In Internet, Trends

Wie Politiker und Parteien das Web 2.0 nutzen (werden)

2009 ist das Superwahljahr. Alles fängt in einer Woche mit den Landtageswahlen Hessen an. Und hier will Thorsten Schäfer-Gümbel, der Spitzenkandidat für die SPD, mit Web 2.0 Aktivitäten punkten. So hat er seit kurzem u.a. ein Twitter-Account. Robert Basic hat die Chance schnell genutzt und mit TSG ein Twitterinterview geführt. Das war irgendwie cool, wenn auch sehr inhaltsleer.

Die Frage ist nun, wie sehr sich Parteien und Politiker dem Web 2.0 bedienen, um es für den Wahlkampf zu nutzen. Die Agentur Newthinking Communications, an der u.a. der netzpolitik-A-Blogger Markus Beckedahl beteiligt ist, gibt deshalb seit Juli 2008 jedes Quartal die Studie “Politik im Web 2.0 in Deutschland” heraus. Vor kurzem wurde die 3. Studie unter der Bezeichnung “Politik im Web 2.0 – Zwischen Strategie und Experiment“ herausgegeben.

Foglendes Fazit wurde in der aktuellen Studie veröffentlicht: „Die Aktivitäten der deutschen Parteien und Spitzenpolitiker im Social Web nehmen langsam zu. Dabei spiegeln die Zahlen deutliche Tendenzen zur Wahlkampftauglichkeit verschiedener Social Media-Plattformen wieder. So ist zum einen die Rolle von Facebook als wahrscheinliche zentrale Plattform für den Onlinewahlkampf trotz nach wie vor überschaubarer deutscher Nutzerzahlen absehbar, zum anderen der Wille der Parteien zur Nutzung von YouTube unübersehbar.”

Wenn ich ehrlich bin, dann finde ich die Web 2.0-Aktivitäten der Parteien und Politiker eher bescheiden bis einfallslos. Warum gibt es noch keine parteieigenen Web 2.0-Plattformen, in denen Kommunikation und Entwicklung neuer Ideen im Crowdsourcingstil im Vordergrund stehen? Gerade die FDP will in diesem Berich Vorreiter werden. Und diesbezüglich würde ich auch die o.g. Studie kritisieren. Hier wird nur eine Bestandsaufnahme durchgeführt, aber kein Blick in die Zukunft mit Handlungsempfehlungen gewagt. Das finde ich ehrlich zu dünn und nicht mehr Web 2.0-konform.

Eine Aussage in der Studie zeigt mir, dass die Ersteller der Studie einen Knackpunkt des Web 2.0 Wahlkampfes zumindestens erkannt haben: “Spannend ist die Frage, wie weit sich ein Wahlkampf jenseits der Parteizentralen im Internet entwickelt – getragen von Mitgliedern und Sympathisanten und ohne die Zustimmung der taktierenden Apparate, die jeden Schritt sorgsam abwägen.” Genau hier schlummert ein enormes Potential, das aus meiner Sicht noch nicht annähernd angezapft wurde und starkes Wachstumspotential hat.

One Response to Wie Politiker und Parteien das Web 2.0 nutzen (werden)

  1. Jan Manz sagt:

    Grundsätzlich finde ich es richtig, überhaupt einmal eine Bestandaufnahme zu machen – und den Spiegel vorzuhalten, dass ghier noch einiges erreicht werden kann.
    Interessant ist zudem – auch wenn dies schon mehrfach getan worden ist – den Blick über den großen Teich zu werfen, auf Barack Obama.
    Hierzu gibt es einen sehr lesenswerten Beitrag von , der u.a. hier verlinkt ist: . Und das Gute: Ein paar der oben als “fehlend” bezeichneten Handlungsempfehlungen sind auch drin.

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