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Bad Meinberg positioniert sich als Yoga-Hauptstadt Europas

Viele Kurstädte hat es kalt erwischt, weil die Krankenkassen nach der Gesundheitsreform keine klassischen Kuren mehr finanzieren. Vor kurzem haben wir über solch einen “Schicksalsort” hier im Blog berichtet, Bad Münstereifel. Clevere Geschäftsleute und Immobilieninvestoren haben die Chance erkannt, Bad Münstereifel als riesiges Outlet-Städtchen neu zu erfinden. Doch was tun die anderen Kurstädte, die sich in den Kur-Boom-Zeiten keine Gedanken über sprudelnde Einnahmequellen machen mussten und jetzt um ihr finanzielles Überleben kämpfen? Erschreckend wenig. Dafür versuchen in einigen Städtchen Einheimische oder Zugereiste den Turn Around zu schaffen.

Ein weiteres Beispiel gefällig? Bad Meinberg im Teutoburger Wald will sich als Yoga-Hauptstadt Europas positionieren und dadurch neu erfinden. Denn nach der besagten Gesundheitsreform sind die jährlichen Übernachtungszahlen von 1.000.000 auf 300.000 zusammengeschrumpft. Von den einstmals 6 Kurkliniken mussten 4 ihre Türen schliessen, wohl auch deshalb, weil sich darunter keine kasseneigene Kurklinik befand. Mehr als 1.500 Jobs vielen Weg, was in einer 5.000 Seelengemeinde extrem weh tut. Abwanderung und leere Gemeindekassen waren die Folge. Gut Rat war nicht in Sicht und so schien sich Bad Meinberg seinem Schicksal zu ergeben, wie vorher schon viele andere Kurorte.

Doch dann kam Volker Bretz, der einer wohlhabenden Unternehmerfamilie aus Rheinhessen entstammt und nach seinem BWL-Studium bei verschiedenen Jogi-Lehrern in Indien in die Lehre ging. Er entschied nach sich nach seiner Rückkehr, für 500.000 EUR ein Klinikgebäude in Bad Meinberg zu kaufen und als größtes Joga-Zentrum außerhalb Indiens aufzubauen. Mittlerweile kann er 21.000 Schüler pro Jahr mit mehr als 85.000 Übernachtungen vermelden. Er beschäftigt 160 Mitarbeiter und hat sogar 50 Neubürger nach Bad Meinberg gelotst. Darunter der Karma Konsumblogger Christoph Harrach. Seine Vision ist ein selbst verwaltetes Kulturzentrum und regionale Wirtschaftskreisläufe mit Biolandwirten.

Clevere Geschäftsleute vor Ort haben sich schnell angepasst. Jetzt gibt es vor Ort veganes Eis und Pizza. Größter Profiteur (außerhalb des Yoga-Zentrums von Volker Bretz) ist der Bioladen, so sogar vergrößern musste. Ansonsten proftitieren aber weniger Geschäftsleute im Ort. Und da die Bewohner von Bad Meinberg dafür bekannt sind, Berührungsängste zu haben, wirkt das Yoga-Zentrum auch heute noch als Fremdkörper. Und das ist der Haken. Denn nur, wenn Bewohner und Wirtschaftsmotoren eine Einheit bilden, kann das Experiment langfristig funktionieren. Aber immerhin konnte der jahrelange Abwärtstrend erst einmal gestoppt werden.

Mehr Infos im Welt.de-Artikel

Fotoquelle: Yoga Vidya

9 Responses to Bad Meinberg positioniert sich als Yoga-Hauptstadt Europas

  1. Schade, dass so viele Kurstädte nach der Reform so schnell umschalten mussten. Die wichtigste Einnahmequelle der Städte fällt nun weg. Zum Glück haben manche Kurstädte schnell reagiert.

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