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Kleine Steuerlehre

Derzeit reist ein Saarländer durch Deutschland und versucht jedem zu erklären, dass die Reichen mehr geschröpft werden sollen und die Armen dafür mehr bekommen sollen. Dabei entwickelt er eine Milchmädchenrechnung nach der anderen, garniert das ganze mit Halbwahrheiten und mixt aus verschiedenen Statistiken einen Zahlencocktail, von dem einem nur schwindelig werden kann. Christian Reiermann versucht in einem aktuellen Spiegel-Online-Artikel, den Demagogen aus dem Saarland zu entlarven und zeigt an zahlreichen Beispiele auf, wie verquer die Logik von diesem Saarländer ist. Absolut lesenswert.

Wie sehr sich die Besserverdiener solidarisch verhalten, zeigt eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 25.08.2008. Demnach entfallen nach Auswertung der Zahlen aus dem Jahr 2004 auf die Steuerpflichtigen mit mehr als 37 500 Euro Jahreseinkünften (In Deutschland liegt der Anteil an Besserverdiener bei 26,8 %) 79,6% der festgesetzten Lohn- und Einkommensteuer. Die Hälfte der gesamten Lohn- und Einkommensteuer wendeten Steuerpflichtige mit jährlichen Einkünften von mehr als 66 200 Euro auf; das waren 8,2% aller Einkommensteuerpflichtigen. Oder anders formuliert: Eine kleine Minderheit schultert den Großteil der Einnahmen aus Lohn- und Einkommensteuer.

Jetzt muss man allerdings erwähnen, dass nur ca. 25 % des gesamten Steueraufkommens in Deutschland aus Lohn- und Einkommensteuer generiert wird. Die größten Batzen (das Steueraufkommen in Deutschland im Jahr 2007 lag insgesamt bei 538 Mrd. EUR) verteilen sich auf:

  1. Steuern vom Umsatz: 170 Mrd EUR
  2. Lohn- und Einkommensteuer: 132 Mrd EUR
  3. Gewerbesteuer: 40 Mrd. EUR
  4. Energiesteuer: 38 Mrd. EUR
  5. Körperschaftssteuer: 23 Mrd. EUR
  6. Tabaksteuer: 14 Mrd. EUR
  7. Solidaritätszuschlag: 12 Mrd. EUR
  8. Grundsteuer: 10 Mrd. EUR
  9. Versicherungssteuer: 10 Mrd. EUR
  10. Kfz-Steuer: 9 Mrd. EUR

Infoquelle: Wikipedia.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Konsumenten am meisten Steuern aufbringen, dann kommen die Angestellten und zum Schluss die Unternehmen. Wenn man jetzt aus dem Saarland käme, könnte man einen einfachen Dreisatz aufstellen und sagen, dass man alle drei Gruppen gleich belasten sollte und deshalb die Unternehmer am meisten geschröpft werden sollten. Und zu welchen Lasten ginge das? Zu den Lasten der Mitarbeiter. Und wenn eins fair ist, selbst nach der Logik von diesem Saarländer, dann die Beteiligung des Proletariats an den Erfolgen des Unternehmens. Gar nicht so einfach, das kleine 1 x 1 der Steuerlehre 🙂

4 Responses to Kleine Steuerlehre

  1. David sagt:

    “Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Konsumenten am meisten Steuern aufbringen, dann kommen die Angestellten und zum Schluss die Unternehmen.”

    Schön, vielleicht hast Du dir gerade selbst erklärt warum dieser nette Populist so erfolgreich ist.
    Das Einkommen der Deutschen entwickelt sich nun einmal negativ – verursacht durch steigende Steuern und sinkende Gehälter.
    Nimm es bitte als wertungsfreie Aussage, berührt mich ja nicht als im Ausland lebender Deutscher 😉

    p.s. find den blog richtig gut – herzlichen glückwunsch!!

  2. […] so, dass es nicht nur den Mehrverdienern besser geht? Burkhard hat zu diesem Thema ein interessante Steuerstatistk ausgepackt. So verteilt sich das Steuereinkommen des Staates wie folgt: 1. Steuern vom Umsatz: 170 Mrd EUR 2. […]

  3. Kasi sagt:

    Deine Rechnung und Argumentation ist nicht ganz richtig.

    Erstens ist so, dass es nicht die Gruppe der Konsumenten, die Gruppe der Unternehmer/Selbständigen, und die Gruppe der Arbeitnehmer gibt.

    Sowohl Unternehmer als auch Arbeitnehmer konsumieren für den privaten Bedarf, d.h. bezahlen theoretisch doppelt Steuern, einmal, wenn das Einkommen erwirtschaftet wird, ein zweites Mal wenn es ausgegeben wird. Unternehmer/Selbständige haben aber zahlreiche Möglichkeiten, ihre Einkommenssteuern zu senken, die Arbeitnehmer nicht haben.

    Hinzu kommt, dass nicht wenige Unternehmer/Selbständige die Umsatzsteuer für ihren privaten Konsum nicht bezahlen, weil sie diese privaten Ausgaben als Betriebsausgaben deklarieren.

    Was außerdem nicht ganz richtig ist, dass die höchsten Einkommen die meiste Umsatzsteuer bezahlen würden. Angenommen, es gäbe eine für alle Einkommen einheitliche Einkommenssteuer von 25%. Dann wäre es immer noch so, dass die hohen Einkommen in absoluten Zahlen mehr Steuern bezahlen als die niedrigen Einkommen, obwohl sie relativ zu ihrem Einkommen gleich viel bezahlen. Das könntest Du nur vermeiden, wenn Du niedrige Einkommen mit höheren Einkommenssteuern belastest.

    In Deutschland ist es aber so, dass die Einkommenssteuer progressiv ansteigt, wie Du sicherlich weißt, aber an einer bestimmten Grenze halt macht. Das bedeutet, dass für hohe Einkommen die Steuer gemessen an ihrem Einkommen (!) sich wieder senkt.

    Darum geht es im Kern bei der Forderung, die hohen Einkommen stärker zu belasten. Man kann zu Lafontaine ja stehen wie man will, aber ist wichtig, beim 1×1 der Steuerdebatte nicht den Überblick zu verlieren. 😉

  4. Gorden sagt:

    Cooler Blog, cooles Thema,
    ich arbeite für einen digitalen Vertrieb und schreibe auch einen Blog über das Marketing von Musikern und das Thema mit Steuern etc. pp hatte ich auch schon, weil es wirklich ein hammer ist was hier in der brd passiert.. Es ist ziemlich interessant alles mit den Zahlen..

    Viele Grüße
    Gorden

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