In V - Buchbesprechung, V - Erfolgsfaktoren, V - Gastautoren, V - Strategie

Gastautorenserie: Die Jahrhundert-Champions (Teil 1)

Es ist der 1. August 2012. Wir sitzen am Telefon und diskutieren, wie wir unsere Serie am besten starten. Vielleicht ein schlauer Spruch von Hegel oder ein paar beeindruckende Fakten aus unserer langjährigen Studie? Oder eine minutiöse Aufstellung unserer Datensammlung? Letztendlich entscheiden wir uns für eine kleine Geschichte.

Es ist die Geschichte von Hans, Franz und Kai. Alle drei stehen vor ihrer ersten Reise nach Kenia. Hans trifft sich mit einem Freund der schon einmal in Kenia war und erfährt, dass er am Besten im Safaripark-Hotel übernachtet, entlang der River Road nichts zu essen kaufen soll und im Hotel sein soll, wenn es dunkel wird. Franz spricht mit einem Freund, der ebenfalls einen Trip nach Kenia plant und ist voller Tatendrang, aber ohne Detailwissen. Kai ist überzeugt, dass sein Urlaub einzigartig und die Absprache mit anderen reine Zeitverschwendung ist. Nach zwei Wochen kommt Hans braun gebrannt, erholt und einer Tasche voller neuer Erfahrungen aus Kenia zurück, Franz hat sich eine schwere Magenverstimmung auf der River Road geholt und Kai wurde nach Einbruch der Dunkelheit überfallen.

Eine stattliche Anzahl an Unternehmen fallen in die Kategorie Franz oder Kai. Entweder lernen sie nur von der unmittelbaren Konkurrenz, die sich zeitgleich mit dem gleichen Problem herumschlägt oder sie betrachten ihre Situation als so einzigartig, dass sich der Blick über den Tellerrand nicht lohnt. Wir halten uns lieber an Hans. Die grundsätzlichen Fragen haben sich für Unternehmen seit der Industriellen Revolution kaum geändert. Wie reagieren, wenn ein neuer Konkurrent auftaucht? Gewinnen immer Innovationen oder kommt es auf ganz andere Faktoren an? Was zeichnet Manager und Führungskräfte aus, die in Krisenzeiten ihren Mann oder ihre Frau stehen? Ganz egal, welche Frage Sie stellen, irgendein Unternehmen hat in der Vergangenheit relevante Erfahrungen gemacht.

Auf der Suche nach bewährten Erfolgsrezepten wählten wir daher im Jahr 2003 europäische Großunternehmen aus, die seit 100 Jahren überlebten und deren Aktienkurs in den letzten 50 Jahren mindestens um das 15fache besser war als Dow Jones, DAX und oder FTSE. Jenen 9 Jahrhundert-Champions, welche diese Kriterien erfüllten, ordneten wir jeweils ein Vergleichsunternehmen zu. Dieses war idealer Weise gleich alt, aus der selben Branche und dem selben Land.

In einem 9-köpfigen Forschungsteam sammelten wir in den darauffolgenden Jahren Materialien in Firmenarchiven, lasen Monographien über die Unternehmen (zum Beispiel ein 3.114 seitiges, 4-bändiges Werk für die HSBC), analysierten Zeitschriftenberichte und führten 46 Interviews mit Topmanagern (meist aktive und pensionierte Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende der Unternehmen) durch, um zu verstehen was die Jahrhundert-Champions auszeichnete. Das Ergebnis sind fünf Prinzipien für dauerhaften Unternehmenserfolg:

  • Prinzip #1: Effizienz vor Innovation
  • Prinzip #2: Diversifikation in verwandte Geschäftsbereiche
  • Prinzip #3: Aus Fehlern lernen
  • Prinzip #4: Finanzen konservativ managen
  • Prinzip #5: Wandel kultursensibel gestalten

Wir werden in dieser Serie jedes Prinzip im Detail erläutern. Die eine oder andere Idee mag in ihrem Unternehmen weniger passend sein. Kein Problem, lehnen Sie sich zurück und genießen Sie den Ausflug in die Vergangenheit. In den nächsten Wochen wird jeden Dienstag der nächste Teil dieser Gastautorenserie hier im Blog erscheinen.

Mehr Infos zu den Autoren:

Christian Stadler ist Associate Professor für Strategisches Management an der Warwick Business School, England. Philip Wältermann ist in München als Unternehmensberater, Business Angel und Entrepreneur tätig. In ihrem neuen Buch “Die Jahrhundert-Champions” beschreiben Sie wie Unternehmen langfristig erfolgreich sein können. Regelmäßige Updates finden sie unter http://www.jahrhundertchampions.de/, http://www.facebook.com/Jahrhundertchampions und https://twitter.com/EnduringSuccess.

Schreibe einen Kommentar