Manche Menschen finden es schon radikal, per Twitter ständig zu vermelden, was sie gerade tun. Doch es geht noch mindestens eine Stufe radikaler. Der Student Justin Kans aus San Francisco hat sich vor einigen Monaten eine Kamera auf den Kopf montiert und lässt jetzt per Lifecast jeden Menschen, der will, an seinem Leben teilhaben. Mehr als 20.000 Menschen scheinen es so spannend zu finden, dass sie an Justins Leben per Lifecast teilhaben wollen. Und manchmal wollen sie ihn einfach auch nur ärgern. Polizisten mit entsicherter Waffe stürmten seine Wohnung, weil ein Zuschauer bei der Polizei einen Einbruch bei Justin meldete. Menschen mit verrückten Ideen kommen eben auch in verrückte Situationen.
Was nach einem Studentenexperiment für kurze Zeit aussieht, ist allerdings eine kühl kalkulierte Geschäftsidee mit Expansionsplänen. So will Justin nicht nur mit Werbeeinblendungen Geld verdienen, sondern auch mit Product Placement. Da sind wir mal gespannt, wie Justin seine Trink- und Essgewohnheiten dank Product Placement bald ändern wird. Aber Justin hat noch viel mehr vor. Er wil ein ganzes Netzwerk von “Lifecasters‹ aufbauen und eine Alternative zu klassischen TV-Programmen anbieten. Als StartUp-Finanzierung erhielt Justin 50.000 USD von Paul Graham. Die Idee von Justin passt so richtig ins Mitmach-Web-Zeitalter. Während früher eher die Produzenten von der Fernsehshow “Big Brother” so richtig abkassiert haben, wollen jetzt die “Hauptdarsteller” selber kassieren und produzieren dann die “Show” auch gleich selbst.
Aber es gibt auch noch ganz andere Beweggründe, Lifecasting zu betreiben. Nachdem der Kunstprofessor Hasan Elahi durch einen Verwechslung auf der FBI-Liste von Terrorverdächtigen gelandet ist, zeigt er dank GPS-Peilsender auf seiner Webseite ständig, wo er sich gerade befindet. Damit will er laut Wired-Interview verhindern, dass er nach Guantanamo kommt. Hier dient also Lifecast als Lebensversicherung. Ein anderer Proband innerhalb einer Microsoft-Studie hält sein ganz Leben per Kamera fest, um seinem Gedächtnis, dass so viel vergisst, ein Schnippchen zu schlagen. Es ist doch immer wieder faszinierend, wie z.B. die Filmemacher von der Trueman-Show eine fiktive Story erdacht haben, die bald Realität werden könnte.
Weitere Infos gibt es bei wikipedia und bei sueddeutsche.de
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