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Wenn der Knast zum Gründungsinkubator wird

Beim Durchstöbern spannender Projekte auf der Crowdsponsoringplattform mysherpas bin ich schnell auf Leonhard aufmerksam geworden, einem gemeinnützigem Unternehmen zur unternehmerischen Qualifizierung von Strafgefangenen. Die Idee dahinter ist, dass viele Strafgefangene nach ihrer Entlassung keine feste Anstellung erhalten und häufig nur eine Chance auf eine erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft haben, wenn sie sich selbständig machen. Vorbild für Leonhard ist das im Jahr 2004 in Texas/USA gegründete Prison Entrepreneurship Program (PEP). PEP hat in den vergangenen sechs Jahren mit großem Erfolg über 600 Strafgefangene auf dem Weg zurück in die Gesellschaft begleitet. Besonders bemerkenswert ist, dass durch das Programm die Rückfallquote, die in Texas normalerweise bei 50-70 % liegt, bei den Absolventen des Programms auf unter 10% gesenkt wurde.

Hinter Leonard steht Bernward Jopen, der als Unternehmer in der EDV- und Telekommunikationsbranche erfolgreich war und u.a. Mitinitiator des Gründerzentrums UnternehmerTUM an der Technischen Universität München (TUM) ist. Einen Großteil der Kosten für die erste Phase des ersten Pilotprojekts von Leonard in Höhe von 55.000 EUR, die seit Januar 2011 für 22 Wochen in einer bayerischen Vollzugsanstalt durchgeführt wird, hat er selber aufgebracht. Die restlichen 20.000 EUR hat er innerhalb weniger Wochen über mysherpas einsammeln können, weil z.T. Großsponsoren wie die Telefónica o2 Germany GmbH & Co. OHG tatkräftig gespendet haben.

Nach der ersten Phase des Pilotprojektes (Schulung in der Vollzugsanstalt) entscheidet das bayerische Justizministerium, ob das Pilotprojekt in die 2. Phase gehen darf und die Schützlinge bei der konkreten Vorbereitung der Existenzgründung unterstützt werden. Wenn man einem ausführlichen Artikel der FTD glauben darf, sind die Chancen dafür nicht besonders groß. Aber ich bin mir sicher, dass Bernward Jopen zusammen mit seiner Tochter bis zuletzt für den Erfolg dieses Pilotprojektes kämpfen wird und selbst bei einer Niederlage nicht gleich aufgeben wird. Denn Unternehmer sind Langstreckenläufer und es braucht Vorbilder wie Leonard, um die Welt besser zu machen.

3 Responses to Wenn der Knast zum Gründungsinkubator wird

  1. Torsten Radtke sagt:

    Hallo Herr Schneider,

    vielen Dank für den Hinweis auf dieses interessante Projekt. Das Thema Selbständigkeit für Randgruppen scheint ein schwieriges in diesem Land zu sein. Deshalb Hut ab vor Herrn Jopen und seiner Tochter, und dem Mut der teilnehmenden Strafgefangenen.
    Mir fiel gerade noch ein Projekt für schwerbehinderte Menschen ein, welches in Berlin angesiedelt ist (http://www.enterability.de/). Diese können sich dort beraten und unterstützen lassen, wenn sie sich mit der Idee einer Selbständigkeit tragen. Auch Menschen dieser “Randgruppe” wird häufig nicht zugetraut ihren eigenen Weg zu gehen.

  2. Was würden wir ohne solche echte Entrepreneure machen? Es wird Zeit, sich weniger auf Förderprojekte von Bund und Land zu verlassen, sondern selbst aktiv zu werden. Social Entrepreneurs gehört die Welt. Nehmt Sie Euch!

  3. […] entstehen im nächsten Schritt Knast-Gründungsinkubatoren, wie das das Leonhard-Projekt in München vormacht. Denn viele ehemaligen Gefängnisinsassen finden auch trotz guter Ausbildung […]

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