In Crowdfunding

Herausforderung für die Crowdinvesting-Szene: StartUp-Vorauswahl

Wie man den Beiträgen hier entnehmen kann, nimmt die Crowdinvesting-Szene in Deutschland enorm an Fahrt auf. Fast täglich nehmen mit mir Macher aus der Szene Kontakt auf, um ihr Projekt vorzustellen. Allerdings muss man kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass in naher Zukunft auch viele der Crowdinvestingplattformen wieder von der Bildfläche verschwinden werden, weil die Resonanz von Seiten der Investoren oder StartUps zu gering sein wird, um auf dieser Basis ein ertragreiches Geschäftsmodell aufbauen zu können. Ich persönlich schätze, dass sich 5 – 10 Plattformen, die in diesem Jahr starten, langfristig durchsetzen werden. Die Zahl ist deshalb relativ groß, weil es sich um wenige “echte Klone” handelt, sondern um Plattformen mit Mehrwert-Innovationen.

Der größte Engpass wird aus meiner Sicht für die Crowdinvestingplattformen darin bestehen, attraktive StartUps davon zu überzeugen, auf ihrer Plattform funden zu wollen. Insofern muss man den StartUps aufgrund der großen Auswahl, die sie haben, schon einiges bieten. Diesbezüglich hat Seedmatch die besten Karten, weil es die einzige Plattform in Deutschland bisher ist, die einen überzeugenden Track-Rekord in Serie vorweisen kann. Jedes StartUp, das auf Seedmatch vorgestellt wurde, konnte sein Funding-Ziel erreichen, i.d.R. sogar deutlich übererfüllen und das in den meisten Fällen in Rekordzeit.

Allerdings legt Seedmatch (zurecht) sehr strenge Maßstäbe an, weshalb zahlreiche Anfragen von StartUps abgelehnt werden. Auf der AUFSCHWUNG-Messe sprach Jens-Uwe Sauer von einem Verhältnis von ca. 30 : 1. Man kann sich vorstellen, dass viele der abgelehnten StartUps versuchen werden, ein Funding auf den anderen Crowdinvestingplattformen durchführen zu können. Insofern besteht natürlich die Gefahr, umso mehr Crowdinvestingplattformen um die Gunst der StartUps buhlen, umso mehr “Spreu” auf den Plattformen vertreten sein wird. Die Kunst besteht darin, die Spreu vom Weizen zu trennen. Und genau hier besteht die große Herausforderung für viele Crowdinvestingplattformen.

Es gibt Plattformen wie Welcome Invest, die (noch) keine Eintrittshürden aufbauen, so dass sich jedes StartUp präsentieren kann, das Lust dazu hat. Insofern wird den Investoren alleine die Verantwortung überlassen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nach meinen Informationen wird aber auch Welcome Investment zeitnah Bewertungsfunktionen anbieten, damit die Investoren voraussieben können. Auf der anderen Seite stehen Plattformen wie Seedinvest, die knallhart aussieben und nur einem Bruchteil die Chance geben, sich bei Ihnen zu präsentieren und ein Funding anzustossen.

Aus meiner Sicht wird die optimale Lösung in der Mitte liegen. Eine Vorauswahl sollte aus meiner Sicht durch die Crowdinvestingplattformen erfolgen. Dafür könnte man aus meiner Sicht sogar eine Prüfungsgebühr z.B. in Höhe von 99 EUR verlangen, die z.B. zur Hälfte wieder erlassen wird, wenn keine Zulassung erfolgt. Die weitere Spreu vom Weizen kann dann durch die Implementierung einer ausgeklügelten Bewertungsfunktion auf der Plattform erfolgen, denn letztlich haben die Investoren unterschiedliche Anlage- und Auswahlkriterien. Und evtl. können auch noch weitere Elemente hinzugefügt werden, wie z.B. eine sog. Fürsprecher oder Mentorenfunktion.

Evtl. könnte man auch daran denken, dass die StartUps erst durch einen ausgeklügelten Vorauswahlprozess gehen müssen, bevor sie dann der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Im Rahmen dieses Vorauswahlprozesses könnte den StartUps auch die Möglichkeit gegeben werden, sich u.a. durch die Unterstützung der anderen registrierten Nutzer zu verbessern, bis alle Auswahlkriterien erfüllt sind, um ein Funding durchführen zu können. Die Vorauswahl könnte so zum fließenden Prozess werden. Auf jeden Fall sollten sich alle Crowdinvestingplattformen Gedanken darüber machen, wie der optimale Vorauswahlprozess aussehen kann. Hier kann man sich auch bei Business Angels Clubs inspirieren lassen.

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