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Wird Google langfristig aus den eigenen Reihen überholt?

Der pbs-Blogger Robert X. Gringely hat vor einigen Tagen einen Artikel mit folgender Überschrift geschrieben: “The Final Days of Google: It is going to be an inside job.” Darin beschäftigt er sich damit, wer Google in Zukunft gefährlich werden könnte. Seine Antwort ist simpel: “I have a pretty good idea where we’ll find the founders of that Google-beating start-up. I think they are working right now at Google…Google is sowing the seeds of its own eventual destruction.”

Aus der Sicht von Gringely müsse excellente Gründer auf excellente Ideen stoßen und damit viel Geld anziehen, um ein Start Up zum Erfolg zu führen. Zuerst beschäftigt er sich mit der Frage, wo man diese excellenten Gründer findet. Seine Antwort: Bei Google. Warum? Kein anderes Unternehmen zieht so viele brilliante Uniabsolventen und Mitarbeiter anderer Topunternehmen, wie z.B. Yahoo, Microsoft und IBM an, wie Google. Zudem werden viele Gründer und Mitarbeiter von Start Ups, die von Google gekauft werden, in die Google-Family integriert. Durch die Kommunikationskultur von Google treffen sich dies Top-Brains fast täglich und reden über neue, innovative Ideen. Zudem sind vieler dieser Menschen dank der Google-Aktienoptionen bereits finanziell unabhängig, weshalb das Einkommen sie nicht mehr unbedingt an Google bindet. Dies ist ein wichtiger Teil des Nährbodens für die zukünftige Konkurrenz für Google.

Der nächste Nährboden liegt darin, dass bei Google jährlich viele tausend neue Ideen generiert werden. Das liegt am kreativen Umfeld (z.B. Googleplex), der Kommunikationskulur und natürlich auch der Ideenkultur, dass jeder Mitarbeiter 20 % seiner Arbeits an seinen eigenen Ideen arbeiten darf, ohne dass er in dieser Zeit irgendwelchen Vorschriften unterliegt, in welche Richtung diese Ideen gehen sollen. Gringely nimmt in seinem Artikel an, dass dadurch ca. 4.000 neue Ideen pro Jahr generiert werden. Nach seiner Schätzung sind 400 Ideen davon “vc-fähig”. 40 Ideen davon sind großartig bzw. einzigartig. Und nur 10 Ideen werden von Google schätzungsweise pro Jahr umgesetzt. Im Rahmen dieses Filterprozesses von Google würde noch weitere geniale Ideen entstehen. Somit kann man mit Fug und Recht annehmen, dass bei Google jedes Jahr die Basis für 400 neue Start Ups geschaffen wird. Wenn es Google nicht schafft, im Rahmen einer Corporate-VC-Strategie diese Brains weiter an sich zu binden, kann unter denen der nächste ernstzunehmende Konkurrent von Google sein.

Der neuland-Blogger und BrandEins-Journalist Steffan Heuer berichtet darüber, dass die Gründer von Google das Problem natürlich auch erkannt haben und deshalb einen kleinen Krisenstab darauf angesetzt, unzufriedene Geeks zu finden. Man kann z.B. einfach nachrechnen, dass ein Mitarbeiter, der im Jahr 2003 vor dem Börsengang 10.000 Aktienoptionen erhalten hat, jetzt einen Wert von mehr als 4 Mio USD in seinem Depot verzeichnen kann. Wenn ich es richtig verfolgt habe, dann hat sogar der Chef der Google-Kantine gekündigt, um durch den Verkauf seiner Google Aktien ein eigenes Restaurant zu gründen.

Insgesamt finde ich den Denkansatz sehr spannend, wenn er auch nicht wirklich neu ist. Trotzdem schaut die Öffentlichkeit häufig nur darauf, welches StartUp mit einer bahnbrechenden Idee von Google als nächstes aufgekauft und in die Family integriert wird. Weniger wird darauf geschaut, wer die Google Family wieder verlässt und mit welchen Ideen er sich selbständig macht. Das Leben ist eben keine Einbahnstrasse. Aber die Google-Gründer haben selber vorgemacht, dass die Theorie von Gringely nicht zutreffen muss. Sie haben Ihre Idee auf dem Campus entwickelt und nicht bei Microsoft & Co. Somit können jetzt noch Wetten abgeschlossen werden, ob überhaupt Google zeitnah geschlagen werden kann und wenn ja, von innen oder von aussen.

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2 Responses to Wird Google langfristig aus den eigenen Reihen überholt?

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