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“Il était des fois” macht jeden zum Märchenerzähler und Mitmachkonsumenten

Hier im Blog habe ich darüber berichtet, dass Microsoft Anfang März das Envisioning Center auf dem firmeneigenen Redmond-Campus eröffnet. Hier zeigt Microsoft, wie wir in Zukunft leben, arbeiten und spielen werden und wie uns modernste Technik dabei unterstützt. Zur Eröffnung entstand auch ein nettes 2-Minuten-Video, das uns in die Zukunft blicken lässt. Ab der 90. Sekunde wird gezeigt, wie die Oma, die per Konferenzvideo dazugeschaltet wurde, eine Gute-Nacht-Geschichte mit Hilfe modernster Technik interaktiv erzählt. Das Besondere: Die Kinder können die Geschichte ändern und werden so zu Miterzählern. Als ich mir diese Sequenz angesehen habe, habe ich die Vorahnung gehabt, dass in naher Zukunft ein Entrepreneur diese Idee aufgreifen wird.

Und tatsächlich bin ich jetzt auf eine sehr ähnliche Geschäftsidee aufmerksam geworden. Der französische Grafiker und Illustrator Valentin Gall hat eine Märchen-App entwickelt, mit der jeder seine eigene Märchengeschichte erfinden kann. Alles begann damit, dass er sich schon als kleines Kind ärgerte, dass am Ende der Märchen immer das Böse verlor. Im Rahmen seines Stuidum an der „École Supérieure des Arts Décoratifs“ absolvierte er ein Praktikum in einem Jugendbuchverlag, im Rahmen dessen er die Printformate in digitale Formate umwandeln sollte. Und so war die Idee für die Studienabschlussarbeit naheliegend, eine App zu entwickeln, mit dessen Hilfe jeder seine eigene Story erzählen und bebildern kann. Karin Kutter beschreibt die Funktionsweise wie folgt:

“Entstanden ist eine App, in der die Rollen (der Böse, das Opfer, der Held) den Protagonisten (Prinzessin, Drache und Ritter) frei zugeordnet werden können. Das Märchen kann so immer wieder neu erzählt werden. Aus „Es waren einmal …“ wird „Es waren mehrmals …“ – so auch der Titel der App („Il était des fois“), die ab dem 1. April im App-Store zum Download bereitsteht. Insgesamt kann das Märchen auf zigfache Arten erzählt werden. Denn auch innerhalb der Story kann der Leser die Perspektive wechseln. „Warum trifft der Ritter gerade jetzt auf den Drachen?“ – noch mal zurück, aber dieses Mal das Ganze aus der Sicht des Ritters bitte … Galls Lieblingsversion? Ganz klar: das Märchen mit der bösen Prinzessin, dem heldenhaften Drachen und dem Ritter als Opfer.”

Im Video weiter unten könnt Ihr Euch anschauen, wie das Ganze in der Praxis aussieht. Auch wer nicht französisch versteht, wird intuitiv erkennen, wie alles funktioniert. Noch sieht alles relativ statisch aus, aber dafür ist die App mit einem Preis von 3,49 EUR sehr erschwinglich. Und schliesslich fing jede Erfindung mit “einen kleinen Schritt” an. Wie das dann in einigen Jahren aussehen wird, können wir ja schon im o.g. Video von Microsoft bestaunen. Und die Moral von der Geschichte: Wir sind auf allen Ebenen auf dem Weg zum Mitmachkonsumenten. Und das ist auch gut so.

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