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Der Gutbanker Andreas Treichl hat ein Herz für Pleitiers

Der 54-jährige Bankmanager Andreas Treichl hat die Zweite Wiener Vereins-Sparcasse für Menschen gegründet, von denen andere Geldinstitute nichts mehr wissen wollen, weil sie private Insolvenz angemeldet haben. Damit versucht Andreas Treichl die Teufelsspirale zu stoppen, in der sich diese Menschen nach diesem finanziellen Schickssalsschlag meist befinden. Denn wer kein Konto hat, hat nicht nur Probleme, einen neuen Job zu finden, sondern auch bei der Überweisung von Miete, Gas oder Strom.

Andreas Treichl ist Chef der Ersten Bank, die inzwischen mit einer Bilanzsumme von mehr als 160 Milliarden Euro zum Trio der führenden Wiener Großbanken gehört. Er gilt als höchstbezahlter Bankmanager in Österreich. Und trotzdem oder vielleicht genau deshalb hat er das Ziel gehabt, sich auf sinnvolle Art und Weise sozial zu engagieren. Ergebnis ist die Gründung der “Zweiten Bank”.

Für sein soziales Projekt überredete Andreas Treichl die “Erste österreichische Spar-Casse Privatstiftung” als Haupteigentümerin der Erste Bank, für die nächsten vier Jahre 5,8 Millionen Euro bereitzustellen, um damit Menschen in Not zu helfen. 170 Mitarbeiter und Ruheständler der Ersten Bank arbeiten freiwillig und ohne Bezahlung in ihrer Freizeit in der Zweiten Bank. Zudem wird mit der Schuldnerberatung und Caritas kooperiert. Kunden der Zweiten Bank verpflichten sich, von einem der beiden Hilfsinstitutionen unterstützt zu werden. Die Nachfrage ist enorm und überstieg gleich zu Beginn alle Erwartungen.

Durch o.g. Maßnahmen ist es möglich, das Girokonto für die Kunden der Zweiten Bank kostenfrei anzubieten. Das Guthaben wird mit 0,5 % verzinst. Überziehungen sind nicht erlaubt. Pro Quartal ist eine Kaution von neun Euro fällig, die die Kunden bei ordnungsgemäßer Kontoführung bei Auflösung des Kontos (unverzinst) zurückbekommen. Zusätzlich wird ein gebührenfreies, reines Sparkonto geboten. Dieses wird mit 1,625 Prozent jährlich verzinst. Beide Konten sollen zunächst für drei Jahre zur Verfügung gestellt werden. Anschließend soll Hilfe geboten werden, wieder ein normales Bankkonto erwerben zu können. Gefunden in Süddeutsche Zeitung via beratungsletter.

Von diesem Beispiel für soziales Engagement bin ich einfach begeistert. Hier kauft sich ein gutverdienender Bankmanager nicht einfach mit einer Spende frei, sondern engagiert sich für ein soziales Projekt und bindet dabei zahlreiche andere Partner und Personen ein, die das Projekt im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen. Andere Hilfsorganisationen hätten wahrscheinlich gar nicht die Kontakte, um so schnell und nachhaltig solch eine “Zweite Bank” zu gründen und zu managen. Schade nur, dass ein schweizer Bankmanager in Deutschland nicht eine ähnliche Intitiative gestartet hat. Damit hätte er tatsächlich etwas für sein sehr angeschlagenes Image machen können.

2 Responses to Der Gutbanker Andreas Treichl hat ein Herz für Pleitiers

  1. arthur sagt:

    So toll finde ich das nicht.
    In Deutschland bekommen die Leute mit Privatinsolvenz ein Guthabenkonto, dafür brauchts keine Schweizer Bankiers.
    Ich weiss nicht wie das in Österreich gehändelt wird, aber gegenüber Deutschland sehe ich nur den Vorteil eines (bedingt)kostenlosen Kontos. Dafür arbeiten die Mitarbeiter unentgeltlich, wenn also jemanden der Ruhm für dieses soziale Projekt zusteht, dann doch den Mitarbeitern.

  2. Mir wurde es schon öfters berichtet, dass es tatsächlich auch in Deutschland Probleme geben soll. Zudem gefällt mir an dem österreichischen Konzept die Kooperation mit anderen Partnern, um nachhaltig zu helfen und nicht nur ein kostenloses Konto anzubieten.

    Mir geht es aber bei der Story um etwas anderes. Ich finde es genial, dass ein Banker solch eine Aktion initiiert hat. Für mich ist jeder Mitarbeiter, der dort ehrenamtlich mithilft, ein Held, allerdings brauch es immer eines verantwortlichen Machers, der solche eine Initiative startet.

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