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Wenn der Porsche in der Küche steht

Anne M. Schüller hat im Rahmen einer Gastautorenserie hier im Blog folgende Feststellung gemacht: “Im Konsumbereich treffen Frauen 80 Prozent aller Kaufentscheidungen, sagt die Female Forces-Studie vom Zukunftsinstitut. Frauen erobern auch mehr und mehr die scheinbar so männerdominierten Bereiche wie Auto, Computer, Heimwerken, und Bankgeschäfte. Immer mehr erkennen den Trend, dass “Kaufkraft weiblich ist”, wie z.B. Maria Erkner, die vor einigen Monaten das erste Seat Autohaus von Frauen für Frauen “Senorita Maria” eröffnet hat.

Umgekehrt gibt es Anbieter von Haushaltsgeräten, die Männer als neue Käufergruppe entdecken. Das beste Beispiel ist Dyson mit seinen Staubsaugern. Dank seines unverwechselbaren Äußeren avancierte der Dyson-Staubsauger zu einem Statussymbol für den umwelt- und hygienebewußten Single-Haushalt. Mehr als 40 % der Kunden sollen Männer sein. Somit hat Dyson nicht nur ein neues Produkt im Hochpreissegment mit einzigartiger Technologie entwickelt, sondern auch eine neue Kundengruppe erobert.

Dyson kämpft im Haushaltsgerätesegment längst nicht mehr alleine. Der Premium-Küchenhersteller Poggenpohl bietet seit 2007 die “Porsche Design Kitchen P`7340” an. Zielkäufer sind Männer, die die Küche genau wie das Auto als Statussymbol ansehen. Die Porsche-Küche kostet schlappe 120.000 EUR und benötigt 75 qm Platz, um sich voll entfalten zu können. Dieser Platzbedarf entspricht dem Trend der Zukunft, dass die Küche das Wohnzimmer der Zukunft sein wird, wie Poggenpohl-Chef Elmar Duffner in einem mm-online-Interview erläutert:

“Wir erleben wirklich eine Veränderung in den gesellschaftlichen Trends. Wurde die Küche am Anfang des vorigen Jahrhunderts noch als industrieller Arbeitsplatz interpretiert – klein, abgeschieden, auf der schattigen Seite des Hauses – erleben wir heute, dass immer mehr Frauen berufstätig sind und die Küche meiden. Damit hat sich auch das klassische Rollenverständnis aufgelöst, was für das Produkt Küchenmöbel eine Herausforderung bedeutet. Und daher erleben wir jetzt, wie sich die Küche zum Lifestyle-Produkt entwickelt, das nicht mehr nur der Essenszubereitung dient, sondern als Lebens- und Wohnraum funktioniert.”

Diese Aussage zeigt, dass Poggenpohl immer mit der Zeit geht. Das ist nicht selbstverständlich für Unternehmen, die auf eine lange Tradition zurückblicken können. Als erste deutsche Firma stellte Poggenpohl die Einbauküche serienmäßig her. Mittlerweile ist Poggenpohl in mehr als 60 Ländern vertreten. 75 % des Umsatzes werden im Ausland getätigt. Im Jahre 2008 betrug der Umsatz 128 Mio. Euro. 2003 hatte der Umsatz noch bei 76 Mio. Euro gelegen. Neben der Expansion ins Ausland ist das Vertriebskonzept ein wichtiger Erfolgsfaktor. Neben der Zusammenarbeit mit 420 Fachhändlern verkauft Poggenpohl die Küchen in 31 eigenen Verkaufsstudios, davon sieben in Deutschland.

4 Responses to Wenn der Porsche in der Küche steht

  1. Jens sagt:

    Hallo Burkhard,
    früher hast du noch von richtigen Geschäftsideen aus allen Ecken der Welt berichtet, warst immer weit vorne mit dabei. Leider gibt es nun immer häufiger nur noch recht langweilige Berichte, die man eher vom Handelsblatt o.ä. erwartet. Eben sachen, die im Internet schon zigfach durchgekaut wurden. Echte Innovationen, die auch zum Nach- und Bessermachen inspirieren, fehlen leider. Schade, war ich doch anfangs ein sehr begeisterter Leser deines Blogs.
    Viele Grüße,
    Jens A.

  2. Hallo Jens,

    na, dann sollte ich wohl aufhören, weil ich wohl zum alten Eisen gehöre 🙂

    Oder anders: Die Poggenpohl-Story schlummerte schon länger in meinem Archiv, aber erst jetzt fand ich im Zusammenhang mit Frauenautohaus Senorita Maria den Artikel passend. Der Kontext und die Qualität sind für meine Berichterstattung entscheidend.

    Und schau´n wir mal, ob ich nicht auch mal wieder die eine oder andere brandheiße Topidee aus dieser Welt aus der Trickkiste zaubern kann. Ehrlich gesagt fallen Topkonzepte nicht täglich “vom Baum”.

    Und manchmal ist es schon fies. Da stelle ich als ersten in Deutschland Groupon vor und mehr als ein Jahr pennt die Branche. Anscheinend lulle ich manchmal so ein, dass man die Topchancen nicht erkennt.

  3. Stiffler sagt:

    einfach nur der hammer diese küche…

  4. […] Online Status Symbole liegen im Trend Die Rentner-Firma wird bald keine Ausnahme mehr sein Immer mehr Haushaltsprodukte werden zu Lifestyleprodukte und sprechen dadurch neue Käuferzielgruppe… Der Club als Geschäftsmodell wird wiederentdeckt, um unrentable Märkte lukrativ zu erschließen […]

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