In Crowdsourcing

Island entwickelt die neue Verfassung zusammen mit seinem Volk



Bildquellenangabe: Gerd Altmann/metalmarious / pixelio.de

Öffentlichen Institutionen und Politiker haben die Vorteile des Crowdsourcings längst für sich entdeckt, wie z.B. die Bürgerhaushalte und der“Open Government Dialogue‹, initiiert von Barack Obama, zeigen. Allerdings haben die Bürger meist “wenig zu sagen”, wenn es wirklich ernst wird. Dann fallen die Entscheidungen eher hinter verschlossenen Türen und erst hinterher läuft die PR-Maschinerie an, um den Bürgern zu erklären, warum die getroffenen Entscheidungen gut für sie sind.

Island, das gerade eine neue Verfassung von Experten entwickeln lässt, sieht das anders. Die Sitzungen des 25-köpfigen Gremiums, die an der neuen Verfassung arbeiten, können via Livestream von allen interessierten Bürgern verfolgt werden. Die aktuellen Entwürfe können im Internet eingesehen werden. Und via Facebook, Twitter und Youtube kann man seine Meinung sagen bzw. Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Ende Juli soll der endgültige Entwurf fertig sein, über den das Volk dann abstimmen wird.

Einige Zyniker behaupten, dass so etwas nur in kleinen Ländern möglich wäre, die sowieso nichts mir zu verlieren haben. Tatsächlich hat die Finanzkrise Island richtig durchgeschüttelt. Es gab z.B. hitzige Diskussionen im Parlament und Volk, ob die 320.000 Bürger für die Schulden der Banken gegenüber Dritten einstehen sollen oder nicht. Aber es ist ein Trugschluss, dass nur in kleinen Ländern Bürger auf mehr Mitbestimmung pochen und zwar zu Beginn von Planungen oder Gesetzesinitiativen.

Island braucht tatsächlich eine neue Verfassung, um identitätsstiftend zu wirken. Denn nachdem sich Island 1944 von Dänemark lossagte und unabhängig wurde, wurde fast wortwörtlich die dänische Verfassung übernommen. Nur ein Wort wir “König” wurde durch das Wort “Präsident” ersetzt. Deshalb ist es jetzt längst Zeit, sich eine eigene Verfassung zu geben. Elementare Krisen sind dann ein guter Zeitpunkt, um solch ein Vorhaben anzugehen.

Mehr Infos gibt es im Guardian

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