In Crowdsourcing, Idee - NonProfit

bürgerhaushalte auf dem Vormarsch

Erstmals im Oktober 2007 habe ich hier im Blog am Beispiel von Köln das Konzept des bürgerhaushaltes beispielhaft erläutert. Laut dem Köln Agenda Journal war dieser erster Versuch in Köln vielversprechend, aber ausbaufähig: “Aus insgesamt 4.973 eingegangenen Vorschlägen zu den Themen „Straßen,Wege, Plätze“, „Grünflächen“ und „Sport“ wurden die jeweils 100 am besten bewerteten Vorschläge ausgewählt….Am 30. Oktober 2008 wurde der Rechenschaftsbericht in einer Schlussveranstaltung vorgestellt. Laut Stadtkämmerer Peter Michael Soénius hatte der Rat insgesamt über 397 Top-Bürgervorschläge entschieden und dafür in den Doppelhaushalt 2008⁄2009 ein Maßnahmenvolumen von rund 8,2 Millionen Euro eingestellt…Die inhaltliche Auseinandersetzung um einzelne Entscheidungen kam dabei allerdings viel zu kurz, was einige Bürger und Bürgerinnen sehr bedauerten.”

Köln konnte für den bürgerhaushalt viele internationale Preise einsammeln. Die Gefahr besteht allerdings darin, dass solch ein Projekt zum PR-Projekt verkommt. Denn schnell verlieren die beteiligten Bürger Lust am Projekt, weil die Umsetzung der vorgeschlagenen Projekte länger als erwartet dauert. Um die meist langfristigen Projekte transparenter und besser nachverfolgen zu können, wurde beim 2. Kölner bürgerhaushalt ein Verfahren eingeführt, welches dem Bürger in groben Zügen ermöglichen soll, nachzuverfolgen, ob der angenommene Vorschlag sich weiterhin in der Bearbeitung befindet oder seine Umsetzung schon erfolgt ist. Mittlerweile ging vom 17.11.2009 bis 20.12.2009 der Kölner bürgerhaushalt in die 2. Runde, diesmal zu den Schwerpunktthemen “Schule/Bildung” und “Umweltschutz”:

Es haben sich rund 10.000 Kölnerinnen und Kölner aktiv an dem Bürgerhaushalt beteiligt und 1254 Vorschläge gemacht, diese bis zum 20. Dezember fast 250.000-mal aufgerufen, 4.664-mal kommentiert und 38.470-mal mit PRO oder KONTRA bewertet wurden. Damit war die Beteiligung leider deutlich geringer als beim ersten Mal. Hier geht es zu den 100 best-bewerteten Vorschlägen des Themas “Umweltschutz”. Hier geht es zu den 100 best-bewerteten Vorschlägen des Themas “Schule/Bildung”. Obwohl solche Bürgerhaushalte wohl keine Selbstläufer sind, planen immer mehr Städte und Kommunen solche Projekte, wie folgende Google-Map anschaulich zeigt.

Aktuell läuft in Solingen das Projekt www.solingen-spart.de. Anders als in Köln können keine neuen, sondern bis 25.3.2010 “nur” 78 existierende Vorschläge des Solinger Haushaltssicherungskonzeptes und 30 “Sondervorschläge” bewertet und kommentiert werden. Man hat diesen Weg gewählt, weil in Solingen schnell Ergebnisse erzielt werden müssen. Denn die “Klingenstadt” muss bis 2013 ihr Defizit um 45 Millionen Euro reduzieren, um zahlungsfähig zu bleiben. Schon am 8. Juli entscheidet der Solinger Stadtrat über den Nachtragshaushalt für 2010; im Zentrum des Nachtrags steht das Sparpaket. Online wird in der Rubrik Ergebnisse live gezeigt, wie hoch die möglichen Ersparnisse sind, die von den Bürgern positiv votiert werden.

Über mehr Beispiele von Bürgerhaushalten im In- und Ausland könnt Ihr hier mehr erfahren. Wer sich die Top-Vorschläge anschaut, die aus den 2 Kölner Projekten ergeben haben, wird man meist enttäuscht sein. Hier gibt es keine bahnbrechenden, innovativen Lösungen, sondern es gibt eher unkreative, eindimensionale Vorschläge. Das liegt aus meiner Sicht daran, dass wichtige Erfolgsregeln von erfoglreichen Crowdsourcingprojekten nicht berücksichtigt wurden. Zudem sind die Entscheidungswege in Kommunen meist zu intransparent und zu zäh. Das entmutigt viele Macher.

3 Responses to bürgerhaushalte auf dem Vormarsch

  1. […] Bürgerhaushalte gibt und die von Erfahrungen berichten können. So berichtet beispielsweise der Best Practise Business Blog über die Stadt Köln, die eine Art Vorreiter für einen Bürgerhaushalt […]

  2. […] u.a. Sparvorschläge für den nächsten Stadthaushalt machen konnten. Im März 2010 habe ich hier im Blog über den Fortgang des Kölner Bürgerhaushaltes berichtet und ebenfalls viele andere […]

  3. […] Anregugen oder neue Ideen zu präsentieren oder sich für eine gute Sache zu engagieren, wie z.B. hier, hier, hier und […]

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