In V - Buchbesprechung

Buchbesprechung: “Was Top-Unternehmen anders machen”

Auf der Rückseite des Buches “Was Top-Unternehmen anders machen: Große europäische Strategie-Studie – Interviews mit Top-Führungskräften – Erfolgsfaktoren – Fallbeispiele” aus dem Jahr 2006 wird der Inhalt wie folgt beschrieben: “Warum gelingt es einigen Unternehmen immer wieder – auch unter schwierigen Bedingungen –, überdurchschnittliche Erfolge zu erzielen, während andere unter Druck geraten? Die Ergebnisse eines großen internationalen Strategieforschungsprojekts, an dem über 1.100 Führungskräfte aus acht Ländern teilgenommen haben, sind eindeutig. Es sind weniger die Struktur und die Attraktivität der Branchen, die entscheiden. Vielmehr hängt der Erfolg zentral von unternehmensinternen Faktoren, die ganz im Einflussbereich des Managements stehen, ab. Dazu zählen vor allem die Innovationsfähigkeit, Kernkompetenzen, eine Entrepreneurship-Kultur und eine konsequente Orientierung am Markt. Letztendlich sind es aber die Einstellungen, Werte, Denkhaltungen und Verhaltensweisen des Top-Management-Teams, die die Grundlage für den nachhaltigen Erfolg bilden.”

Klingt jetzt alles nicht revolutionär. Die beschriebenen Erkenntnisse gehören schon viele Jahre zum Manager-Allgemeinwissen. Trotzdem ist das Buch sehr lesenswert. Denn die Stärke des Buches liegt hier im Detail. Denn hier wird Marktorientierung nicht nur als Kunden- und Wettbewerbsorientierung verstanden. Vielmehr werden Beispiele aus allen Wertschöpfungsbereichen des Unternehmens präsentiert. So bauen die Zulieferer schon 65 % des ganzen Autos her, Tendenz deutlich steigend. Grundsätzlich setzt sich das Konzept der “Open Innovation” in immer mehr Unternehmen durch. Nicht nur wenige Mitarbeiter im Unternehmen, sondern auch Kunden (Lead-User), Zulieferer, Vertriebspartner und externe Spezialisten werden in die Innovationsarbeit eingebunden. Erfolgreich ist, wer der beste “Netzwerkmanager” ist und eben auch externe Partner optimal mit einbindet.

Auch nicht revolutionär, aber trotzdem praktisch ist der Kernkompetenz-Fragencheck:

  1. Ist die Kernkomeptenz wertvoll (für die Kunden)?
  2. Ist die Kernkompetenz selten?
  3. Ist die Kernkompetenz nur schwer zu imitieren oder zu substiuieren?
  4. Ist die Kernkompetenz übertragbar auf unterschiedliche Märkte / Produkte?

Nur, wenn alle Fragen mit ja beantwortet werden können, lohnt es sich, diese besondere Fähigkeit als Kernkompetenz auszubauen. Meist besitzen die Unternehmen solche Schätze im Unternehmen, erkennen sie aber nicht als solche.

Am besten gefallen mir natürlich die Best-Practice-Beispiele im Buch, wie könnte es auch anders sein 🙂 Am Beispiel der australischen Weinmacher wird z.B. erklärt, wie man durch die Veränderung von Spielregeln den Nutzen für die Kunden deutlich erhöht. So verwenden die Australier Weintrauben aus dem ganzen Land, um kostengünstig gleichbleibende Qualität zu sichern. Durch Innovationen in der Weinproduktion und große Produktionsstätten können die Kosten für die Herstellung niedrig gehalten werden. Der Vertrieb erfolgte insbesondere über Supermärkte und nicht den traditionellen Weineinzelhandel. Das Ergebnis: Der Marktanteil konnte von 2 auf 22 % erhöht werden. Umgekehrt wird erklärt, warum der Erfinder des Carving-Ski nicht von seiner Erfindung profitieren kann. Neugierig geworden? Na, dann lohnt sich ein längerer Blick ins Buch. Weitere Appetithappen gibt es in diesen Vortragsfolien.

3 Responses to Buchbesprechung: “Was Top-Unternehmen anders machen”

  1. Réka sagt:

    Vor einigen Jahren haben Jim Collins und seine Mannschaft in den USA ähnliche Forschungen gemacht. Zuerst über die am besten leistenden und berühmtesten Großunternehmen, daraus entstand das Buch „Build To Last“ (Immer erfolgreich). Dann über die am besten entwickelnden börsennotierten Unternehmen: die Ergebnisse dieser Forschung fassten sie im Buch Good To Great (Der Weg zu den Besten) zusammen. Das letzte habe ich gelesen, und ich kann es nur empfehlen: guter, lesbarer Text, aber auch eine Menge Daten (mindestens im Anhang).
    Auch sie betonen die Wichtigkeit einer gut definierten Kernkompetenz. Ihrer Meinung nach ist die Übertragbarkeit auf andere Märkte und Produkte von nicht so großer Bedeutung – ein Unternehmen kann auch auf einem Nischenmarkt erfolgreich sein.
    Auch in Bereichen Unternehmenskultur und Management-Leadership haben sie wichtige Erfolgsfaktore, die die ausgezeichneten Unternehmen gemeinsam hatten, gefunden. Einige von ihnen klingen ganz erstaunlich.

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