In V - Buchbesprechung

Buchbesprechung (Teil 5): Hidden Champions des 21. Jahrhunderts

Heute will ich, bevor ich im nächsten Posting die Serie abschließe, auf die Wettbewerbssituation und Wettbewerbsvorteile der Hidden Champions eingehen. Zuerst fällt auf, dass die meisten Hidden Champions in oligolopolistischen Angebotsmärkten agieren. Es gibt häufig nur 3 – 6 ernstzuenehmende Wettbewerber. Das ist nicht verwunderlich, weil der Marktanteil sehr eng mit der Zahl der Wettbewerber zusammenhängt. Umso weniger Wettbewerber es gibt, umso höher ist durchschnittlich der Marktanteil der Wettbewerber und insbesondere des Marktführers. Trotz der meist oligolopolistischen Angebotssituation herrscht in den Märkten meist eine sehr hohe Wettbewerbsintensität. Deshalb sehen viele Hidden Champions ihre Zukunft nicht als gesichert. Sie leben im Bewusstsein, die Marktführerschaft immer wieder neu erkämpfen bzw. verteidigen zu müssen. Neue Konkurrenten bzw. Substitute spielen weniger eine Rolle. Genauso ist die Abhängigkeit zu Lieferanten meist nicht sehr groß, allerdings zu den Kunden, wobei diese Abhängigkeit meist auf Gegenseitigkeit beruht.

Nach eigener Einschätzung besitzen die Hidden Champions folgende Wettbewerbsvorteile (Mehrfachnennungen waren möglich):

  1. Produktqualität: 58 %
  2. Kundennähe: 48 %
  3. Beratung: 48 %
  4. Liefertermintreue: 44 %
  5. Wirtschaftlichkeit: 41 %
  6. After-Sales-Service: 40 %
  7. Systemintegration: 37 %
  8. Lieferflexibilität: 31 %
  9. Distribution: 22 %
  10. Made in Germany: 17 %

Wenn man die zwei Befragungen von Hermann Simon, die zehn Jahre auseinanderliegen, vergleicht, dann fällt auf, dass folgende Wettbewerbsvorteile im Rahmen einer offenen Befragung prozentual am meisten Bedeutung hinzugewonnen haben: Beratung, Systemintegration, Anwendungsfreundlichkeit/Einfachheit, Technologie. Sehr wichtig ist auch zu beleuchen, welche Wettbewerbsvorteile nachhaltig sind. Wettbewerbsvorteile, die sich “nur” auf das Produkt beziehen, sind sehr schnell vergänglich. Oft brauchen Wettbewerber nur wenige Wochen oder Monate, um Produkte nachzubauen. Und selbst wenn Produkte mit Patentschutz belegt sind, ist die wesentliche Frage, ob dieser Schutz auch durchsetzbar ist. Das ist im Rahmen der Globalisierung nicht immer und überfall der Fall. Bedeutend schwieriger ist es, Produktions- oder Organisationsprozesse zu kopieren. Ganz schwierig oder fast gar nicht können Qualifikationen der Mitarbeiter und Wertesysteme nachgeahmt werden. Deshalb setzen immer mehr Hidden Champions auf Beratung und Systemintegrationsleistungen beim Kunden, da man dafür sehr qualifizierte Mitarbeiter braucht. Und genau deshalb ist es nicht verwunderlich, dass viele Hidden Champions ihre Wettbewerbssituation weiter ausbauen.

3 Responses to Buchbesprechung (Teil 5): Hidden Champions des 21. Jahrhunderts

  1. Gibt es zu dieser Buchbesprechung auch den Teil 4, oder habe ich da einfach nur etwas übersehen?

    Gruß … Marc Perl-Michel

  2. Ja, es gibt einen Teil 4 unter http://www.best-practice-business.de/blog/?p=3391.

    Da ich den Teil 4 nicht mit dem Tag “Buchbesprechung” versehen habe, ist er allerdings in der gleichnamigen Kategorie nicht erschienen. Das habe ich sofort nachhgeholt.

    Danke für den Hinweis.

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