Tagen rufen sie zur Anti-Copy-Cat-Revolution auf. Sie listen in ihrem Beitrag Berliner Internet-StartUps auf, die mit einer eigenen Idee erfolgreich werden wollen. Und Sie fordern alle Gründer auf, auch diesen Weg zu gehen. Aber sie gehen weiter. Sie fordern alle Berichterstatter auf, die Gründer “made in Germany” als wahre Helden zu feiern. Auf jeden Fall zeigt die Resonanz auf diesen Blogartikel, dass der Zeitgeist getroffen wurde.

In einem Punkt irren die 6Wunderkinder aber elementar. Sie behaupten, Berlin wäre die Gründerhauptstadt Europas. Das mag für die Internetszene gelten, aber bestimmt nicht für andere Branchen. Achtung: Internet StartUps machen nur wenige Prozent aller Gründungen aus. Und nochmal Achtung: Nicht nur die Internetszene bringt Innovationen heraus. Dieser Irrglaube mag auch dadurch entstanden sein, dass große Internet-Gründermagazine fast ausschliesslich über Internet-StartUps berichten. Die Gründerszene hat allerdings viel mehr zu bieten als Bits und Bytes. Für mich sind wahre Helden die, die die Welt verbessern, egal ob sie ein Internet-StartUp gründen, ein Social Business aufbauen oder, oder, oder. Und nicht jeder, der ein Internet-StartUp gründet, verbessert die Welt. Aber genau das sollte der Maßstab sein.

Und noch einen Irrglauben will ich aufklären, nämlich den Umgang mit dem Wort Innovation. Prof Simon bringt das in seinem Buch GABALs großer Methodenkoffer Zukunft: Konzepte, Methoden, Instrumente gut auf den Punkt: “Der österreichische Nationalökonom Joseph Schumpeter erklärt das Wesen der Innovation als “Durchsetzung neuer Kombinationen”, die er sowohl für die Herstellung eines Gutes als auch auf die Einführung einer Produktionsmethode, die Erschließung eines Absatzmarkts, die Eroberung einer Bezugsquelle von Rohstoffen und Halfabrikaten oder die Durchführung einer Neuorganisation bezieht.” Für mich sind alle Helden, die Innovationen hervorbringen, ob StartUpler, Angestellte u.s.w. Gegen diesem Irrglauben kämpfe ich seit fünf Jahren mit diesem Blog an.

2 Responses to 6wunderkinder rufen zur Anty-Copy-Cat-Revolution auf und irren dabei elementar

  1. Johannes sagt:

    Da viele Blogs am liebsten über Internet-Start-Ups berichten, hat man echt manchmal das Gefühl, dass es keine nennenswerten Gründungen in der Offline-Welt gibt.

  2. Marco sagt:

    @Johannes
    Dabei sind die nicht Internet-Unternehmen die wirklich großen und wichtigen.

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