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“ideenreich”-Einzelhändler aus Essen verlangt 2 Euro Eintrittsgebühr

Es klang wie ein Aprilscherz, als Michael Pütz, Inhaber eines Essener Einzelhandelsgeschäftes für Geschenkartikel, folgenden Zettel an seine Eingangstür klebte und am 1. April auf Facebook postete: “NUR BUMMELN kostet ab sofort 2 Euro pro Person, natürlich werden diese mit ihrem Einkauf verrechnet!”. In seinem Facebook-Post erläutert er auch den Anlass und Grund für seinen “Hilferuf”. Und letztlich veröffentlichte er noch ein Codewort (“FACEIDEENREICH”), damit zumindestens Leser seines Posts auch weiterhin kostenlos den Laden betreten dürfen.

Diese Frustidee hat hohe Wellen geschlagen. Unter seinem Facebook-Kommentar musste der Einzelhändler viele negative Kommentare ertragen. Auf der anderen Seite ist die Presse und Fernsehe auf ihn aufmerksam geworden und hat ihn besucht und über ihn berichtet. In den Interviews mit den Pressevertretern konnte er erläutern, wie frustrierend es sei, dass ihm alle beim Arbeiten zuschauen würden (er hat ihm Geschäft auch sein Kunstatelier, in dem er einige Produkte selbst herstellt), (fast) keiner etwas kaufen, geschweige denn mit ihm reden würde.

Deshalb habe er sich entschieden, das Schild in Zukunft weiterhin aufzuhängen, (nur) wenn er im Atelier arbeiten würde und er würde das Eintrittsgeld auch nur verlangen, wenn die Kunden nicht mit ihm über seine Arbeit reden würden: Geld oder reden:-) Interessantes Konzept. Beim Kauf (auch später) würde natürlich die Eintrittsgebühr verrechnet werden. Michael Pütz will mit dieser Idee auch nicht ein neues Ertragsmodell einführen. Vielmehr will er mit dieser Aktion darauf hinweisen, dass immer mehr kleine Läden nicht nur in Essen sterben würden, weil es nicht mehr genug Kunden geben würde, die dort einkaufen.

So wirklich neu ist die Idee nicht. Eine australische Einzelhändlerin für glutenfreie Lebensmittel wurde vor drei Jahren weltweit berühmt, weil Sie eine Eintrittsgebühr in Höhe von 5 AUD verlangte. Nach meiner Internetrecherche scheint es das Geschäft wohl leider nicht mehr zu geben. Und auch Michael Pütz weiß, dass er dem Namen seines Ladens “ideenreich” Ehre machen muss und sich neue Ideen einfallen muss, um zu überleben. So ginge es schliesslich nicht weiter.

Dank der nicht geplanten PR könnte sein Onlineshop in Zukunft deutlich mehr Besucher bekommen. Und vielleicht findet er für seine Eigenprodukte auch andere Händler und Vertriebspartner, die seine Produkte verkaufen. Er könnte sich auch von eat-the-world inspirieren lassen und Stadtführungen anbieten (in seinem Fall keine kulinarische Stadtführung, sondern eine durch die Kunstwelt von Essen). Oder er startet einen Crowdfundingaktion und gründet einen Förderverein, wie es die Programmvideothek Phase IV aus Dresden plant.

One Response to “ideenreich”-Einzelhändler aus Essen verlangt 2 Euro Eintrittsgebühr

  1. Alfred sagt:

    Davon hörte ich und dachte es wäre ein Scherz, aber wo er Recht hat, hat er Recht. Irgendwie muss man überleben und wie heißt es so schön. “Schlechte Nachrichten sind gute PR” was bei ihm ja zutrifft, er wollte lediglich etwas zum Denken anregen, viele beschweren sich und so kommt er ins gespräch, wird Thema. Ähnlich wie bei Musikern die “Nie” jemand mag aber jeder kennt und sogar einige Songs jeder mit singen kann. Ich Hoffe das er seinen Laden noch lange führen kann und davon gut leben kann in naher zukunft 🙂

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