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Gastartikel: Topentscheider der Geschichte (1)

Normalerweise schreibe ich darüber, wie man gute Entscheidungen trifft. Aber wenn ich schon einen Gastbeitrag im Best-Practice-Business Blog schreibe, dann will ich auch meinen Beitrag zu Best-Practice-Anwendungen leisten. Die Beispiele von Burkhard sind in der Regel topaktuell. Das sind meine auch, allerdings stammen sie aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Auch wenn meine Akteure nicht mehr taufrisch sind, können wir als Unternehmer trotzdem einige interessante Ideen von damals in die Neuzeit übertragen.

Im ersten Teil werfen wir einen Blick auf Cosimo de Medici. Der Begründer eines märchenhaften Reichtums, der es der Familie de Medici erlaubte, die besten Künstler der damaligen Welt z.B. Michelangelo oder Donatello zu fördern.

Er machte den Papst zum Sünder

Cosimo de Medici war in seiner Zeit ein Top-Entscheider. Er überredete den Papst zur zu einer Sünde, erfand die internationale Finanzmarkttransaktion und die dezentrale Unternehmens-Organisation und schaffte innerhalb einer Generation märchenhaften Reichtum. Sein Banken- und Handelsimperium überzog damals das gesamte bekannte Europa. Als er in die Banco Medici einstieg, florierte die Bank bereits. Aber einen richtigen Push erhielt das Geschäft durch seinen Geniestreich. Denn Cosimo überzeugte den Papst davon, dass er Geld mit dem Verleihen von Geld verdienen könne, ohne dabei offiziell das Zinsverbot zu verletzen. Seit dem 11. Jahrhundert verbot die katholische Kirche, für Darlehen Zinsen zu nehmen. Allerdings durften Gebühren für Wechsel und das Bereitstellen von Geld in anderen Regionen verlangt werden. Cosimos Idee: Wer sich Geld von der Banco Medici leihen wollte, bekam es in einer anderen Filiale der Bank ausbezahlt. Gegen hohe Gebühren, versteht sich.

Für dieses Geschäft musste Cosimo sein Fialialnetz vergrößern. Niederlassungfreiheit gab es nicht und viele Fürsten schützen lieber ihre lokale Wirtschaft, als einem Unternehmer aus Florenz Tür und Tor zu öffnen. Und hier kommt der Papst ins Spiel. Keiner legt dem Bankier des Papstes Steine in den Weg.

Den Papst brauchte er allerdings auch aus einem anderen Grund. Denn letztlich verlangte Cosimo ja doch Zinsen für das verliehene Geld, er nannte es nur anders. Da er aber nun auch die Gelder des Papstes auf diese Weise vermehrte, konnte er unbehelligt das Zinsverbot der katholischen Kirche brechen. Wer wollte ihn belangen?

Noch bedeutungsvoller war allerdings seine zweite Erfindung. Er ist der Erfinder der dezentralen Unternehmensorganisation. Damals war es üblich, dass regional verzweigte Firmen sehr lange für Entscheidungen brauchten. Es gab damals weder Telefon noch andere Kommunikationsmittel. Stattdessen wurden Boten per Schiff oder per Pferd zur Firmenzentrale geschickt. Die Boten waren teilweise Wochen unterwegs. Cosimo brach mit diesem Prinzip, indem seine Vertreter vor Ort finanziell beteiligt waren und als Mitunternehmer direkt vor Ort entscheiden konnten. So konnte Cosimo di Medici Chancen nutzen, wenn sie sich ergaben und war der Konkurrenz ständig voraus.

Was können wir von Cosimo lernen?

Was hat das mit heutigen Unternehmern zu tun? Ein Zinsverbot gibt es allenfalls noch im Islam, der Rest der Welt zahlt fröhlich Zinsen für seine Kredite. Der Aufbau eines internationalen Filialnetzes ist auch nur eine Frage von Geld und fähigen Mitarbeitern.

Zunächst sehen wir, dass Cosimo mit einer klaren Zielsetzung vorgegangen ist. Er wollte den ersten transnationalen Handels- und Bankenkonzern der Weltgeschichte aufbauen und er hatte Erfolg damit. Sein Erfolg begründet sich allerdings vor allen Dingen auf die Unterstützung, die er sich geschaffen hat. Der Papst war der ideale Verbündete für ihn. Denn in der christlichen Welt wollte keiner sein Seelenheil aufs Spiel setzen. Weltliche Fürsten hatten dagegen immer Gegenspieler.

Seine dezentrale Organisationstruktur verkürzte nicht nur die Entscheidungswege. Sie stattete seine Verteter mit großer Gestaltungsmacht aus. Das motiviert und ließ sie aktiver Handeln als die Konkurrenz.
Unternehmer, die heute ein großes Rad drehen wollen, werden sich natürlich nicht mehr den Papst als Verbündeten suchen. Wer hat in meiner Branche einen ähnlichen Einfluss, wie seinerzeit der Papst? So muss die Frage lauten. Wer heute ans Internet denkt, wird dabei zwangläufig auf Unternehmen stoßen, wie Google, Ebay oder Amazon.

Die wichtige Frage dabei lautet: Was kann ich diesen potentiellen Unterstützern bieten, dass sie mich in meinem Geschäft untersützen?

Cosimo de Medici hatte damals erkannt, dass die katholische Kirche unter dem selbstverhängten Zinsverbot genauso litt, wie seine Bank. Daher war es naheliegend, den Papst und seine Finanzen von der eigenen Lösung profitieren zu lassen.

Vielleicht haben Sie eine Lösung für ein Problem gefunden, unter dem das Geschäft eines mächtigen Verbündeten ebenfalls leidet?

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