In Innovation, Marketing - Preis, Marketing - Vertrieb, V - Erfolgsfaktoren, V - Tipps und Tricks

Warum der Segway nicht zum “Massenschlager” wurde

Immer wieder präsentieren wir hier Anleitungen, wie man aus einer Produkt- oder Geschäftsidee ein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell bzw- konzept entwickeln kann. Das macht auch Sinn, weil wir hier im Blog genug “Rohstoffe” liefern, um daraus “Diamanten zu schleifen”. Meine Erfahrung ist allerdings, dass sich Gründer, die darin keine Übung haben, schwer tun, solche Anleitungen erfolgreich umzusetzen. Häufig fehlen wichtige Orientierungspunkte und Erfahrungswerte. Dazu zähle ich auch “Lessons Learned” Stories. Ganz wichtig: Sehr viel kann man auch lernen, indem man analysiert, was nicht funktioniert.

Der Innovationsexperte Paul Sloane hat vor einem halben Jahr fünf Gründe rausgearbeitet, warum Segway die eigens verlautbarten Absatzziele noch nicht einmal annähernd erreicht hat und sich bis heute nicht als “Massenprodukt” durchsetzen konnte:

  • Übertriebene Erwartungshaltung aufgebaut
    Segway wurde von den Machern als die “Zukunft” des Ein-Mann-Personen-Transports verkauft. Damit wurden Erwartungen aufgebaut (auch bei Journalisten), die später nicht einmal annähernd erfüllt werden konnten. Das führte zu entsprechenden Enttäuschungen bei Journalisten und Multiplikatoren und “färbte” sich negativ auf das Markenimage ab.

  • Keine Gesamtlösung, nur Stand-Alone-Produkt
    Viele Innovationen setzen sich nicht durch, weil keine überzeugende Gesamtlösung präsentiert wird. Häufig fehlt die Infrastruktur. Das Problem hat auch Segway. Es gibt keine passenden Park- und Stromauflademöglichkeiten. Sowohl auf Gehwegen als auch auf Straßen ist der Segway nicht gut aufgehoben. Segway ist bis heute nicht in ganzheitliche Mobilitätslösungen eingebunden.

  • Gesetzliche Rahmenbedingungen
    In vielen Ländern scheiterte zu Beginn die Markteinführung, weil der Segway nicht für die Straßenbenutzung zugelassen war und auch nicht auf Gehwegen benutzt werden durfte. Noch heute gibt es in vielen Ländern keine einheitliche Regelungen, häufig braucht es Ausnahmegenehmigungen. Das behindert den Vertrieb enorm.

  • Falsche Markteinführungsstrategie
    Aufgrund fehlender Infrastruktur hat sich Segway nie als Massentransportmittel durchsetzen können. Die Alternative besteht darin, das Produkt in Nischenmärkten zu positionieren. Dafür hatte es eine gut durchdachte Markteinführungsstrategie gebraucht, leider hat Segway viel zu lange daran festgehalten, den Segway als Massenprodukt zu vermarkten und hat zu spät eine Nutzen-Kosten-Analyse pro Nischenzielgruppe durchgeführt.

  • Erfindung statt Innovation
    Im Rahmen der Entwicklung wurden zu wenig und zu spät die Nutzergruppen eingebunden, für die der Segway sinnvoll gewesen wäre. So handelte es sich beim Segway klassisch um eine Erfindung, nicht um eine Innovation. Erst später wurde mit den Zielgruppen über Lösungen nachgedacht, die den Nutzen des Segways hätten erhöhen können.

Es gibt aus meiner Sicht weitere Gründe, warum der Segway nicht zum Massenverkaufsschlager wurde:

  • Timing
    Viele Innovationen scheitern, weil sie häufig zu früh in den Markt eingeführt werden. Auf jeden Fall war es zu früh, den Segway gleich zu Beginn als Massentransportmittel einzuführen, ohne das gesetzliche Rahmenbedingungen und nötige Infrastruktur vorhanden waren.

  • Preis
    Der Preis ist auch heute noch zu hoch, um den Segway als Massentransportmittel erfolgreich vermarkten zu können. Vor der Markteinführung muss geprüft werden, ob ein Produkt bei Erreichen bestimmter Stückzahlen und unter Berücksichtigung von Alternativen so günstig angeboten werden kann, dass es massentauglich ist.

  • Distributionsstrategie
    Der Segway ist ein sehr erklärungsbedürftiges Produkt. Deshalb braucht es die richtige Distributionsstrategie, um das Produkt zu vermarkten. Auch deshalb schon ist der Segway nicht massentauglich. Zudem gibt es Zielgruppen, wie Rentner, für die der Segway aus meiner Sicht ungeeignet ist, weil die Bedienung zu kompliziert und das Fahren mit dem Segwar zu riskant (verletzungsanfällig) ist.

Trotzdem kann man nicht vom Flop sprechen. Das Unternehmen, das den Segway erfunden und in den Markt eingeführt hat, existiert auch heute noch. Insofern kann man das Management dafür loben, dass es das Überleben des Unternehmens gesichert hat, obwohl die Ziele auch annähernd nicht erreicht wurden. David Aaker geht in seinem Artikel näher darauf ein. Die hier dargestellten Punkte und Überlegungen zeigen vielmehr nur auf, warum der Segway nicht zum Massenverkaufsschlager wurde und auch derzeit nicht erkennbar ist, warum sich das in Zukunft ändern sollte.

4 Responses to Warum der Segway nicht zum “Massenschlager” wurde

  1. Tomas Ehmann sagt:

    Ganz ehrlich – Ich mache meinen nächsten Wohnsitz abhängig von einer Segwaytauglichkeit, leider dann wohl nicht in Deutschland 🙁 – aber ich hab ja noch ein paar Jährchen bis dahin .-) Leider stimmen die obigen Argumente “noch”.

  2. Tim sagt:

    Es fehlen die beiden entscheidenden Gründe: fehlender Nutzen und fehlende Coolness.

    Eines von beidem braucht man für ein erfolgreiches Produkt.

  3. […] Musik-Duo Cazzette vermarktet neues Album exklusiv auf Spotify Lessons learned des Monats:Warum der Segway nicht zum “Massenschlager‹ wurde Tipp des MonatsNeue Einblicke durch Jobrotation außerhalb des Unternehmens Buchtipp des […]

  4. […] die zu lange für den Segway PT eine Positionierung als Massentransportmittel vorsah, floppten die Gefährte auf dem Massenmarkt. Nun, unter neuer Regie, verpasst man Segway ein […]

Schreibe einen Kommentar