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Polaroid stellt Sofortbildfilm-Produktion ein und ist trotzdem zuversichtlich

Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Diese bittere Erfahrung müssen immer wieder Traditionsunternehmen machen, die auf neue Entwicklungen am Markt oder neue technische Erfindungen keine passende Antwort finden. Wir berichten hier im Blog immer wieder von solchen Schicksalen, aber meist nur dann, wenn die Traditionsunternehmen erfolgreich den Turnaround geschafft haben (siehe z.B. hier), indem sie sich neu erfunden haben.

Die Firma Polaroid befindet sich gerade in solch einer Turnaroundphase, ohne zu wissen, ob der Turnaround wirklich gelingt oder die Krise weiter voranschleicht. Zumindest alte Zöpfe werden jetzt radikal abgeschnitte, was ja meist der erste Schritt zur Besserung darstellt. Wie The Boston Globe jetzt vermeldet hat, schliesst Polaroid in Kürze seine Sofortbildfilm-Produktion an allen Standorten (USA, Mexiko und Niederlanden) und streicht damit ersatzlos 450 Arbeitsstellen. Die Sofortbildfilme sollen damit nur noch bis Anfang 2009 im Handel erhältlich sein, esseidenn es findet sich ein Lizenzpartner, der die Produktion weiterführt. Das sieht derzeit aber nicht so aus.

So schnell kann es gehen. Noch 1991 setzte Polaroid mit Sofortbildkameras, den dazugehörigen Filmen und Zubehör mehr als 3 Mrd. USD um. Die Erfolgsstory, die mit der Markteinführung im Jahre 1948 begann, schien kein Ende zu haben. Doch im Jahre 2001 beantragte Polaroid Gläubigerschutz und wurde einige Jahre später vom US-Konsumgüterkonzern Petters Group Worldwide für 426 Millionen Dollar gekauft. Man versuchte, den weltbekannten Markennamen auszuschlachten und verkaufte unter dem Namen Polaroid u.a. Flachbildfernseher, DVD-Player, digitale Fotorahmen und MP3-Player. Doch dieses Konzept ging nicht auf. Vielmehr verwässerte man immer mehr die Marke und verabschiedete sich von der Vision, Fotos in Sekunden produzieren.

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Derzeit keimt bei Polaroid allerdings auch wieder ein Funken Hoffnung. Denn die Polaroid-Tochterfirma Zink Imaging hat eine mobile Drucktechnologie entwickelt, die weder Tinte noch Kartusche benötigt. Möglich macht das ein speziell beschichtetes Fotopapier, dessen Farbkristalle durch Erhitzen sichtbar werden. Die “Tinte” ist quasi im Papier enthalten. Durch diese spezielle Technologie können Minidrucker hergestellt werden, die nicht größer als ein Handy oder eine kleine Digitalkamera sind. Die Experten erwarten den Durchbruch dieser Technologie, wenn die Drucker im nächsten Schritt in die Digitalkamera oder Handy integriert werden können.

Bis jetzt gibt einen separaten Minidrucker auf dem Markt, der per USB-Kabel oder Bluetooth mit dem Handy oder Digitalkamera verbunden werden kann. Der Ausdruck eines fünf mal 7,5 Zentimeter großen Fotos dauert weniger als 30 Sekunden. Das Druckpapier ist wasser- und reißfest. Der Minidrucker kostet 150 USD und ein 10erPack Spezialpapier 4 USD. Hier finden Sie die passenden Infos auf der Polaroid-Webseite. Futurezone hat schon vor einem Jahr interessante Infos auf deutsch dazu veröffentlicht. Ich drücke Polaroid die Daumen, dass sie mit dieser Innovation wieder “back to the roots” sind.

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