In Finanzen, V - Existenzgründung

Neue Ideen braucht das Land: Wann kommt die Gründeraktie?

Jeder erfahrene Gründer bzw. Jungunternehmer weiß, dass es ca. 3 -5 Jahr dauert, bis man aus eigener Kraft ein ähnlich hohes Gehalt wie vorher als Angestellter beziehen kann. Vor kurzem habe ich einem Vortrag erfahren, dass laut einer Untersuchung des Instituts für Mittelstandsforschung das Gründergehalt in den ersten drei Jahren nach Gründung durchschnittlich bei 15.000 – 17.000 EUR pro Jahr liegt. Diese Werte zeigen auf, dass der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit o.g. Problem nicht nachhaltig lösen, sondern nur die ersten Monate überbrücken kann. Danach braucht es ein privates Rücklagenpolster, die finanzielle Unterstützung der Familie, einen Nebenjob, um die meist hohen privaten Lebenshaltungskosten decken zu können. Oder man nimmt einen Kredit auf und hofft, die Schulden jemals zurückzahlen zu können.

Gibt es nicht neue, bessere Lösungsideen für o.g. Problem? Georg Genfeld und Thomas Krischer, die sich durch den Aufbau des ECommerce-StartUp Stresslessdress einen Namen gemacht haben, habe in ihrem jüngsten Blogposting einen interessanten Vorschlag zu diesem Thema unterbreitet: Gründer sollten ein Grundeinkommen von externen Kapitalgebern erhalten und später, wenn sie dazu in der Lage sind, das erhaltene Geld plus einer Verzinsung an die Geldgeber zurückzahlen, welche an den Erfolg der Gründer gekoppelt werden kann. Konkret könnte man aus Sicht von Genfeld & Kirscher das Angebot wie folgt ausgestalten.

  1. Investoren bekommen nach dem Ende der Investition und einer Wartefrist ihr Geld monatsweise in einer vereinbarten Rate zurück
  2. Die Zinsen werden an den Unternehmererfolg gekoppelt. Also eine hohe Rendite bei viel Erfolg und eine niedrige bei geringem Erfolg
  3. Optional kann die Rendite auch gedeckelt werden, z.B. min. 2% und max. 18%
    ali> Im Falle einer Unternehmensaufgabe bekommen die Investoren ebenfalls ihr Geld zurück und als Rendite eine Beteiligung an der Gehaltssteigerung

  4. Starten könnte man bewusst für Gründer mit guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt und für jene Gründer, bei denen nur noch eine prozentual kleine finanzielle Lücke zu schließen ist.

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Kredit für Selbständige

Ihr könnte schnell erkennen, dass dieses Ideenkonstrukt wenig mit der Idee des Grundeinkommens zu tun hat, wie es Götz Werner immer wieder proklamiert. Vielmehr handelt es sich um ein Konstrukt, das dem einer stillen Beteiligung nahe kommt, ohne dass Zeitpunkt von Tilgung und Zinszahlung festgezurrt sind. Ein ähnliches Modell gibt es seit kurzer Zeit für Studenten, die ihr Studium finanzieren möchten, ohne Bafög etc. in Anspruch nehmen zu können oder zu wollen. Schaut einfach mal unter www.studienaktie.org vorbei. Genfeld & Kirscher haben sich konkret von diesem Konzept inspirieren lassen und ihr Konzept zusammen mit dem Initiator von Studienaktie.org entwickelt.

Man kann sogar noch viel weiter zurückblicken. Die Karriere von Tommy Haas, dem Tennisspieler, wurde ähnlich gefördert und finanziert. Selbst ein ehemals bekannte TV-Moderator und Schauspieler, der jetzt deshalb vor Gericht steht, soll solche eine ähnliche Idee verwendet haben, um seinen Schulden abzuzahlen, muss aber dann laut Angaben der Kläger nicht ganz ehrlich gewesen sein, was die Angabe seines Einkommens anging. Insgesamt gibt es also genug Beispiele, um aus diesem Erfahrungsschatz heraus solch ein neues Finanzierungsmodell für Gründer zu entwickeln. Aus meiner Sicht wäre eine Stiftung eines erfolgreichen Unternehmers ideal dazu geeignet, solch eine Projekt zu starten. Ich hoffe, dass dieser Artikel seinen Beitrag zu einer besseren Finanzierung für Gründer beiträgt.

Bildquellenangabe: birgitH / pixelio.de

3 Responses to Neue Ideen braucht das Land: Wann kommt die Gründeraktie?

  1. […] Best-Practice-Business-Blog: Neue Ideen braucht das Land: Wann kommt die Gründeraktie? […]

  2. Thomas sagt:

    Ich freue mich, dass unsere Idee der Gründeraktie (oder des Gründer-Grundeinkommens) hier von Burkhard aufgegriffen wurde.
    Gerne möchten wir möchten wir (Georg und ich) mit euch tiefer in das Thema einsteigen und mit euch über die Gründeraktie, mögliche Alternativen und Umsetzungsmöglichkeiten diskutieren.
    Aber auch zu weiteren Themen, wie z.B. ein Gründer-Praxis-Training, suchen wir neue Anregungen und Meinungen.
    Besucht uns doch dazu einfach mal auf unserem Blog (http://www.genfeld-krischer.de/blog)

    Thomas

  3. Ist das nicht der Sinn von Venture Kapital? Jemand gibt dem Unternehmen Geld (=Aktienkauf), das Unternehmen baut etwas auf (=Aktie steigt), der Geldgeber profitiert von den Gewinnen die durch die Investition möglich waren (=Aktienrückkauf).

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