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Wer trägt mehr Risiko, Selbständige oder Angestellte?

Jörg Weisner stellt in einem aktuellen Blogartikel die Frage “Angestellt oder selbständig – wer trägt mehr Risiko?” und gibt auch gleich die Antwort: “Insgesamt unterscheidet sich die Sicherheit eines Angestellten nur marginal von der eines Selbständigen. Mit einem riesen Unterschied. Der Selbständige ist es gewohnt, für sich selbst zu sorgen. Er muss sich immer wieder neu beweisen und auch seinen Kunden immer wieder neu beweisen, dass er sein Geld wert ist. Wenn das nicht klappt, dann spürt er es sofort – in seinem Geldbeutel. Ich bin überzeugt davon, dass diejenigen, die selbständig arbeiten, durch dieses ständige Training ihre Problemlösungsmuskeln stärker ausgebildet haben, als die Angestellten. Sie sind oft widerstandsfähiger. Und genau diese Fitness hilft ihnen in der Krise.”

Damit spricht Jörg einen ganz wichtigen Punkt an. Die vermeintliche Sicherheit im Angestelltendasein ist extrem trügerisch. Fragt doch mal Arbeitnehmer 40 +, die unfreiwillig auf neuer Jobsuche sind. Das ist heute genauso wenig ein Zuckerschlecken wie die Selbständigkeit. Und wenn sich das Arbeitslosengeld I dem Ende neigt, wagen viele dann den kalten Sprung in die Selbständigkeit. Daran kann man sich schnell verkühlen, weil man eigentlich auf dieses neue Abenteuer nicht vorbereitet wurde. Zudem hat man meist einen hohen Lebenstandard und einen Hauskredit zu bezahlen. Das sind alles enorm hohe “Hypotheken” für den Start in die eigene Selbständigkeit.

Besonders brutal für die Neustarter ist, dass sie auf einmal alle Entscheidungen selbst treffen müssen und es nicht mehr viele unsichtbare Hände gibt, die einem viel abnehmen. In solch einer Situation kann man viele Fehler machen. Dieses Gefühl der Unsicherheit lässt viele erstarren. Die Lösung: Man kämpft nicht allein an allen “Fronten”, sondern holt sich Unterstützung. Für fast alle Wertschöpfungsstufen gibt es externe Partner, die einem die Arbeit gegen eine variable oder gewinnabhängige Vergütung abnehmen. Zudem gibt es viele Unternehmer, die sich gegenseitig unterstützen, damit das Sicherheitsgefühl wieder steigern. Die Quintessenz: Man hat es selber in der Hand, wie viel Risiko man zulässt. Das ist im Angestelltendasein selten der Fall. Es wird Zeit, das Wort Risiko neu zu definieren bzw. in einem Zeitzusammenhang zu stellen.

4 Responses to Wer trägt mehr Risiko, Selbständige oder Angestellte?

  1. Jörg sagt:

    Burkhard,
    super Ergänzung. Wie Du schon auf einem Deiner letzten Beiträge selber sagtest, gutes Bloggen ist wie Billardspielen. Danke!
    Meine nächsten “Stöße” reifen bereits 😉

  2. Marc sagt:

    wow, die Blogbeiträge sind insgesamt doch sehr einseitig verfasst.

    Beim Selbständigen unterstellt man, dass es sich um eine 1-Mann-Show handelt, des weiteren berücksichtigt man nicht, was man noch alles >nebenteilweise< modifiziert http://www.rkkm.de/archiv.php?show=solo&id=1 es gibt diesbzgl. jedoch noch weitere Lücken, was den Rahmen hier jedoch sprengen würde.

    Abgaben wovon manche noch nie was gehört haben sind fällig wie IHK/HWK, evtl. gewisse Auflagen/Genehmigungen um überhaupt selbständig tätig zu sein.

    Der Spass-Faktor wurde ebenfalls angesprochen, wer sagt dass der selbständige nach Jahren seines Aufbaus der Selbständigkeit noch Spass hat?
    Viele Selbständige haben nicht nur einen 8 Stunden Tag, sondern nehmen die Probleme vom Tage mit in die Familie bzw. verlängern die Arbeitszeit, wo andere schon Freizeit haben.

    Es bleibt unberücksichtigt, dass man mit dem evtl. geringen Geld am Start eines Unternehmens sämtliche Kosten optimiert und in der PKV den günstigsten Tarif wählt, da man kaum krank ist, jedoch nicht berücksichtigt, dass man keine KK-Altersrückstellung bildet oder dass man grundsätzlich die Absicherung der Familie und seine eigene fürs Alter unberücksichtigt läßt.

    Der Arbeitnehmer hatte bis vor wenigen Jahren doch ein geruhsames Leben, der Arbeitgeber hat alles für ihn erledigt und er wußte was monatl. zur Verfügung stand. Hiermit hat man sodann geplant und Ratenkredite, Bausparverträge, Riester usw. zukunftsweisend ausrichten können – Großinvestitionen wie einem Hauskauf stand nichts mehr im Wege, zumal die Banken die Arbeitsverträge als “Sicherheit” größtenteils akzeptierten bzw. höher bewerteten als E/A – Bilanzen.
    Krankheit ist durch den Arbeitgeber abgedeckt, Urlaub und Freizeit kann heute noch fest eingeplant werden.

    Sollte der Arbeitnehmer 40+ entsprechende (für ihn ja großtenteils kostenlose) Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt haben, so kann er nun genau dieses Wissen in eine evtl. spätere Selbständigkeit (bei nicht Vermittlung)einbringen und gewinnbringend umsetzen. Er erhält sogar für den Start staatliche Gelder ohne große Anträge.

    Alles hat Vor- und Nachteile, wobei die Vorteile bei einem Arbeitnehmer eindeutig überwiegen.
    Von der “Hängematte” auf eignen Füssen zu stehen, ist halt nicht einfach, aber machbar.

    Auch der o.g. Lösungsansatz ist in meinen Augen trügerisch, denn viele Selbständige kommen einfach nicht “zusammen” weil der Neidfaktor und die Interesse weit auseinander gehen. In der Praxis funktionieren bsw. die Marketing-Gemeinschaften der Einzelhändler doch so gut wie nicht. Einzelne gemeinsame Werbeaktionen, machen noch lange nicht ein abgerundetes starkes Team.
    Die o.g. Berater usw. zu finden, die wirklich auch gut sind ist ebenfalls eine Odyssee und sodann müssen diese bezahlt werden (egal ob variabele oder feste Vergütungen).

    Nicht das Wort Risiko sollte man neu definieren, sondern seine grundsätzliche Lebensart/-weise überdenken. Muss es immer mehr/neuer/höher/billiger sein (Neid-Faktor-Deutschland) oder sollte man wieder mehr zur Gemeinschaft/Hilfsbereitschaft zurück finden und somit das vorhandene Potential ausschöpfen um gemeinsam nach vorn zu kommen.

    Nur das wird noch langere Theorie bleiben 😉
    PS: das war das Wort zum Sonntag *G

  3. Jana sagt:

    Die Entscheidung selbstständig oder angestellt steht für mich im Zusammenhang mit der Masse der Menschen, die sich doch für angestellt entscheiden.

    In Sachsen z.B. sind nach einer Studie nur noch 12% selbstständig tätig. Was das wirtschaftlich bedeutet ist klar. Eine Minderheit schafft Arbeitsplätze bzw. bietet diese an.

  4. […] auf dieses Credo eines Unternehmers gestoßen bin. Es passt hervorragend zu den Beiträgen die Burkhard Schneider und ich zum Thema des Selbständigseins geführt […]

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