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Open Innovation – Schweizer wandeln auf den Spuren von Innocentive & Co.

Ich habe hier im Blog ja bereits über mehrere Brainstormingplattformen berichtet (siehe auch Linkliste weiter unten). Hier kann man eine Fragestellung einstellen und erhält mit ein wenig Glück zum Nulltarif oder für bis zu 100 EUR ein paar gute Ideen und Anregungen. Das kann ein guter Anfang sein, aber auch nicht mehr. Denn diese Ideen sind meist nur Bruchstücke und keine durchdachten Lösungskonzepte. Das kann man auch nicht erwarten, weil die Entlohnung für die Brainstormer meist sehr gering ist und auch sonstige Anreize und Tools fehlen, um mit anderen gemeinsam durchdachte Lösungskonzepte zu entwickeln. Diesbezüglich ist die Schweizer Open Innovation GmbH mit ihrer Crowdsourcing-Plattform atizo schon einen Schritt weiter. Denn hier werden nicht nur Ideen gesammelt, sondern Lösungskonzepte von den Crowds entwickelt. Noch befindet sich Atizo in der Pilotphase, die am 22. Januar 2008 mit 12 Projekte begann, die von 14 Unternehmen eingestellt wurden. Der Name der Plattform und das dazugehörige Logo wurden natürlich in der Community entwickelt.

Die Ergebnisse der 1. Pilotphase können sich sehen lassen: Es konnten 1.500 Innovatoren gewonnen werden, von denen sich 346 aktiv an den Projekten beteiligt haben. Diese Aktivenquote von 23 % ist für Crowdsourcingprojekte überdurchschnittlich gut, allerdings aufgrund des Pilotcharakters noch nicht aussagekräftig. Ingesamt wurden 307 Ideen und 2.833 Diskussionsbeiträge zu den Ideen gepostet. Sehr erfreulich sind die 432 Feedbacks der Unternehmensvertreter gewesen. Von den 346 aktiven Innovatoren wurden 90 prämiert. Die Gesamtprämien beliefen sich auf mehr als 40.000 CHF. Die Mitglieder der Community wiesen ein Durchschnittsalter von 32,8 Jahren und durchschnittlich 9,2 Jahre Berurfserfahrung auf. Der Frauenanteil lag bei 20 %. Etwa 50 % der Mitglieder hatten einen Hochschulabschluss. Ebenfalls 50 % der Mitglieder waren Angestellte, dicht gefolgt von den Studenten und Unternehmern bzw. Freiberuflern. Der Anteil von Führungskräften, Rentnern und Arbeitssuchenden war relativ gering. Momentan befindet sich das Projekt in der 2. Pilotphase, die ebenfalls für alle offen ist und im Herbst soll dann der offizielle Launch durchgeführt werden.

Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Pilotbetrieb und mit der Unterstützung von Innovatoren, Unternehmen, der Universität Bern und verschiedenen Innovationsberatern wurde die Atizo-Innovationsmethode in 7 Schritten entwickelt:

  1. Unternehmen formulieren einfache Fragestellungen

  2. Innovatoren generieren, kommentieren und bewerten Ideen
  3. Unternehmen bewerten strukturierte Ideen
  4. Unternehmen initialisieren den Innovationsprozess mit Briefing
  5. Innovatoren entwickeln in Teams innovative Konzepte
  6. Unternehmen bewerten Innovationen auf Basis des Briefings
  7. Unternehmen können bei der Umsetzung durch die Community unterstützt werden

Mir gefällt der Lösungsansatz der Open Innovation GmbH bisher sehr gut. Denn innerhalb der ATIZO-Plattform können nicht nur Ideen gepostet werden, sondern auch kommentiert und im Team, das sich erst auf der Plattform findet, weiterentwickelt werden. Extrem gut und wichtig finde ich, dass die ausschreibenenden Unternehmen jede Idee kommentieren und neue Anregungen geben. Dadurch wird meine Idee nicht nur gewürdigt, sondern kann auch zielführend weiterentwickelt werden. Die Prämien sind zwar bisher noch nicht weltbewegend aber immerhin mehr als nur ein Trinkgeld. Spannend wird es aus meiner Sicht, wenn aufgrund der Lösungsansätze wirklich neue Produkte und Dienstleistungen entstehen und in dieser Entstehungsphase auch die maßgeblich Beteiligten für die Ideengewinnung weiterhin eingebunden und fair entlohnt werden. Interessant finde ich, dass alle Lösungsansätze für alle Innovatoren einsehbar sind. Das hilft beim gemeinsamen lösen von Problemen, ermöglicht aber auch den “Ideenklau zum Nulltarif” für Wettbewerber. Ich bin gespannt, wie das in Zukunft gehandhabt wird.

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5 Responses to Open Innovation – Schweizer wandeln auf den Spuren von Innocentive & Co.

  1. […] Verfasst von Ludwig am August 4, 2008 Beim Best-Practice-Blog stieß ich vor ein paar Tagen auf einen Artikel der mich fasziniert hat. Burkhard Schneider schreibt ausführlich über die Crowdsourcing-Plattform atizo, die sich von anderen Crowdsourcing-Plattformen (eines seiner Spezialgebiete) dadurch unterscheiden, dass nicht nur Brainstorming stattfindet, sondern nach einem strukturierten Prozess von und mit der Crowd Lösungsvorschläge erarbeitet werden. Zitat: […]

  2. cson sagt:

    Crowd Sourcing und Open Innovation gibt es auch aus Deutschland: seit Anfang 2008 exitiert die Plattform BeeQuu.com und ermöglicht es Erfindern, Kreativen und Unternehmen den Austausch von Ideen und geistigem Eigentum.

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  4. […] man Fragen zur Zufriedenheit des Fragenstellers beantwortet. Und dann gibt es auch Plattform wie Atizo, wo man etwas mehr als ein Taschengeld verdienen kann und der Crowdsourcing-Ansatz effektiv genutzt […]

  5. […] mich ist das eine Bestätigung, dass die Initiatoren der Ideenplattform Atizo schon sehr viel richtig machen. Deshalb würde ich jedem empfehlen, ein kleiners Projekt erst […]

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