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Warum der StartUp-Verlag buch & netz seinen Buchcontent verschenkt und trotzdem gute Geschäfte macht

Meine Leser haben schon länger registriert, dass ich mich intensiv mit den Zukunftstrends “Crowdfunding” und “Self Publishing” beschäftige. Aus meiner Sicht muss die Verlagsbranche aufpassen, dass sie nicht ihre Existenzberechtigung verlieren, weil sich Autoren direkt von ihren Lesern via Crowdfunding oder Self Publishing bezahlen lassen und auch die Vermarktung selbst oder mit Hilfe von Experten durchführen. Die Musikverlage können ein Lied davon singen. Es macht im “Filesharing-Zeitalter” überhaupt keinen Sinn, seine Kunden zu beschimpfen, weil sie Wege finden, um kostenlos die Erzeugnisse der Musikverlage “zu erwerben”. Man muss vielmehr neue Geschäftsmodelle finden, um weiterhin gut im Geschäft bleiben zu können.

In meiner Rubrik “Idee – Verlag” habe ich schon zahlreiche zukunftsorientierte Ideen von und für Verlage sowie Self-Publisher präsentiert: Sponsoring, Crowdfunding, Personalisierung, Verkauf einzelner Kapital, Inrechnungstellung nur bei Ausdruck von Buchseiten. In der Präsentation von Leander Wattig “Geschäftsmodell-Labor Internet – Perspektiven für Verlage in der Filesharing-Welt” (siehe unten), die er in der letzten Woche gehalten hat, hat er auch zahlreiche “Added-Value-Konzepte” (ab Seite 44) vorgestellt, die Vorbildcharakter haben. Besonders gut gefiel mir das Konzept vom Schweizer StartUp-Verlag “buch & netz” (Achtung: In der Schweiz gibt es keine Buchpreisbindung!!!).

Was macht dieser StartUp-Verlag konkret? Auf der Webseite gibt es auf der Startseite eine erste Beschreibung: “buch & netz produziert, kuratiert, vertreibt und monetarisiert Inhalte in Form von gedruckten Büchern, E-Books, Online-Books, Websites, Blogs, E-Mail Newsletter und Mobile Apps. Unsere Bücher und anderen Inhalte werden in der Regel unter einer Creative Commons-Lizenz immer auch im Web veröffentlicht. Die Werke sind dadurch einfach zugänglich, kapitelweise verlinkbar, durch Suchmaschinen auffindbar und in den verschiedenen Social Media Kanälen wie Facebook, Google+, Twitter usw. verteilbar.” Aber wie soll man damit nun Geld verdienen? Am Beispiel des ersten Buches, das von “buch & netz” verlegt wurde, kann man das Einnahmenmodell studieren:

Das erste von buch & netz verlegte Buch hat den Titel “E Commerce konkret. Best Practices und Trends im Onlinehandel.” Man kann das ganze Buch kostenlos online lesen. Das ist nicht nur eine nette Geste und baut Vertrauen auf. Vielmehr erreicht man, dass zahlreiche Menschen via Blog, Twitter, Facebook und Co. auf diesen wertvollen Inhalt aufmerksam und damit Werbung zum Nulltarif machen. Für 7,50 CHF kann man die EBook-Version erwerben und für 34 CHF das gedruckte Buch. Motivation, das Buch zu kaufen, kann darin bestehen, dass man Verlag und Buchautoren damit die Anerkennung für ihre Arbeit aussprechen will oder es einfach bequemer findet, das Buch via EBook-Reader oder in haptischer Form zu lesen.

Es bleibt zu bezweifeln, dass Verleger und Buchautoren allein mit dieser dargestellten Strategie genug Geld verdienen, um davon “leben zu können”. Deshalb gibt es noch drei weitere Einnahmequellen, die “buch & netz” erschlossen hat. So können Kunden das EBook auch in großer Zahl zu günstigen Konditionen erwerben, um es anschliessend z.B. an ihre Kunden (in Form von Gutscheinen) zu verschenken. 100 EBook-Gutscheine kann man z.B. schon für 360 CHF (statt für 750 CHF) erwerben (Achtung: Schweiz hat keine Buchpreisbindung). Viel spannender finde ich, dass man für 249 CHF für einen Tag Sponsor werden kann und das Buch an einem Tag auf seiner Webseite kostenlos zum Download zur Verfügung stellen kann. Eine Woche kostet 1.450 und ein Monat 4.850 CHF.

