In Großbritannien gibt es 85.000 Häftlinge, aber nur 10.000 von ihnen verrichten täglich eine entgeltliche Arbeit im Knast. Diese Zahl ist erschreckend. Ohne eine sinnvolle Beschäftigung ist die Zeit im Knast fast unerträglich. Und wie soll man nach verbüßter Haftstrafe einen guten Job finden, wenn man keine entsprechende Ausbildung und aktuelle Berufserfahrung vorweisen kann? Darüber haben auch die Gründer von Gaolhouse Denim nachgedacht und verkaufen seit kurzem Jeanshosen, die von Insassen verschiedener Gefängnisse in England hergestellt werden.
Das klingt in der Theorie einfacher, als es in der Praxis ist. Denn zuerst müssen die Gefängnisinsassen entsprechend ausgebildet werden. Das hat für Gaolhouse Denim eine Modeexpertin übernommen, die die Häftlinge im Rahmen von mehreren Workshops alle wichtigen Fähigkeiten antrainiert hat. Zudem stellt der Jeanshersteller den Häftlingen entsprechende Maschinen und Ausrüstung zur Verfügung, damit sie ihre Arbeit verrichten können. Und sie erhalten das Rohmaterial geliefert, um loslegen zu können. Gaolhouse verkauft anschliessend die Jeans via Webseite für 119 GBP pro Stück. Ein Teil der Erlöse wird gespendet. Derzeit wird eine erste limitierten Auflage von 200 Stück angeboten.
Die Belohnung: Die werktätigen Insassen erhalten eine branchenübliche Bezahlung (was in diesem Segment nicht üblich ist), um sich davon Essen, Getränke, Briefmarken oder Bücher im Gefängnis kaufen zu können. Alternativ kann der Lohn auch auf ein Sparbuch des Insassen eingezahlt werden, damit er nach dem Gefängnisaufenthalt etwas Startkapital zur Verfügung hat. Dieses Startkapital könnte evtl. auch dafür genutzt werden, um sich mit den erlernten Fähigkeiten selbständig zu machen.
Vielleicht entstehen im nächsten Schritt Knast-Gründungsinkubatoren, wie das das Leonhard-Projekt in München vormacht. Denn viele ehemaligen Gefängnisinsassen finden auch trotz guter Ausbildung nur noch schwer einen Job. Sich selbständig zu machen, kann dabei eine sinnvolle Alternative sein. Allerdings müssen die Insassen auf solch ein Vorhaben gut vorbereitet werden und zwar schon im Knast. Solche Projekte wären auch schon deshalb sinnvoll, um die Gefangenen nicht mit einem “Hungerlohn” abzuspeisen, wie das bisher häufig üblich ist.
Der Zeitpunkt für solche Ideen ist auch in Deutschland gut gewählt. Denn Social Entrepreneurship erlebt derzeit in Deutschland einen Boom. Das Social Impact Lab öffnet in immer mehr Städten Dependancen. Und es gibt immer mehr Vorbilder, wie die erste textile Social Entrepreneurin Sina Trinkwalder. Live erleben als Key Note Speakerin können Sie Sina Trinkwalder auf der AUFSCHWUNG-Messe am 3. April 2014 um 14:30 Uhr in Frankfurt am Main.
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Kleine Korrektur: Es heißt Gaol. Nicht Goal. Gaol ist die alte Schreibweise für “Jail” und spricht sich erstaunlicherweise genau so aus. Gaolhouse ist also nix anderes als das von Elvis besungene Jailhouse.
danke, habe ich sofort korrigiert. Manchmal liest man nur das, was man lesen will 🙂