Im September 2006 habe ich hier im Blog meine Idee von einem Shop präsentiert, in dem man nichts kaufen, sondern nur anschauen und testen kann. Wenige Monate später bin ich dann auf den Club-C aus Japan aufmerksam geworden, in dem man gegen eine kleine Jahresgebühr Kosmetikprodukte ohne Kaufzwang ausprobieren kann. Seitdem berichte ich häufiger über solche Shops, in denen hauptsächlich Produktproben angeboten werden. Nur Deutschland scheint den Trend zu verschlafen, warum auch immer.
Anders ist es beim Versand von Kosmetikproduktproben per Post. Hier startete die Deutsche Post 2005 mit der Testbox den Versuch, Kunden im Abo Produktproben kostenlos zu versenden. Dieses Unterfangen wurde mittlerweile eingestellt. Doch jetzt rollt die nächste Welle über uns. Auslöser waren Katia Beauchamp und Hayley Barna, die mit dem Launch des Kosmetikprobenaboanbieters Birchbox seit dem letzten Herbst in den USA für Furore sorgen. Viele halten die Idee, Kosmetikproben für 10 USD pro Monat an Kunden zu versenden, für das nächste große Ding.
Es verwundert nicht, dass die Birchbox-Copy-Cat-Welle seit einigen Monaten über Deutschland schwappt: Glossybox, Boobox, Odorbox, Kosmetikbox und Co. Im Gegensatz zur Groupon-Copy-Cat-Welle geht dieses Mal alles deutlich schneller. Vorne dran sind die Samwers, die sich bei Glossybox engagieren und auch Holtzbrinck-Venture mit ins Boot holen konnten. Geschäftsführerin dieses StartUps ist Janna Schmidt-Holtz, die Tochter vom EX-Sony-Music-CEO Rolf Schmidt-Holtz, der mit Hanse Ventures auch einen interessanten Inkubator betreibt. Wie man verfolgen kann, wird schon jetzt die europäische Expansion des StartUps vorangetrieben, um schnell ein interessanter Kaufkandidat zu werden.
Das schnelle Kopieren hat einen Nachteil. Im Gegensatz zur Groupon-Copy-Cat-Story der Samwers wird Birchbox wohl nicht so finanzstark sein, um innerhalb von 6 Monaten einen deutschen bzw. europäischen Copy-Cat zu schlucken. Man hört ja gerade aus den USA, dass sich die 2. Finanzrunde für Birchbox schwieriger als erwartet gestaltet. Auf der anderen Seite könnten die Samwers dadurch im Falle einer Fusion von Glossybox und Birchbox mehr Anteile als beim Groupon-Deal erhalten. Und vielleicht überholen Sie sogar die Erfinder aus den USA? Wer weiß das?
Der Wettbewerb wird dieses Mal noch spannender. Denn vor kurzem ist auch Douglas mit der Douglas-Box-of-Beauty in den Wettstreit eingestiegen. Diese schnelle Reaktionszeit ist genauso beachtlich wie die Tatsache, dass auch Douglas keine Scham kennt, das Birchbox-Konzept fast 100%ig zu kopieren. Aufgrund der Marktmacht und der Logistik-Vorteile ist Douglas ein harter Wettbewerber für die kleinen StartUps. Zudem beherrscht Douglas das “Knappheitsmarketing”: Auf der Webseite wird verlautbart, dass aufgrund der großen Nachfrage erst wieder ab dem 20. Juni neue Abos abgeschlossen werden können.
Es haben nicht nur die Samwers erkannt, dass das Copy-Cat-Geschäftsmodell lukrativ sein kann. Während bisher eher Wettbewerber mit stumpfen Waffen gegen die Samwers antraten, um in deren Monopol einzutreten, probieren es jetzt auch die Großen. Man kann gespannt sein, wie dieser Wettkampf ausgehen wird. Man muss aber kein Prophet sein, dass es in Zukunft viele Abwandlungen der Birchbox-Idee geben wird, indem sie z.B. auch für andere Produkte angewandt wird oder neue Vertriebswege gefunden werden. In meiner Rubrik “Marketing-Probe” gibt es viele Anregungen dazu.
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Vorbildlich, dass hier oft gepostet wird.