Der Buy-Local-Trend nimmt weniger wegen gleichnamiger Protestaktionen, sondern wegen intelligenter Geschäftsideen wie Hubbub, Good Eggs, Streethub an “Fahrt auf”. Auch deutsche StartUps wie die Lokazon GmbH mit ihrem Webdienst Locafox stehen in den Startlöchern. In nächster Zeit werden wohl auch hier in Deutschland zahlreiche Geschäftsideen zum “Buy Local Trend” wie “Pilze aus dem Boden sprießen”.
So ein Beispiel ist auch der Webdienst Productmate. Die Idee wird von den Gründern wie folgt beschrieben: “Productmate ist kein Online-Shop, sondern dient Produktsuchenden als Informationsplattform, um das lokale Produktsortiment stationärer Fachgeschäfte einsehen zu können. Die lokale Produktsuchmaschine ermöglicht es Nutzern, nach Produkten in der unmittelbaren Umgebung zu stöbern und diese mit Hilfe einer inspirierenden Schlagwortwolke nach eigenen Interessen zu filtern. Die Suchergebnisse können der Entfernung nach aufsteigend vom aktuellen Standpunkt des Nutzers sortiert werden und über eine Routenbeschreibung werden potentielle Kunden direkt in das Fachgeschäft vor Ort geführt – getreu dem Motto: “Online finden – offline kaufen””.
Der lokale Stöbereffekt soll zum langen Verweilen auf der Webseite führen und neue Kaufimpulse bieten: “Jedes Produkt kann mit bis zu 20 Schlagwörtern verknüpft werden. Ob Materialen, Farben, Verben oder Adjektive – Geschäftsinhaber können Ihre Produkte vielfältig beschreiben. Das Erscheinungsbild der Plattform ist abhängig vom angewählten Schlagwort und ermöglicht Nutzern eine inspirierende Produktsuche. Besteht Interesse an einem Produkt, kann sowohl das virtuelle Schaufenster des Fachgeschäfts eingesehen, als auch eine neue Suchanfrage auf Basis der mit dem Produkt assoziierten Schlagwörter gestartet werden. Da das System dem Produktsuchenden stets suggeriert, mit welchen Begriffen er die nächste Suchanfrage starten könnte, wird ein vielseitiger und branchenübergreifender Stöbereffekt ermöglicht.”
Gestartet wird mit dem Angebot von Fachgeschäften aus Hamburg. Gezielt angesprochen werden inhabergeführter Einzelhandelsgeschäfte, die bisher noch nicht im Internet gezielt auf Kundensuche gehen. Das Preismodell ist genau auf diese Zielgruppe abgestimmt, wie mir Benedict Sebesta von Productmate in einem Interview verraten hat: “Für geprüfte Einzelhändler ist der Geschäftseintrag inkl. Stammdaten, das virtuelle Schaufenster mit vier Produktplätzen und einem Bild pro Produkt kostenfrei. Darüber hinaus können Geschäftsinhaber kostenpflichtige Schaufensterpakete buchen. Diese kostenpflichtigen Schaufensterpakete können über monatliche sowie jährliche Abonnements zu unterschiedlichen Preisen gebucht und je nach Bedarf erweitert werden. Die verschiedenen Schaufensterpakete variieren je nach Umfang an Produkten, Bildern pro Produkt sowie einsehbaren Statistiken.”
© Fred Willenbrock
Gründerfoto (v.l.n.r.): Moritz Held, Benedict Sebesta, Matthias Rickertsen
Benedict erläutert die Gründe für dieses Preismodell wie folgt: “Wir setzen hier bewusst auf Fixkosten und nicht auf ein pay-per-click-Modell, da wir erkannt haben, dass Einzelhändler gerne klare Verhältnisse über ihre monatlichen Ausgaben haben möchten. Wir verdienen also aktuell nicht an den verkauften Produkten, sondern stets am Umfang des Auftrittes.” Um den Erfolg dieser Marketingaktion für den einzelnen Händler zu dokumentieren, erhält er ausführliche Zugriffsstatistiken bezogen auf sein Angebot. Dadurch kann er auch sein Angebot anpassen. Aus meiner Sicht müsste aber der Händler auch nachmessen können, wie viele Interessenten wirklich bei ihm kaufen, indem z.B. der Kunde das Produkt vor Ort reservieren oder einen Rabattcoupon ausdrucken kann, der beim Kauf innerhalb einer Woche eingelöst werden kann. Etwas ähnliches ist schon in Planung, nämlich ein Belohnungssystem für die Käufer (Punkte sammeln beim vollzogenen Kauf).