Am spannendsten finde ich das sog. Kapitalsponsoring: “3, 6 oder 12 Monate prominente Erwähnung als Kapitelsponsor in den E-Book Versionen und der Online Version des Buches; Individuelle und exklusive PDF Version für ihre Kunden & Interessenten, die auf der Online Version des Kapitels zu Ihrer Landingpage verlinkt wird; 100 Download Gutscheine für eine kostenlose E-Book Version des kompletten Buches.
Print Option: Zusätzlich Erwähnung als Kapitelsponsor auf der Kapiteltitelseite in der gedruckten Standardausgabe; Portrait 1/1 Seite oder Inserat 1/1 Seite im gedruckten Buch. Im Preis inbegriffen sind 25 Stk. der gedruckten Ausgabe. Bezug weiterer Print Ausgaben zu Sonderkonditionen.”
Die Kosten für drei Monate (inkl. Printoption) betragen 2.875 CHF.

Man kann die Idee des Sponsorings sogar noch weiterspinnen, wie wir hier im Blog darüber berichtet haben. Neu sind diese Ideen alle nicht, aber endlich fügt ein Verlag diese Ideen zu einem Gesamtkonzept zusammen und bietet damit allen Mehrwerte an. Und wenn Mehrwerte angeboten werden, wird auch Geld verdient. So einfach kann die Gleichung aufgehen. Aber Achtung: Es ist kein Zufall, dass der Verlag “buch & netz” in der Schweiz und nicht in Deutschland sitzt. Aufgrund der Buchpreisbindung hier in Deutschland sind innovative Verlage in Deutschland sehr beschränkt, neue innovative Wege zu gehen. Es wird Zeit, dass Deutschland zum Innovationsführer wird, indem die Politik innovationsfeindliche Regeln endlich beseitigt und nicht nur in Sonntagsreden davon faselt, Innovationen fördern zu wollen.

4 Responses to Warum der StartUp-Verlag buch & netz seinen Buchcontent verschenkt und trotzdem gute Geschäfte macht

  1. […] Lesetipp des Tages: Warum der StartUp-Verlag buch & netz seinen Buchcontent verschenkt und trotzdem gute Geschäfte … […]

  2. Wir veröffentlichen bereits seit einigen Jahren die meisten unserer Publikationen werbefinanziert zum kostenlosen PDF-Download. Unser “Bestseller” wurde so immerhin bereits über 20.000 mal runtergeladen. Für eine Fachpublikation ist das schon eine stolze Zahl.

    Wir haben auch schon Bücher auf traditionelle Weise veröffentlicht. Aber unsere Erfahrung spricht ganz klar für Werbefinanzierung! – die Einnahmen sind deutlich höher und es wird von viel mehr Menschen gelesen. Was ja als Autor auch wichtig ist. Denn wer schreibt schon nur des Geldes wegen?

    just my five cents.

  3. […] buch & netz Warum der StartUp-Verlag buch & netz seinen Buchcontent verschenkt und trotzdem gute Geschäfte macht Meine Leser haben schon länger registriert, dass ich mich intensiv mit den Zukunftstrends “Crowdfunding‹ und “Self Publishing‹ beschäftige. Aus meiner Sicht muss die Verlagsbranche aufpassen, dass sie nicht ihre Existenzberechtigung verlieren, weil sich Autoren direkt von ihren Lesern via Crowdfunding oder Self Publishing bezahlen lassen und auch die Vermarktung selbst oder mit Hilfe von Experten durchführen. In meiner Rubrik “Idee – Verlag‹ habe ich schon zahlreiche zukunftsorientierte Ideen von und für Verlage sowie Self-Publisher präsentiert. Besonders gut gefiel mir das Konzept vom Schweizer StartUp-Verlag “buch & netz‹ (Achtung: In der Schweiz gibt es keine Buchpreisbindung!!!). best-practice-business.de/blog […]

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