In Geschäftsidee, Idee - Agent, Idee - Verlag, Marketing - Preis

Setzt sich das “pay-as-you read‹-Preismodell bald bei EBooks durch?

Warum gibt es hier in Deutschland noch keinen EBook-Boom? Ein Grund liegt sicherlich daran, dass die Preise für EBooks nur verschwindend geringer sind als die für die gebundene Ausgabe. Dabei sind die Herstellungs- und Distributionskosten von EBooks deutlich niedriger. Solange diese Preisevorteile nicht an die Kunden weitergegeben werden, werden sie nicht die Liebe zu EBooks entdecken. Ein weiterer Grund kann darin liegen, dass man heute noch in den großen EBook-Shops nur das ganze EBook kaufen kann und nicht nur Teile. Steve Jobs erzielte seine großen Erfolge mit seinem iTunes-Store, weil er einzelne Musikstücke verkaufte und die Kunden nicht mehr mehr die ganze Musik-CD kaufen mussten.

Diese Idee hat das StartUp Totalboox aufgegriffen und versucht sein Glück mit dem “pay-as-you read‹-Preismodell. Demnach können die Leser die EBooks bei Totalbox runterladen und anschliessend via Totalbox-App online- oder offline lesen. Bezahlt wird nachträglich und zwar nur anteilig. Wenn also jemand ein Buch nur zu 10 % gelesen hat, muss er auch nur 10 % des EBook-Preises bezahlen. Wenn das Buch ganz gelesen wurde, erwirbt der Leser quasi das EBook und kann es so häufig lesen wie er will. Die App erkennt auch, wenn der Leser nur schnell zwischen den Seiten springt und stellt dies nicht in Rechnung.

Meinen Lesern kommt das Konzept von Totalboox sicherlich bekannt vor, denn PaperC verfolgt schon seit vielen Jahren einen ähnlichen Ansatz. Hier kann sogar zeitlich begrenzt das EBook kostenlos gelesen werden, allerdings noch nicht offline, sondern nur online. Man kann bei PaperC nach Durchsicht einzelne Seiten, ganze Kapital oder das ganze EBook erwerben. Dieser Prozess ist aber deutlich komplizierter als bei Totalboox. Erst wenn die Bedienung kinderleicht und auf allen üblichen EBook-Readern möglich sein wird, wird sich aus meiner Sicht das “pay-as-you read‹-Preismodell durchsetzen.

Ich kann mir auch vorstellen, dass man das “pay-as-you read‹-Preismodell noch erweitern könnte. Wie wäre es z.B. damit, Lesern einen Preisnachlass einzuräumen, wenn sie das EBook via Twitter, Facebook oder Co. weiterempfehlen. Ein weiterer Rabatt könnte eingeräumt werden, wenn der Leser bei Amazon & Co. eine Rezension schreibt. Oder die Leser arbeiten im Vorfeld als Lektoren und erhalten dadurch das EBook zum Nulltarif. Eine andere Idee bestünde darin, den Preis danach zu staffeln, wann der Leser das EBook liest. Kurz nach Neuerscheinung würde dann der ganze Preis verlangt werden, nach einem Jahr nur noch 50 % und nach drei Jahren vielleicht nur noch 10 %.

Ich bin gespannt, wann Dinsosaurier wie Amazon das “Pay-as-your-Read”-Konzept aufgreifen. Denn dadurch könnte die Kauffreude von Kunden deutlich erhöht werden. Denn sie zahlen ja ab sofort nur, wenn sie auch das Buch lesen. Und wenn ihnen der Roman z.B. nach kurzer nicht gefällt, haben sie nicht umsonst viel Geld dafür ausgegeben. Das ist für viele Autoren immer noch besser, als der Preiskampf, der in England gerade zwischen Sony und Amazon entflammt. Denn wenn die derzeitigen Kampfpreise von 20 Cent pro EBook salonfähig werden sollten, könnte das für Autoren einschneidende Konsequenzen haben.

Gefunden bei publishersweekly

Schreibe einen Kommentar