In Geschäftsidee, Idee - Verlag, Marketing - Preis

Raygun pimpt Dein veraltetes Lehrbuch wieder auf

In jedem Studiensemester geht das “Spiel von vorne” los. Man erhält als Student von seinen Professoren eine Liste mit empfehlenswerten Büchern, geht dann in die Buchhandlung und kauft dort die neueste Ausgabe. Danach muss man wieder wochenlang jobben, um die hohen Kosten für die Literatur “eingespielt zu haben”. Es gibt allerdings einen Weg, beim Kauf solcher Bücher viel Geld zu sparen. Man kauft einfach eine ältere Auflage des Standardwerkes zum Schnäppchenpreis. Dann tut man sich mit anderen Studenten zusammen, die “denselben Weg gehen” und jeder überprüft in der Bibliothek mit Hilfe der neuesten Auflage, welche Änderungen im Vergleich zur älteren Auflage vorgenommen wurden. Diese Änderungen werden notiert und untereinander ausgetauscht. So schnell hat man ein altes zu einem neuen Buch gepimpt.

Warum sollte man daraus keine pfiffige Geschäftsidee entwickeln? Genau das dachten sich wohl auch Adam und Aaron und starteten den “Updatedienst” Raygun. Hier können Studenten für jeweils 15 USD sog. “C.L.O.N.E”-Reports für die gängigsten Lehrbücher erwerben. C.L.O.N.E. steht dabei für “Content Lacking Originality in New Editions”. Ein Musterbeispiel kann man sich auf der Webseite von Raygun downloaden. Zudem erfährt man mit Hilfe des Rayscores, wieviele relevante Stellen im Buch im Vergleich zur älteren Version upgedatet wurden. Und natürlich gibt es auch Links zu den entsprechenden Webseiten von Amazon & Co., wo man herausfinden kann, wie günstig man ältere Versionen der betreffenden Lehrbücher erwerben kann.

Wenn solch ein Service in Deutschland angeboten werden würde, würde ich nicht ausschließen, dass die betroffenen Verlage dagegen klagen würden, um die Grundlage ihres lukrativen Geschäftes zu sichern. Das würde allerdings nicht viel helfen, weil dann sich eben Studenten wieder zusammenschließen würden und sich gegenseitig dabei unterstützen würden, solche C.L.O.N.E-Reports anzufertigen (wie oben beschrieben). Vielmehr sollten sich Verlage Gedanken machen, was man solchen Angeboten entgegenzusetzen hat. Fortschrittliche Verlage kooperieren ja z.B. mit PaperC, um Studenten, die nur wenige Seiten eines Buches ausdrucken wollen, eine praktikable, bezahlbare Lösung anzubieten.

Ich persönlich glaube nicht, dass die Gründer von Raygun damit reich werden. Aber die Idee ist ein gutes Beispiel dafür, dass alte Produkte durch Zusatzleistungen sehr wohl wieder auf denen neuesten Stand gebracht werden können. Davon sollten sich aus meiner Sicht Macher aus anderen Branchen inspirieren lassen und überlegen, ob sie diese Idee für ihre Zwecke adaptieren können. Zudem haben disruptive Geschäftsideen meistens Auswirkungen auf eine ganze Branche. Solche Geschäftsideen können helfen, dass endlich eine ganze Branche aufwacht und sich Gedanken darüber macht, mit welchen Mehrwertleistungen sie diesen Angeboten etwas entgegen zu setzen hat. Viele Geschäftsideen nutzen nicht dem Gründer, sondern dem Nutzer oder Begünstigten am meisten.

Schreibe einen Kommentar