Apple macht seine Welt in seinen Apple-Stores erlebbar, Google will nachziehen. Und Microsoft? Microsoft will auch cool sein und hat Anfang März des Envisioning Center auf dem firmeneigenen Redmond-Campus eröffnet. Hier zeigt Microsoft, wie wir in Zukunft leben, arbeiten und spielen und wie uns modernste Technik dabei unterstützt. Zur Eröffnung entstand auch ein nettes 2-Minuten-Video. Nach Ansicht des Videos ist meine Enttäuschung aber gross. Denn das Video erscheint beliebig austauschbar zu sein. Hier sehen wir nichts, was wir nicht schon von anderen Technologiefirmen in Form von Zukunftsstudien gesehen haben. Es fehlen einfach die eigenen, neuen Ideen von Microsoft mit dem Augenöffner-Effekt.
Was mir noch fehlt? Die Interaktion mit den Kunden. Es sollen zwar im Jahr mehrere tausend Menschen den Zugang zum Envisioning Center bekommen und ihre Ideen einbringen. Aber wie wäre es, wenn Microsoft in die Fussgängerzonen der grossen Städte gehen würde, um Millionen von Menschen zu zeigen, wie die Zukunft zu Hause aussehen könnte. Auch Messen wie die Cebit wären geeignet, um uns mit der Zukunft, wie es Microsoft sieht, zu konfrontieren. Und warum wird die Küche der Zukunft nicht in einem Küchenstudio aufgebaut, in dem täglich Tausende von Menschen vorbeikommen?
Ich wünsche mir, dass die Zukunft für Millionen “anfassbar” wird und nicht in “Laboren” versteckt wird. Es wird Zeit, dass die Innnenstädte wieder zu Erlebniswelten werden. Wenn schon immer mehr Shops aufgeben, weil sie von der ECommerce-Konkurrenz “erdrückt werden”, dann braucht es neue Ideen und Konzepte für die Erlebniswelt Innenstadt. Eine Idee wäre es, dass es in jeder Stadt sogenannte “Zukunftswelten” gibt. Hier könnten z.B. jeden Monat abwechselnd Firmen zeigen, wie sie sich die Zukunft vorstellen und welche Lösungen sie dafür parat haben. Es könnte quasi eine Dauer-Zukunftsausstellung sein. Messeveranstalter könnten die Chance nutzen und Hausherr solcher “Zukunftsmuseen” werden.
Die moderne Technik hilft uns auch dabei, Firmen mit ihren Geschäften wieder zurück in die Innenstadt zu locken. Audi City Store ist ein sehr schönes Beispiel dafür. Mit Hilfe modernster Technik schafft es Audi, auf 420 qm die gesamte Fahrzeugflotte zu präsentieren und zwar virtuell. Schon jetzt ziehen zahlreiche andere Autohersteller nach, um den “Urban City Trend” nicht zu verpennen. Die Menschen möchten eben dort abgeholt werden, wo sie sich aufhalten und nicht umgekehrt.
Natürlich sind auch ganz neue Geschäftsmodelle gefragt, um die Innnenstädte zu beleben. Schon im Jahr 2007 habe ich über sog. Sample Labs berichtet. Dabei handelt es sich nicht um Geschäfte, in denen man einkaufen, sondern nur Produktproben erhalten kann. Hierbei handelt es sich um Marktforschung, verpackt in ein Geschäft in der Innenstadt, um Zugang zu den Kundenmassen zu erhalten. Auch in der Marktforschung sind Fragebögen und Forschungslabors immer mehr “out”.
Als nächstes würde ich mir wünschen, dass Firmen wie Kickstarter oder Quirky Geschäfte in Innenstädten eröffnen, um die Produkte zu präsentieren, die dank ihrer Hilfe das “Licht der Welt” erblickt haben. Und wie wäre es, wenn jeden Tag ein kreativer Mensch dort seine neue Erfindung präsentieren würde und gleichzeitig via Kickstarter und Co. Geldgeber dafür suchen würde. Wo sind die zukunftsorierntieren Stadtplaner, die solche Visionen von erlebbaren Innenstädten entwickeln und auf die passenden Firmen zugehen, um ihnen diese Ideen schmackhaft zu machen?
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