Im Jahr 2013 sorgte das Genossenschaftsmodell 2.0 des fairen Onlinemarktplatzes Fairnopoly für viel mediale Aufmerksamkeit. Es sollte bewusst ein Gegenkonzept zu ebay und Co. aufgebaut werden. Kunden, Händler und Co. können sich an der Genossenschaft beteiligen und damit den Kurs mitbestimmen und auch langfristig am Erfolg mitbeteiligt werden. Allein dank zweier Crowdfundingaktionen auf startnext kamen im Jahr 2013 mehr als 350.000 EUR Genossenschaftsstartkapital zusammen. Zudem werden fair gehandelte Produkte mit einer geringeren Verkaufsprovision belegt. Und weiterhin sollen dort die Steuern gezahlt werden, wo auch der Handel stattfindet.
Was ist seitdem passiert? Im Rahmen einer PR-Aktion zog sich das Team für ein Fotoshooting aus, um den Kampf um Transparenz sichtbar zu machen. Dann gab es Ende 2014 eine Umbenennung in “Fairmondo”. Diesem Entschluss ging ein freundlicher außergerichtlicher Dialog mit dem US-amerikanischen Spielwarenkonzern Hasbro Inc., Eigentümer der Marke „Monopoly“, voraus. Dieser hatte Fairnopoly im November 2013 dazu aufgefordert, die Rechte der Bild- und Wortmarke Monopoly zu respektieren. Aber es mussten in den ersten Jahren noch mehr Rückschläge verkraftet werden:
Allein in den ersten beiden Jahren wurde insgesamt ein Verlust von mehr als 650.000 EUR generiert. Das konnte nur aufgefangen werden, weil weiteres Genossenschaftskapital eingesammelt werden konnte. Und da die Einnahmen aus Verkaufsprovisionen auch heute noch sehr bescheiden sind (unter 1.000 EUR pro Monat), wurden weitere Einnahmequellen generiert. So wurde ein Teil des Büros als Coworking-Space umfunktioniert, um externe Mieteinnahmen zu generieren. Und es wird ein Fairmondo-Welt-Abo angeboten, um regelmäßige Spenden von Nutzern und Unterstützern einzusammeln. Der Reporting-Bericht 2015 zeigt, dass diese beide Einnahmequellen dominant sind.
Zwischenfazit: Bis jetzt trägt sich fairmondo noch nicht aus eigener Kraft und das knapp drei Jahre nach dem Start. Und es ist auch noch keine Besserung in Sicht. Vielmehr sind die Einnahmen in den letzten Monaten (auch saisonbedingt) nochmals abgesackt (im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Umsätze allerdings verdoppelt, was sich allerdings w/ dem geringen Anteil bei den Gesamteinnahmen nicht entsprechend wiederspiegelt). Und auch eine breite Palette an Topsellern fehlt. Nur Bücher verkaufen sich ganz gut über die Plattform sowie als rühmliche Ausnahme das Fairphone. Da war der Anspruch zu Beginn aber ganz anders, vielmehr wollte man die führende Plattform für fair gehandelte Produkte werden. Immerhin setzt man Standards bei der transparenten Berichterstattung. Aber davon alleine kann man nicht leben. Und auch Einnahmen aus aus dem Verkauf von Produkten wie dem Fairmondo-Spiel können das Ruder (noch nicht) rumreißen.
Obwohl man noch nicht von einer nachhaltigen Erfolgsstory sprechen kann, will Fairmondo jetzt international expandieren. Der erste Ableger des Berliner Startups Fairmondo startet in England in die geschlossene Beta-Phase. Fairmondo UK ist dabei eine eigenständige, lokale Genossenschaft, die eng mit dem Online-Marktplatz der Fairmondo eG in Deutschland verzahnt sein wird. Dies ist der erste Schritt hin zu multinationalen Genossenschaft. Auch in den USA hat sich bereits ein Team gebildet, das an der Gründung einer eigenen Fairmondo-Genossenschaft arbeitet. Das dortige Gründerteam sitzt im Silicon Valley.
Die Internationalisierung von Fairmondo geht mit wachsendem Interesse aus dem Ausland einher. Im November 2015 diskutierten in New York auf der „Platform Cooperativism“ Konferenz über 1500 Wissenschaftler*innen, Unternehmer*innen und Aktivist*innen die Frage, inwiefern sich die großen Internetplattformen durch genossenschaftliche Modelle ersetzen lassen. Dabei war Fairmondo eines der meistzitierten Beispiele. Seitdem Fairmondo vermehrt auf internationalen Konferenzen und in englischsprachigen Blogs und Publikationen erwähnt wird, kommen mehr und mehr Anfragen von interessierten Gründern aus anderen Ländern. Mehr zur Internationalisierungsstrategie von Fairmondo könnt Ihr hier nachlesen.
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