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Bio-Mitgliederläden erobern immer mehr Städte


© Jürgen Heimerl / PIXELIO

Es gehört schon viel Mut, Kapital und Zuversicht dazu, heute noch ein Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft zu eröffnen. Hohe Anfangsinvestitionen und stramme Fixkosten sorgen dafür, dass man sehr schnell mit dem „Rücken an der Wand“ steht, wenn man nicht kurzfristig genug Umsätze machen kann, um den Break Even zu erreichen. Durch den Preisdruck der Discounter „schmelzen die Margen schnell wie das Eis in der Sonne“. Zudem verderben die Waren sehr schnell, weshalb eine verfehlte Einkaufspolitik sehr teuer werden kann. Schnell wünscht man sich, sich nie auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben.

Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma? Immer mehr Gründer entdecken die Idee des Mitgliederladens für sich, wie z.B. Thomas Glass aus Wismar. Das Prinzip ähnelt dem einer Einkaufsgenossenschaft. Die Kunden kaufen hier nach Vorlage eines Mitgliedsausweises annähernd zu Einstandskosten ein, bezahlen dafür aber eine monatliche Mitgliedsgebühr. Zudem muss jeder Kunde zu Beginn dieser Mitgliedschaft dem Geschäftsinhaber ein Darlehen zur Verfügung stellen, dass er bei Beendigung der Mitgliedschaft wieder zurückgezahlt bekommt. Nicole Hollatz hat für die Ostsee-Zeitung die Konditionen recherchiert und aufgelistet:

“Zu Anfang der Mitgliedschaft zahlen die Mitglieder ein Darlehen von 50 Euro pro Person und für die ersten zwei Kinder im Haushalt — das Darlehen gibt es bei Kündigung der Mitgliedschaft zurück. Die monatlichen Beiträge liegen zwischen zehn und 25 Euro. Wohngemeinschaften ab drei Leuten zahlen zehn Euro pro Person, Familien mit zwei Erwachsenen und allen Kindern zahlen 25 Euro zusammen, Erwachsene 19 Euro (inklusive Kinder im Haushalt), Geringverdiener (unter 800 Euro netto) 13 Euro pro Person.”

Nach eigenen Angaben braucht Thomas mehr als 300 Mitglieder, damit sich der Laden “rechnet”. Da er nach vier Monaten gerade einmal 60 Mitglieder akquirieren konnte, kann er trotz des innovativen Konzeptes noch nicht ruhig schlafen. Zusatzeinnahmen kann er generieren, weil bei ihm auch Nicht-Mitglieder einkaufen dürfen, die dann allerdings die “normalen” Verkaufspreise zahlen dürfen, die häufig 30 % über den Mitgliedspreisen liegen. Aber viele wollen erst einmal reinschnuppern und für einige lohnt sich auch keine Mitgliedschaft.

Im Gegensatz zu Flatrate-Lieferangeboten von Bauernhöfen ist der Kunde bei den Angeboten solcher Bio-Mitgliederläden viel flexibler. Er kann mal viel, mal wenig einkaufen. Zudem kann er selber die Obst- und Gemüsesorten auswählen, auf die er gerade Lust hat. Insofern decken diese Läden eine Lücke, die bisher noch unbesetzt war. Wirklich neu ist die Idee nicht, Kunden zu Mitgliedern zu machen. Trotzdem ist fast jede Idee in ihrer Zusammensetzung wieder einzigartig.

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One Response to Bio-Mitgliederläden erobern immer mehr Städte

  1. berlin999 sagt:

    gibt es hier in berlin schon lange und sehr erfolgreich: siehe LPG Bio Märkte

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