Schon seit mehr als einem halben Jahr lese ich in VDI-Nachrichten, taz und Co., dass mit Seedmatch die erste Crowdfundingplattform für StartUps in Deutschland, auf der sich mehrere gemeinsam an einem StartUp beteiligen sollen können, kurz dem Start steht. So spricht es sich auch wie ein Lauffeuer rum, dass die Webseite seit dieser Woche “mit viel neuem Leben gefüllt wurde” und damit das Trommeln in die 2. Runde geht. Noch werden keine StartUps vorgestellt, aber Vertreter von StartUps können sich schon mal anmelden. Nach Angaben der Verantwortlichen haben sich wohl auch schon 800 Interessenten gemeldet, die sich vorstellen können, als Investoren in die StartUps einzusteigen.
Den ersten Proof of Concept führten die Gründer von Seedmatch im Herbst letzten Jahres durch, als sie im Rahmen der Aktion “33 für 1” 33 Investoren gesucht haben, die jeweils 3.000 EUR dem StartUp als Startkapital zur Verfügung stellen sollen. Jetzt sollen es ihnen viele andere StartUps nachmachen, indem Sie auf seedmatch auf die Suche nach stillen Beteiligten gehen. Die Höchstgrenze der Beteiligungssumme beträgt 100.000 EUR. Ein kurzer Blick in das Wertpapierverkaufsprospektgesetz erklärt, warum:
“Ausgenommen von der Prospektpflicht sind:…Angebote, bei denen von derselben Vermögensanlage im Sinne des Absatzes 1 nicht mehr als 20 Anteile angeboten werden oder bei denen der Verkaufspreis der im Zeitraum von zwölf Monaten angebotenen Anteile insgesamt 100.000 Euro nicht übersteigt oder bei denen der Preis jedes angebotenen Anteils mindestens 200.000 Euro je Anleger beträgt…..”
Aus der Sicht von seedmatch sind folgende Kriterien nötig, damit Crowdfunding für StartUps Sinn macht:
- Geschäftsidee muss Menschen begeistern können
- Gründer müssen direkte Kommunikation mögen und aushalten
- komplementäres Gründerteam
- fertiges Produkt
- zukunftsweisendes, skalierbares und ausgereiftes Geschäftsmodel
- deutlicher USP
- Produkte, die von der Unterstützung der Crowd profitieren
- Fokus: B2C, Cleantech, Social Business
- Kapitalbedarf bis zu 100.000 Euro (mittelfristig sind auch Finanzierungen bis 500.000 Euro geplant)
Folgende acht Schritt hat ein StartUp zu berücksichtigen:
- Bewerbung mit Ex-Summary
- Einreichung des Businessplans nach Erstbewertung durch seedmatch.
- Interne Prüfung des Businessplanes auf Eignung und Potential durch Experten von seedmatch.
- Detailabstimmung zwischen StartUp und seedmatch, wenn die Prüfung erfolgreich war
- StartUp erstellt Präsentationsunterlagen sowie Präsentationsvideo und gibt Freigabe für Veröffentlichung auf der Plattform
- Die StartUpler legen Kapitalbedarf und Fundinglimit fest
- Innerhalb von 60 Tagen muss der Kapitalbedarf erreicht worden sein. Wenn ja, wird der Beteiligungsvertrag erstellt, wenn nein, behalten die Investoren ihr Geld bzw. bekommen es zurücküberwiesen.
- Die Mikroinvestoren erhalten nach der Beteiligung regelmäßige Reports.
Der Mikroinvestor erwirbt eine stille Beteiligung oder ein Genussrecht am dem Startup mit einer Laufzeit von 5 – 7 Jahren. Damit soll er an etwaigen Gewinnausschüttungen und vor allem langfristig am steigenden Unternehmenswert partizipieren. Seine Beteiligung am Verlust ist auf die Höhe seiner Einlage begrenzt. Eine Nachschusspflicht besteht nicht. Ein Mitspracherecht hat er grundsätzlich nicht, hängt allerdings vom Beteiligungsvertrag ab. Der Investor soll i.d.R. jährlich kündigen können und eine Auszahlung auf Basis des aktuellen Unternehmenswertes erhalten. Spätestens am Ende der Laufzeit wird eine Endausschüttung erfolgen auf Basis des aktuellen Unternehmenswertes.
Und wie sieht das Geschäftsmodell für seedmatch aus? Bei erfolgreichem Crowdfunding – und nur dann – bekommt Seedmatch ein Erfolgshonorar in Höhe von 5-10% der gefundeten Summe. Falls das Funding nicht erfolgreich ist, tragen die StartUpler lediglich die Rücktransaktionskosten der bereits überwiesenen Beträge. Damit steigt ein weiterer wichtiger Player ins Crowdfunding-Business ein. StartUps haben ab sofort die Wahl in Deutschland, ob sie Investoren haben wollen (mit allen Rechten und Pflichten) oder eher Supporter suchen, die andere Gegenleistungen als die Investoren bekommen, wie z.B. bei kickstarter und Co.
Auf jeden Fall kommt jetzt viel Bewegung ins Funding-Business für StartUps. Und das finde ich sehr gut. Bald wird es sicherlich auch Plattformen geben, die sowohl Investoren als auch Spender suchen, wie das in vielen Ländern schon der Fall ist, wie z.B. mit c-crowd in der Schweiz. Und Anbieter existierender Plattformen werden wohl auch genau prüfen, ob sie ihr Geschäftsmodell nicht erweitern sollen. Ich denke da z.B. an die bisherigen Crowdsponsoring-Plattformen, ExchangeBA oder SMAVA.
Sehr spannend werden die Erfahrungsberichte der ersten StartUps sein, die auf seedmatch nach Investoren suchen. Ich hoffe, dass den Interessierten ein Risikopapier zugeschickt wird, in dem die Risiken solch eines Engagements detailliert aufgelistet sind. Bisher kommen mir diese Risikohinweise im Webauftritt von seedmatch zu kurz bzw. sind aus meiner Sicht zu versteckt. Wissen wirklich alle Investoren, dass sie schnell am Markt verbrannt sein können, wenn Sie nicht nach ca. 6 Monaten den nötigen Kapitalbedarf eingesammelt haben? Fazit: Die Möglichkeiten steigen, die Risiken aber auch!
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Crowdfunding scheint erwachsen zu werden.. Sehr gut. Gefällt mir.