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Same Cafe: Jeder zahlt, was er kann

Im Jahr 2005 habe ich zahlreiche Beispiele von Anbietern aufgelistet, die den Kunden die Entscheidung überlassen, welchen Preis sie bezahlen. Zwei Jahre später habe ich über das Siva Cafe aus Indien berichtet, in dem der Gast nicht für sein Essen zahlt, sondern für das Essen der Gäste am nächsten Tag. Und in diesem Jahr habe ich über Mozart Hotel in Brüssel berichtet, dessen Betreiber freie Hotelzimmer an Obdachlose “kostenlos vermietet”. Dank eines Hinweises von Jörg Weisner bin ich jetzt auf das Same Cafe in Denver / USA aufmerksam geworden, die alle drei o.g. Ideen, ohne die wahrscheinlich gekannt zu haben, auf sehr charmante Art und Weise miteinander kombiniert haben.

“SAME” steht dabei für “So All May Eat”. Die Idee von den Gründern Brad And Libby Birky ist es, dass sich in diesem Cafe jeder satt essen können soll, unabhängig davon, wie groß sein Geldbeutel ist. Deshalb gibt es auf der Speisekarte für die Menüs und Speisen Richtpreise im Rahmen einer Preisspanne. So wird z.B. das Menü mit einem Preis von 5 – 15 USD angegeben. Wer es sich leisten kann, ist herzlichst dazu eingeladen, die obere Grenze des Richtpreises zu bezahlen. Wer das nicht kann, kann entsprechend weniger bezahlen. Insgesamt entstehen dadurch genug Einnahmen, um alle Kosten abzudecken und den Lebensunterhalt des Gründerehepaares zu decken.

Es kann aber durchaus vorkommen, dass es auch Gäste gibt, wie z.B. Obdachlose, die vielleicht gar nichts oder nur 5 Cent für das Essen bezahlen können. Das ist auch kein Problem und im Same Cafe wird deshalb keiner vor die Tür gesetzt. Dafür allerdings werden alle, die nicht die Richtpreise zahlen können, aufgefordert, als Freiwillige im Cafe oder der Küche zu helfen, z.B. als Spülhilfe. In vielen Restaurants witzelt der Ober, wenn die Kreditkarte nicht funktioniert, dass man das Essen “ruhig in der Küche abarbeiten” können. Im Same Cafe ist dieser “Witz Programm”.

Sicherlich werden Brad And Libby Birky, die für Ihr Cafe alle Ersparnisse eingesetzt und sogar ihr Auto verkauft haben, nicht reich werden. Aber sie tun mit Ihrer “erwerbswirtschaftlichen” Idee jeden Tag etwas Gutes und werden damit sicherlich von all denen mit einem Lächeln belohnt, die sich sonst solch ein Essen nicht leisten können. Ganz wichtig ist Brad und Libby, dass die armen Bevölkerungsschichten nicht in Suppenküchen “abgeschoben” werden, sondern in die Gesellschaft auch beim Essen integriert werden. Und vielmehr bekommen diese Gäste auch nicht das Gefühl, Allmosen zu bekommen, weil sie ja schliesslich das Essen abarbeiten können.

Ich habe selten von einer Geschäftsidee so begeistert berichtet, wie von dieser. Gerne erwähne ich, dass diese Idee nicht erst in dieser Finanzkrise entstanden ist, sondern Jahre zuvor. Lieber Jörg, vielen Dank für diesen genialen Linktipp.

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