In Idee - Food, V - Management

In der Morning Star Company gibt es kein Management by Hierarchien

In Süddeutschland ist der Fachkräftemangel in zahlreichen Branchen bereits so dramatisch, dass sich immer mehr Unternehmen kreative Ideen einfallen lassen, um überhaupt noch Azubis und Mitarbeiter zu finden. Ich habe von einer Firma erfahren, die neue Auszubildende gesucht haben und in ihrer Stellenanzeige die Bewerber damit gelockt haben, vor Beginn der Ausbildung einen 14-tägigen Urlaub zu schenken. Tatsächlich erhielten sie eine hohe Resonanz, allerdings ging der Schuß nach hinten los, weil die Mitarbeiter, die seit Jahren treu im Unternehmen gearbeitet haben, nie solch ein Incentive erhalten haben. Und jetzt erhielt ausgerechnet jemand, der noch nichts in der Firma geleistet hat, solch eine Vergünstigung. Das zeigt einmal mehr, dass man bei jeder Idee prüfen muss, welche positiven und negativen Auswirkungen damit verbunden sein können. Und man sollte immer die Ursache für das Problem beseitigen und nicht an den Symptomen herumdoktorn.

Die Morning Star Company aus Kalifornien, die aus Tomaten Paste herstellt, die z.B. als Pizzabelag verwendet wird, hat einen anderen Weg gewählt, um für Mitarbeiter attraktiv zu werden. Sie hat kurzerhand ihr Management abgeschafft und damit alle Hierarchieebenen im Unternehmen eingestampft. Dabei handelte es sich auch nicht um ein Experiment eines Kleinbetriebes. Die Morning Star Company ist einer der größten Tomatenverarbeiter der Welt. Die Firma macht 700 Mio. USD Umsatz pro Jahr und hat mehr als 400 Beschäftigte. Da braucht es schon viel Mut und Vertrauen in die Mitarbeiter, solch einen Schritt zu gehen. Förster & Kreuz beschreiben den Alltag im Unternehmen wie folgt:

“Die Mitarbeiter handeln mit ihren Kollegen selbst Verträge aus. Was sie für ihre Arbeit an Maschinen oder Material benötigen, bestellen sie selbst – und nicht eine Einkaufsabteilung. Das Unternehmen besteht auf diese Weise aus lauter Mini-Unternehmen, jeder Mitarbeiter ist völlig autonom in seinen Handlungen: Er bestimmt, was er genau tun will, wie er mit seinen Kollegen kommunizieren und sich koordinieren will, was er mit den Lieferanten oder Kunden aushandeln will. Die Mitarbeiter haben kurzerhand auch alle Managementaufgaben übernommen. Es gibt keine Stellenbeschreibungen, keine Anweisungshandbücher und Organisationsrichtlinien keine von oben verordneten Zielvorgaben. Alle Zuständigkeiten und die komplette Arbeitsteilung werden zwischen den Mitarbeitern direkt ausgehandelt.”

Die Morning Star Company hat eigens eine Webseite für Bewerber erstellt. In der Rubrik “Über uns” werden die das Colleague Self Management-Prinzip näher beschrieben und den Bewerbern wie folgt schmackhaft gemacht: “For Morning Star colleagues to be Self-Managing Professionals, initiating communications and the coordination of their activities with fellow colleagues, customers, suppliers and fellow industry participants, absent directives from others. For colleagues to find joy and excitement utilizing their unique talents and to weave those talents into activities which compliment and strengthen fellow colleagues’ activities. For colleagues to take personal responsibility and hold themselves accountable for achieving our Mission and shaping the Tomato and Fruit Game.”

Damit ist jeder Mitarbeiter in der Morning Star Company ein sogenannter Intrapreneuer oder auf deutsch Unternehmer im Unternehmen. Der Tomatenverarbeiter aus Kalifornien hat sich entschieden, das “Übel an der Wurzel zu packen” und den Mitarbeitern einen Arbeitsplatz anzubieten, an dem sie enorm viel Entscheidungsfreiheit genießen. Da sie dieses Intrapreneurkonzept offensiv kommunzieren, vermeiden sie auch automatisch, dass sich zu viele B- und C-Mitarbeiter bewerben, die das Unternehmen nicht voranbringen. Denn nur A-Mitarbeiter lieben es, einen möglichst hohen Entscheidungsspielraum zu besitzen. Derzeit wirkt das Vorgehen der Morning Star Company nicht nur in den USA für viele befremdlich. Ich bin mir aber sicher, dass in 20 Jahren grundsätzlich jede Firma, die noch gute Mitarbeiter anziehen will, das Intrapreneurship-Prinzip eingeführt hat.

Gefunden bei The Drucker Institute

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