Heute gehört für viele Menschen Onlineshopping zum Alltag. Wie selbstverständlich bestellen wir heute z.B. Modeartikel und senden alle Artikel zurück, die uns nicht passen oder gefallen. Den Rest behalten wir und bezahlen dafür. Klingt ganz einfach. Aber viele Konsumenten nervt es immer noch, die Produkte, die nicht passen oder gefallen, zurück zu senden. Und für die Onlineshops sind mit den Retouren hohe Kosten verbunden, die zu Lasten der Gewinnmarge gehen. Geht das auch anders?
Diese Frage habe sich auch die Verantwortlichen des Mode-Ecommmerce-Unternehmens Ssense gestellt. Und die Lösung sieht sehr einfach aus. Die Kunden können sich seit dem 3. Mai aus dem Sortiment, das 20.000 Artikel umfasst, die passenden Produkte aussuchen und an das Geschäft in Montreal senden lassen. Schon am nächsten Tag können die Kunden dort vorbeischauen. Die ausgewählten Produkte werden dort auf einer Kleiderstange präsentiert. Die Kunden können dann in Ruhe alle Artikel anprobieren.
Der Unterschied zum bisherigen Einkaufserlebnis ist schnell beschrieben: Vor Ort im Ssense-Geschäft steht dem Kunden ein persönlicher Stylist zur Verfügung, der Feedback gibt, welche Artikel gut passen (und auch zusammenpassen) und welche nicht. Er kann auf dieser Basis auch Empfehlungen geben, welche weiteren Artikel evtl. passen könnten und deshalb zusätzlich ins Geschäft geliefert werden sollten. Alle Produkte, die nicht passen oder gefallen, werden direkt vom Geschäft an das Lager des Onlinehändlers zurückgeschickt. Der Kunde muss sich nicht darum kümmern.
Klingt alles sehr einfach. Und genau das ist es auch. Denn im besten Fall kann durch o.g. Vorgehen die Retourenqoute ständig verringert werden (dank curated Shopping). Und deshalb sind wir davon überzeugt, dass immer mehr Online- und Offlinehändler dem Vorbild von Ssense folgen werden und sich noch zusätzliche Serviceangebote vor Ort einfallen lassen. Und warum sollte in naher Zukunft nicht auch ein Unternehmer auf die Idee kommen, solch ein Angebot anbieterübergreifend anzubieten, vielleicht nicht nur im Modesegment? Auf jeden Fall wird es in Zukunft immer weniger Geschäfte geben, die den Großteil ihres Sortiments vor Ort anbieten und lagern.
Worin die Richtung geht, zeigen wir schon seit Jahren in der Rubrik “Idee – Handel”. Dementsprechend nutzen immer mehr Händler ihre Geschäfte vor Ort nur noch als Showrooms. Und sie ermöglichen es ihnen, die Produkte vor Ort auf “Herz und Nieren” zu testen. Die Geschäfte werden immer mehr zum Treffpunkt der Community und bieten Zusatzleistungen an. Retail-Tech hilft dabei, das Einkaufserlebnis vor Ort zu verbessern. Und die Öffnungszeiten werden sich nach den Wünschen der Kunden richten. Offline- und Onlinehandel werden immer mehr miteinander verschmelzen. Und ganz neue Player werden dabei eine Rolle spielen.
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