Der SEO-Experte Matthew Carpenter aus Australien las vor knapp einem Jahr das Buch Trust Me, I’m Lying: Confessions of a Media Manipulator. Das brachte ihn auf die Idee, zu testen, wie man ein StartUp dank der Medien so schnell hypen könnte, dass man es quick & dirty für viel Geld wieder verkaufen könnte. Die ersten Tests liefen noch nicht wie gewünscht. Aber mit seinem StartUp shipyourenemiesglitter.com schoss er nun den Vogel ab.
Kurz zur Geschäftsidee: Er verschickt mit seinem Onlinedienst für 9,99 AUD einen Brief im Auftrag des Kunden, in dem eine Glitzer-Bombe versteckt ist. Dieser Glitzer sei wie Herpes, man bekomme ihn viele Tagen und evtl. Wochen nicht mehr weg. Er setzte eine Webseite auf, postete seine Geschäftsidee auf dem StartUp-Portal Producthunt.com, informierte einige Medienvertreter und wartete, was sich daraus entwickeln würde. Da die Story stimmte und die Medien fleißig voneinander abschrieben, entwickelte sich um die Geschäftsidee in weniger als 24 Stunden ein riesiger Medienbuzz. Einen Tag nach dem Launch vermeldete Matthew stolz via Twitter: “ShipYourEnemiesGlitter with 1m visits, 270k social shares, $xx,xxx in sales, tonnes of people wanting to order. 24 hours old. For sale.”
Vorher ließ er medienwirksam verlauten, dass er den Ansturm an Anfragen gar nicht abarbeiten könne und deshalb das StartUp schnell wieder abstoßen wolle. Und tatsächlich konnte er nach eigenen Angaben in einer Verkaufsauktion 85.000 USD für sein StartUp erzielen. Das lässt Bloggertycoon Robert Basic vor Neid erblassen, der viele Jahre bloggen musste, um nicht annähernd solch eine Verkaussumme für sein Internetprojekt erzielen zu können 🙂
ShipYourEnemiesGlitter with 1m visits, 270k social shares, $xx,xxx in sales, tonnes of people wanting to order. 24 hours old. For sale.
— Mathew Carpenter (@matcarpenter) 14. Januar 2015
Matthew erläuterte dem Autor o.g. Buches einige Wochen später, was er sich bei dieser Aktion dachte, wie sich die Medienvertreter für diesen Versuch einspannen ließen (und was sie ihm auch trotz Beweise nicht glaubten). Nun ist er (der Gegenbeweis wurde noch nicht angetreten) nicht nur 85.000 USD reicher, sondern hat seine Reputation als Internetmarektingexperte in Windeseile erhöht. Das könnte auch seinem Kerngeschäft (Verkauf von EBooks) helfen.
Jetzt bleibt noch die Frage, ob der Käufer des OnlineBusiness auch ein gutes Geschäft gemacht hat. Warum eigentlich nicht? Auf jeden Fall wird es die Zukunft weisen. Und dieses Experiment zeigt, wie sich eine Story in Windeseile verbreiten kann, wie wenig dabei nachgeprüft wird, wie auch Tatsachen mit Beweise nicht anerkannt werden, nach dem Motto: Was nicht sein kann, darf nicht sein. Die Moral von der Geschicht: Wer nix ausprobiert (und zwar öfters), der wird auch nicht erfahren, ob solch eine Story wiederholbar sein wird.
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