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Die Jahrhundert-Champions (Teil 5): Finanzen konservativ managen

Trotz der Probleme in unseren Nachbarstaaten läuft die Wirtschaft in Deutschland derzeit noch gut. Die Zeichen stehen auf Wachstum und Unternehmer wie Manager bauen in erster Linie auf Innovation und neue Geschäftsideen. Das ist zunächst nicht schlecht, doch dürfen dabei einige altmodische Grundsätze erfolgreichen Managements nicht vergessen werden.

Unter ‚altmodischen Grundsätzen‘ verstehen wir in erster Linie die Bekenntnis zu soliden Finanzen, die auf einer breiten Kapitalbasis und ausreichenden Reserven baut sowie risikoreiches und unüberlegtes Wachstum vermeidet. Einfach ausgedrückt muss ein Unternehmen immer genug auf der Seite haben um unerwartete Herausforderungen und Chancen bewältigen zu können. Engagements die die gesamte Zukunft eines Konzerns auf‘s Spiel setzen sind zu vermeiden – unabhängig davon wie vielversprechend sie sind.

Ein kleiner Ausflug in die Renaissance unterstreicht dieses Argument. Heute sind es in erster Linie Historiker, die sich noch an die Fugger erinnern, doch im 16. Jahrhundert finanzierte die einflussreiche Bankiersfamilie aus Augsburg Herrscher in ganz Europa. Insbesondere dem Hause Habsburg standen die Fugger nahe. Erstmals mit ihnen in Kontakt kamen die Fugger 1473 – als Händler feiner Kleider und Tuchwaren. Das Geschäft wurde im Laufe der Zeit auf Kredite ausgeweitet. Als Gegenleistung für ausfallende Kredite erhielten sie von den Habsburgern Schürfrechte. Angeblich war der politische Einfluss der Fugger vergleichbar mit dem der Medici in Italien und es sollte mehrere Jahrhunderte dauern, bevor eine andere Familie, die Rothschilds, wieder vergleichbaren Wohlstand erreichte.

Der Niedergang des mächtigen Bankhauses läßt sich auf eine folgenschwere Entscheidung von Anton Fugger zurückführen. 1546 lag das Eigenkapital bei 5 Millionen Gulden – dem Höchststand in der Geschichte des Unternehmens – aber Anton Fugger kam zu der Erkenntniss, dass er keinem seiner Neffen die zukünftige Führung des Unternehmens zutraute. Folgerichtig beschloss er das Vermögen innerhalb der Familie aufzuteilen und damit das Firmenkapital zu verkleinern. Der Hintergedanke war die langsame Reduktion der Geschäftsaktivitäten. Allerdings drückte sich dieser Gedanke nur in der Verringerung des Kapitals aus.

In Antwerpen vergab Matthias Oertel über die dortige Tochtergesellschaft weiterhin grosse Darlehen. Als Karl V. einen neuen Krieg gegen Frankreich begann, waren die Fugger schon 1553 wieder zurück in ihrer alten Rolle und finanzierten den Herrscher. Die Erfahrung aus der Vergangenheit gab ihnen die Zuversicht, diese Geschäfte erfolgreich gestalten zu können. Die notwendige Erfahrung war sicherlich vorhanden, doch die Kapitalbasis war wesentlich geringer. Damit stieg das Risiko deutlich. Eine unerwartete Krise bei der Gesellschaft in Antwerpen versetzte der Firma einen ersten schweren Schlag. Zeitgleich waren einige der Kunden, wie König Philip von Spanien, nicht mehr in der Lage oder Willens ihre Kredite zurückzuzahlen. Die Fugger mussten große Verluste hinnehmen. Anfänglich konnte die Firma aufgrund ihrer guten Reputation weiterhin zu adäquaten Konditionen selbst Geld leihen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Als sich die Schwierigkeiten jedoch herumsprachen, stiegen die Zinssätze. Die spanische Episode war hier nur ein erstes Zeichen für noch kommende Schwierigkeiten. Regelmäßige Finanzkrisen und der rückläufige Einfluss der Habsburger veränderten das Geschäftsumfeld so nachhaltig, dass nur ein Unternehmen mit ausreichenden Reserven und talentiertem Management diesen Wandel überstanden hätte. Den Fuggern fehlte offensichtlich Ersteres, weil die Kapitalausstattung bewusst heruntergeschraubt wurde.

In unserer Studie der Jahrhundert-Champions zeigt sich eindeutig, dass konservative Finanzen heute genauso wichtig sind wie in der Renaissance. Ein kleiner Blick auf das Schicksal von Lehman Brothers macht schnell deutlich, was passiert, wenn Risikofreude Überhand gewinnt. Unternehmer sind ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert, die neue Lösungswege benötigen. Trotzdem gelten einige Managementweisheiten heute genauso wie gestern. Gewinn ist Umsatz minus Kosten. Ohne die notwendigen finanziellen Mittel wird Ihr Unternehmen nicht überlegen. So einfach kann Wirtschaft sein.

Mehr Infos zu den Autoren:

Christian Stadler ist Associate Professor für Strategisches Management an der Warwick Business School, England. Philip Wältermann ist in München als Unternehmensberater, Business Angel und Entrepreneur tätig. In ihrem neuen Buch ‚Die Jahrhundert-Champions‘ beschreiben Sie wie Unternehmen langfristig erfolgreich sein können. Regelmäßige Updates finden sie unter http://www.jahrhundertchampions.de/, http://www.facebook.com/Jahrhundertchampions und https://twitter.com/EnduringSuccess.

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