Vor knapp zwei Jahren habe ich in den USA Werthers-Echte-Bonbons mit Pfefferminzgeschmack gekauft. Es war Liebe auf den ersten Blick. Allerdings verblasste diese Liebe sehr schnell, als ich wieder in Deutschland war. Denn ich nahm sofort mit dem Hersteller Storck per Mail Kontakt auf und fragte nach einer Einkaufsquelle in Deutschland für diese Bonbons, gerne auch über das Internet. Die Antwort auf meine E-Mail war genauso kurz wie ernüchternd: Leider könne man mir keine Einkaufsquelle in Deutschland nennen, weil hier dieses Produkt nicht angeboten werden würde. Und da war wieder mein Gefühl, nur ein unbedeutender Konsument zu sein, der bitte nur das kauft, was auch hier in den Supermärkten angeboten wird. Basta.
Geht das auch anders? Nestle versucht zumindest jetzt einen ersten Vorstoss mit der Pilot-Plattform nestle-marktplatz.de. Hier kann man nicht nur seine Meinung über alle Nestle-Produkte und 72 Marken abgeben, sondern auch ein Drittel der 1500 Produkte ab einem Mindestbestellwert von 20 Euro und einer Versandkostenpauschale von 4,90 Euro im Nestlé Marktplatz bestellen. Davon sind etwa 100 Produkte aus dem Ausland, die bisher in Deutschland nicht erhältlich waren, wie z.B. Baci-Schokolade aus Italien oder extra-scharfer Chili-Sauce von Maggi aus Malaysia. Weiterhin können auch Spezialitäten und Saisonprodukten gekauft werden, die Verbraucher in der Regel selten im Regal eines Supermarktes vorfinden.
Damit steigt Nestle jetzt also auch sichtbar ins ECommerce-Geschäft ein. Um allerdings nicht zu viel Unruhe bei den stationären und Internet-Händlern zu stiften, hängt man die Verkaufsziel bewusst niedrig, wie ich vermute: „Im ersten Jahr erwarten wir rund drei Millionen Visits und einen Jahresumsatz von einer bis drei Million Euro”,sagt der verantwortliche Projektleiter Dr. Alexander Decker, der mit einer Conversion Rate von ein bis vier Prozent rechnet. Mehrwerte sollen geboten werden: „Produkte können nach unterschiedlichsten Suchkriterien recherchiert werden, wie Geschmack, Verpackungsfarbe, Anlass oder Ernährungsweise”, erklärt Projektleiterin Carmen Borsche.
Und mit weiteren Aussagen sollen die Handelspartner beruhigt werden: „Im Mittelpunkt des neuen Marktplatzes steht die wechselseitige Kommunikation mit dem Verbraucher. Der Nestlé Marktplatz ist eine hervorragende Möglichkeit, sich über Ideen, Wünsche aber auch Kritik der Verbraucher auf Augenhöhe auszutauschen” sagt Gerhard Berssenbrügge, Vorstandsvorsitzender der Nestlé Deutschland AG. „Gemeinsam mit dem Verbraucher können auch so herausragende Ideen in Produkte oder Verpackungen umgewandelt werden.” Ebenso sind in Zukunft Kooperationen mit dem Handel (Couponing) sowie zu einem späteren Zeitpunkt Informationen über Rohstoffe und deren Herkunft geplant.
Aufgrund folgender Marktdaten hat sich Nestle für oben beschriebenen Weg entschieden: “Insgesamt gewinnt das Internet als Informationsquelle vor dem Einkauf rasant an Bedeutung. Mehr als jeder Zweite Internetnutzer (56 Prozent) recherchiert und vergleicht Produkte inzwischen Online. Aber auch, wer primär nach wie vor im stationären Handel einkauft, hat sich zu 38 Prozent vorher im Internet informiert (Google Ropo-Studie). Jeder vierte Deutsche steht dem Kauf von Lebensmitteln im Internet positiv gegenüber – bei Internetnutzern sind dies zwei Drittel. Rund 1,5 Milliarden Suchanfragen registriert Google jährlich im Lebensmittelbereich. Bis Ende des Jahres wird in Deutschland der Umsatz mit Lebensmitteln und Getränken im Internet die Marke von 500 Millionen Euro überschritten haben (tns-infratest).”
Sehr spannend finde ich, dass die Konsumenten auch neue Produktideen vorschlagen können, die nach redaktioneller Übrprüfung auch auf der Webseite vorgestellt werden. Und letztlich kann man sich auch als Produkttester bewerben. Im ersten Moment erscheint alles wie ein bunte Mischung aus Informations-, Kommunikations-, Ideen-, Test-, Word-to-Mouth und E-Commerce-Plattform. Auf dem zweiten Blick erkennt man schnell, dass so ECommerce-Plattformen der Zukunft aussehen können. Denn Kunden wollen viel mehr als nur shoppen. Clevere E-Commerce-Anbieter binden somit in Zukunft verschiedene weitere Angebote und Funktionen ein, um Kunden zu Fans zu machen und als wertvoller Informant der Hersteller zu fungieren.
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Na mal schauen was rauskommt in nächster Zeit
liebe grüße aus Sachsen Anhalt
Scheint ein durchdachtes und auf den ersten Blick gelungenes Konzept zu sein, bin gespannt ob es angenommen wird und wie Nestlé das Portal vermarkten wird.
Die Idee ist sehr gut! Vielleicht können Nestle abschaun. 🙂
Wir werde das beobachten und später noch einen Kommentar hinterlassen.
Die Amis essen auch Erdnussbutter und ich finde die schmeckt echt nicht gut. Da sieht man mal, das Angebot und Nachfrage auch regionsbezogen sind. Und wenn wir die Ware hier erwerben können, müssen wir meist tief in die Tasche greifen
Ich bin gerade eben durch Zufall vorbei gekommen. Gefaellt mir bis jetzt sehr.
die Idee finde ich super, vor allem weil die Möglichkeit hier mehr und andere Produkte zu bestellen, als ich im Laden bekommen kann, eine wirkliche Kaufanregung bietet -das bieten wenige Online-Shops. Die Bedienung des Marktplatzes finde ich allerdings noch etwas umständlich und schwer.
Bin gespannt, ob andere Marken auch solche Plattformen nutzen werden – Kundenbindung, MArketing und Kundennähe sind ja nicht zu vernachlässigen