Es gab schon viele Nr. 1 Weihnachtshits in England, aber dieses Jahr ist alles anders. Nein, kein bekannter Popstar landete dieses Jahr zu Weihnachten in den englischen Verkaufsstarts ganz oben. Nein, auch kein Retortensinger, der durch eine Casting-Show hochgepusht wurde, konnte ganz vorne landen. Es ist der Frauenchor aus Garnison Devon im Südwesten Englands, der dieses Kunststück vollbrachte. Wer ohne Vorkenntnis das erste Mal den Song “Wherever you are” anhört, der wird wahrscheinlich denken: “Naja, ganz nett”. Das Besondere an diesem Song ist vielmehr die Story, wie er entstanden ist. Welt.de klärt uns auf:
“Der Erfolg geht auf das BBC-Format „The Choir“ zurück. Der britische Traditionssender engagiert seit einiger Zeit den Chorleiter Gareth Malone, der wiederum nach Sängern sucht, die eigentlich wenig mit dem klassischen Chorgesang am Hut haben, beispielsweise aus Schülern einer Problemschule oder Bewohnern einer Sozialsiedlung. Dieses Jahr gewann Malone 40 Frauen aus der Garnison Devon im Südwesten Englands für sein Projekt. Das Besondere: Ihre Männer sind in Afghanistan im Einsatz, die Frauen müssen mit den Kindern allein Weihnachten feiern und sie müssen ständig schlechten Nachrichten von der Front fürchten.”
Und stern.de ergänzt: “Der Text besteht aus Sätzen aus Liebesbriefen der Royal-Marine-Frauen aus Plymouth an ihre Ehemänner in Afghanistan. Der stille Star der Veranstaltung war Sam, eine junge Frau mit roter Brille und einer enormen Menge an Tattoos, die mit einer solch klaren Stimme singt, dass sogar der Herzogin von Cornwall die Tränen in den Augen zu stehen scheinen. Selbst die britische Regierung war gerührt: Sie spendet die Mehrwertsteuer der Single an Hilfsorganisationen für verletzte Soldaten – wie auch die weiteren Erlöse dem guten Zweck zugeführt werden.”
Das Beste daran ist, dass alle Erlöse an die Organisationen “The Royal British Legion” und “SSAFA Forces Help” gehen. Es handelt sich dabei um Hilfsorganisationen, die Soldatenfamilien helfen, wenn die Männer im Einsatz verwundet oder getötet wurden. Und es wurde noch viel mehr mit dieser Aktion erreicht: Denn besser kann man nicht auf den Einsatz und die Schicksale der Männer hinweisen, die sich für Königreich und Krone im Kriegseinsatz in Afghanistan befinden. Mit Musik erreicht man die Menschen viel besser als mit Zeitungsartikeln oder Politikerreden. Denn Emotionen können mit Musik am besten transportiert werden. Gratulation den Engländern zu dieser sehr gelungenen Aktion.
Wer mehr über die Hintergründe und das “Making off” der Aktion erfahren will, dem sei die mehrteilige Videodokumentation bei YouTube empfohlen. Und wer noch eine Anregung sucht, wie man der Bevölkerung aufzeigen kann, was der Krieg mit Menschen macht, dem sei der Trendhunter-Artikel über das Projekt “Marked” empfohlen, das von der Künstlerin Claire Felicie ins Leben gerufen wurde. Sie zeigt die Fotos von Marinesoldaten und zwar einmal vor und nach ihrem Einsatz im Iraq. Es braucht keine weiteren Worte, um erahnen zu können, was der Krieg mit diesen Soldaten gemacht hat. Kein Angst: Es handelt sich nicht um schockierende Fotos.
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Toller Artikel! Ich werde da noch mal genauer recherchieren!