Ich persönlich kann mir auch vorstellen, dass in absehbarer Zeit auch weitere Preismodelle angeboten werden, wie z.B. Pay per Click (kombiniert mit einem Fixkostenpreis). Aber derzeit fokussieren sich die Gründer, möglichst viel Funktionen zu programmieren, die den Kunden einen echten Mehrwert bieten (Bildung von Schlagwortketten, Eingrenzungsfunktionen bei der Suche, etc). Zudem kann sich damit Productmate von der Konkurrenz abgrenzenen. Ein weiteres USP verrät mir Benedict im Interview: “Zielgruppenspezialisierung: Das Beispiel Etsy zeigt einen enormen Mehrwert durch den Fokus auf „handgemachtem“. Geschäftsinhaber haben bereits jetzt erkannt, dass es sich lohnt diejenigen Produkt auf Productmate zu inserieren, für welche sie selbst ein Alleinstellungsmerkmal innehaben. Dies sind oftmals handgefertigte Unikate und keine klassischen Massenprodukte wie beispielsweise eine Milka-Schokolade für 20% Discount. Bei „Strichcodeprodukten“ wissen Konsumenten ohnehin oftmals, wo diese erworben werden können.”
Aus meiner Sicht bietet das Geschäftsmodell von Productmate dem jungen StartUp aus Hamburg die Möglichkeit, die Shops vor Ort ideal in die Vermarktung einzubinden. Folgende Möglichkeiten nutzt Productmate schon jetzt: “Interessierte Geschäftsinhaber erhalten einen individuellen “Productmate QR-Code“ für das stationäre Schaufenster. So kann das Sortiment jederzeit mit dem Smartphone abgerufen werden. Des Weiteren können Geschäftsinhaber einen „Productmate-Dispenser“ für das Ladengeschäft mit branchenbezogenen „Comic-Postkarten“ zum verteilen an die Kundschaft erhalten. Auf den Postkarten befinden sich die Stammdaten des Fachgeschäftes sowie der QR-Code zum virtuellen Schaufenster. Der Fokus liegt hierbei anfangs auf regionalen Marketingmaßnahmen, um organisch aus dem jeweiligen Stadtteil zu wachsen und gleichzeitig den Bekanntheitsgrad vor Ort zu erhöhen.” Daneben soll durch Social Media Empfehlungsfunktionen auch sichergestellt werden, dass Productmate auch online häufig weiterempfohlen wird.
Benedict hat mir im Interview weiter verraten, dass sie organisch wachsen wollen. Deshalb liegt der Fokus in den nächsten zwölf Monaten darauf, den Raum Hamburg zu erschließen und die Vertriebsaktivitäten in Norddeutschland zu starten. Mittelfristig ist geplant, eine Print/Online-Symbiose zu schaffen, indem z.B. Produkt oder Fachgeschäftskataloge gedruckt und in den einzelnen Geschäften verteilt werden. Ich persönlich empfehle, das Fibel-Marketing-Konzept zu nutzen, über das ich hier eine zwölfteilige Serie veröffentlicht habe. Und last but not least soll auch eine branchenübergreifender Pop Up-Store mit ausgewählten Produkten der Partnerunternehmen eröffnet werden. Über solch ein Konzept (Story Shop) habe ich hier im Blog vor einem halben Jahr berichtet.
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Ich finde die Idee auch sehr gut, gehe aber davon aus, dass sich diese Angebote langfristig nicht durchsetzen werden. Der Grund dafür ist Google, die ein ähnliches Modell bereits in den USA testen. In diesem wird peer Feed die Daten an Google übermittelt und den Nutzern in der Suche angezeigt.
Hallo Ronny,
hast Du einen Linktipp für einen Artikel, in dem der Google-Test in den USA beschrieben wird und auch evtl. Praxisbeispiele präsentiert werden?
Ich finde die Marketingidee auch sehr vielversprechend, erwähnenswert finde ich auch die Förderung der regionalen Wirtschaft. Über das Internet werden vielfach Produkte aus den Ausland gekauft und importiert, das oben vorgestellte Konzept wirkt dem entgegen. Somit bleibt das Geld im Land und trägt somit einen wichtigen Beitrag zum Wohlstand im Land bei. Marketingtechnisch gesehen, erhöht das Konzept mit Sicherheit die Reichweite und Bekanntheit der beworbenen Shops. Gerade für kleinere Anbieter ist dies eine kostengünstige Möglichkeit, Werbung zu schalten. Mein Fazit: Eine spannende Idee die Zukunft hat!
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