Mittlerweile gibt es schon zahlreiche Fairtrade-Modelabels, die sehr viel Wert darauf legen, dass die Näherinnen fair entlohnt werden und gute sowie sichere Arbeitsbedingungen vorfinden. Aber auch heute handelt es sich noch um einen Nischenmarkt, denn wenige Kunden sind bereit, auch die Konsequenzen zu tragen und für ein T-Shirt 30 EUR und mehr zu bezahlen. Und als ob das nicht schwer genug wäre, haben die Gründer des Modelabels Glimpse noch einen draufgesetzt.
Die gemeinnützige GmbH, die Nathalie und Simon Schaller sowie Teresa Göppel gegründet haben, gibt Opfern von Zwangsprostitution in Indien eine neue Perspektive und zeigt, dass man mit Mode etwas bewegen kann. Frauen, die von Menschenrechtsorganisationen aus der Zwangsprostitution befreit werden, bekommen in den Nähwerkstätten von Glimpse (die in Kooperation mit einer Hilfsorganisation vor Ort betrieben wird) eine Berufsausbildung und faire Arbeitsbedingungen. Sie lernen Englisch und Mathematik, wie man mit Geld umgeht (Schulden sind häufig für das Abrutschen in die Zwangsprostitution mitverantwortlich) und werden zudem psychologisch betreut.
Hier erfahren sie, dass Liebe nichts ist, wofür man sich ausziehen muss, sondern einen am besten kleidet, wenn man sie in wertschätzenden Beziehungen erfährt. GLIMPSE stellt die Abwärtsspirale auf den Kopf: aus SEX SELLS wird LOVE SELLS. Auf die Idee kam Nathalie Schaller, als sie während eines Auslandsaufenthaltes in Südost-Asien auf das massive Problem der Zwangsprostitution aufmerksam wurde. Dabei hat sich auch Organisationen kennengelernt, die Frauen aus den Fängen der Zuhälter befreien und sie vorübergehend in Schutzhäusern unterbingen. Das war uns aber nicht genug, da den Frauen die Perspektive fehlte. So entstand mit ihrem Mann und Teresa Göppel die Idee, Glimpse zu gründen.
Von der ersten Idee im Jahr 2008 bis zur Gründung 2013 war eis ein langer Weg. Und dann begannen eigentlich erst die großen Herausforderungen. Um die Kosten zu decken, mussten sie von Beginn an mehr als 10.000 EUR Einnahmen pro Monat generieren. Das ist aber nicht möglich, wenn man ein neues Mode-Start-Up aufbaut. So arbeitete sie noch hauptberuflich als Angestellte, sammelten fleißig Spenden ein, nahmen Kredite auf und mussten trotzdem ab und zu noch von den Eltern unterstützt werden. Doch langsam scheint sich der ganze Einsatz zu lohnen. Zudem gewinnt Glimpse immer mehr Einzelhändler, die die Produkte über ihre Geschäfte vertreiben.
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