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Immer mehr Supermärkte machen hässliches Obst und Gemüse zum Werbestar

Erstmals habe ich Ende 2012 (anlässlich einer Crowdfundingaktion) hier im Blog über sog. Misfits berichtet. Dabei handelt es sich um missgebildetes Obst und Gemüse, z.B. krumme Gurken, Karotten mit drei Beinen oder knollige Kartoffeln. Lea Brumsack und Tanja Krakowski hatten die Idee, diese Misfits als Basis für ihre Geschäftsidee zu nehmen. Begonnen haben Sie unter der Marke “Culinary Misfits” mit einem Cateringservice. Und dank einer Crowdfundingaktion haben sie am 3. Juli 2014 ihren ersten Laden in Berlin eröffnet. Sie wollen dafür sorgen, dass Misfits wieder häufiger auf den Speiseteller von uns gelangen und zwar nicht als Dosenfutter, sondern frisch zubereitet.

Auf diesen Zug sind mittlerweile auch große Lebensmittel-Handelsketten aufgesprungen. So bietet Coop Schweiz seit August 2013 unter dem Namen «Ünique» Misfits an. Es begann alles mit Walliser Aprikosen, denen der Hagel im Juli stark zugesetzt hatte. Coop Schweiz verkaufte diese Ware in speziellen Regalen zu Sonderpreisen, um den Ernteausfall der Obstbauern in Grenzen zu halten. REWE Österreich zog im selben Jahr nach und verkaufte unter der Eigenmarke “Wunderlinge” Misfits zu einem deutlich günstigeren Preis als die “marktkonforme” Ware.

Die Supermarktkette “Intermarche” aus Frankreich ging jetzt noch einen Schritt weiter. Sie hat die Misfits als Werbestars entdeckt (meine Leser erinnern sich, dass pfiffige deutsche Studenten schon einmal ein Werbekonzept für Misfits entwickelt haben). Eine große Anzeigen- und Social Media Kampagne wurde gestartet, um die Misfits unter eigener Marke zu verkaufen. Es wurden auch Suppen und Obstsäfte und dieser Marke im Supermarkt verkauft. Das Ergebnis: In jedem teilnehmenden Supermarkt wurden 1,2 Tonnen Misfits an zwei Tagen verkauft. Es kamen im Aktionszeitraum 24 % mehr Besucher in die Supermärkte. Im ersten Monat erreichte die Werbeaktion 13 Mio. Menschen.

Ist das nur ein Werbegag? Nein! Damit soll verhindert werden, dass Großhändler unnötig Obst wegwerfen, weil sie es nicht an den Einzelhandel weiter verkaufen können. Und es soll verhindert werden, dass die Obst- und Gemüsebauern die Misfits zu Niedrigstpreisen an die Lebensmittelindustrie verkaufen müssen oder die Misfits als Tierfutter oder Energiespender verwenden. Am besten für alle sei es, dass diese Misfits frisch auf den Teller der Konsumenten kommen. Und genau dafür kämpfen immer mehr Unternehmen. Diese Unternehmen profitieren davon auch nicht nur mit einem Imagegewinn, wie das Video und die Ergebnisse dieser Intermarche-Kampagne zeigen.

2 Responses to Immer mehr Supermärkte machen hässliches Obst und Gemüse zum Werbestar

  1. […] Lebensmitteln das Haltbarkeitsdatum bald abläuft. Andere machen hässliches Obst und Gemüse zum Werbestar oder verarbeiten es auf neue Art und Weise. Und auch Restaurants entdecken immer häufiger die […]

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