In Crowdfunding, Idee - Kunst, Idee - NonProfit, Trends

Jetzt bekommt die GEMA Konkurrenz – Crowdfunding soll es möglich machen

Im März 2013 habe ich hier im Blog den Trend vorausgesagt, dass immer mehr Genossenschaften die Chance nutzen werden, via Crowdfundingplattformen a la startnext & Co. neue Genossenschaftsmitglieder zu finden. Fairnopoly ist diesbezüglich ein Best-Practice-Vorreiter gewesen, gleich in doppelter Hinsicht (Crowdfundingkampagne erst bei indiegogo, dann bei startnext). Jetzt bin ich auf die Crowdfundingaktion der Cultural Commons Collecting Society (C3S) aufmerksam geworden, die als europäische Genossenschaft gegründet werden soll. Einfach formuliert soll damit eine Alternative zur GEMA aufgebaut werden, wovon insbesondere unabhängige Musik-Labels, Nischenmusiker und Mitmachmusiker profitieren sollen.

Die Gründungsgeschichte wird bei startnext wie folgt beschrieben: “Nach einem ersten Treffen während der Berliner Musikkonferenz all2gethernow (a2n) 2009 folgten m.eik, Wolfgang und auch Michael Weller Anfang 2010 einer Einladung der Creative Commons Deutschland zu einem Gespräch mit einem Vertreter der GEMA. Unser Anliegen, die GEMA u.a. für eine Integration von Creative-Commons-Lizenzen zu gewinnen schlug fehl. Aber das Treffen sollte der Grundstein für die C3S werden: Nach einem anschließenden Gespräch mit dem Justiziar des Deutschen Patent- und Markenamts beschlossen wir am gleichen Tag die Gründung der C3S – als besten und einzigen Weg zu einer positiven Veränderung.”

Ziel ist nun, eine alternative Verwertungsgesellschaft für Musiker in Form einer europäischen Genossenschaft zu gründen. Wichtiger Ansprechpartner für die Zulassung ist das Deutsche Patent- und Markenamt. Aus den Gesprächen mit den Vertretern der DPMA konnte ermittelt werden, dass es ca. 3.000 Mitlieder der Genossenschaft geben muss, damit die Anforderungen des DPMA erfüllt sind. Zudem muss die Voraussetzung erbracht werden, Abrechnungen und Verwaltung abwickeln zu können. Die o.g. Crowdfundingaktion könnte beide Auflagen lösen. Das Mindestziel von 50.000 EUR wurde auch schon erreicht. In den verbleibenden 56 Tage soll jetzt das Wunschziel erreicht werden, 200.000 EUR einzusammeln, um Programmierer fest anzustellen.

Die Ziele von C3S sind schnell auf Punkt zu bringen. C3S soll allen zugute kommen:

… den Musikschaffenden, um ein besseres Auskommen zu haben.
… den kreativen Usern, um legal zu unserer Kultur beizutragen – mit Remixes & Mashups.
… den Musikliebenden, um mehr Musik legal tauschen zu können.
… der Gesellschaft, um wieder einfacher zu verstehen, was man darf und was nicht
… den Musik-Startups, um neue Wege mit neuen Lizenzmodellen zu gehen – mit neuen Verdienstmöglichkeiten für Musiker.

Weiter unten auf der Aktionsseite werden die Unterschiede von C3S zur GEMA schön herausgearbeitet:

  • C3S: Recht auf Mitbestimmung durch alle Musikschaffenden.
    <> GEMA: Recht auf volle Mitbestimmung nur für Spitzenverdiener.

  • C3S: Der Urheber soll frei wählen, welche Musikstücke die C3S unter welcher Lizenz verwalten soll.
    <> GEMA: Jedes Mitglied muss alle Songs unter der gleichen Lizenz zur Rechtewahrnehmung zu übertragen.

  • C3S: Kündigungsfristen sollen so kurz wie möglich gehalten werden, maximal ein Jahr. Die Herauslösung einzelner Songs ebenfalls – abhängig von den technischen Möglichkeiten.
    <> GEMA: Die Kündigungsfrist der GEMA liegt bei drei Jahren (mit Ausnahme der Online-Rechte).

  • C3S: Ausschüttung von 100% Lizenzeinnahmen an gering verdienende Musikschaffende.
    <> GEMA: Es ist nicht klar ersichtlich, wie die Verteilung der Lizenzeinnahmen unter den Mitgliedern erfolgt.

  • C3S: Integration von Social Media, Micro-Payment-Zuwendungen und Spenden an Künstler.
    <> GEMA: Uns ist keine Verwertungsgesellschaft bekannt, die die Einnahmemöglichkeiten von Social Media und Micro Payment oder Crowdfunding für ihre Mitglieder integriert.

  • C3S: Nutzung moderner technischer Möglichkeiten zu weitestgehend exakter Gewinnverteilung.
    <> GEMA: Möglichkeiten werden nicht genutzt, die Musikerkennung und exakte Abrechnung ermöglichen. Die Mehrzahl der Playlists der meisten Rundfunksender wird nicht ausgezählt.

  • C3S: Integration von Usern, die eigene Werke schaffen auf der Basis bestehender Songs (Remixes, Mashups).
    <> GEMA: Benutzer sieht sich als Objekt der Abmahnung: Der Benutzer sieht sich in den Tarifen und dem Konzept der GEMA nicht als kulturellen Teilnehmer anerkannt, wenn er bestehende Songs zur Erschaffung neuer Musik verwendet. Aber nur, wer selbst kreativ ist, wird den Wert von Musik schätzen können.

  • C3S: Kommunikation und ständiger Austausch mit User, Fans und Hörern, um die Bodenhaftung nicht zu verlieren.
    <> GEMA: Musiknutzer werden kaum als gleichwertige Partner berücksichtigt bei der Entwicklung neuer Ideen oder Tarife.

  • C3S: Verständliche Tarife und Abrechnungsmechanismen.
    <> GEMA: Tarife sind häufig praxisfern (DJ-Tarife) und lassen sich alleine aufgrund ihrer Vielzahl ohne Beratung kaum anwenden.

  • C3S: Automatisierte, weitgehend exakte Abrechnung und bequeme Abwicklung für Lizenznehmer.
    <> GEMA: Verwendung von Papierlisten oder nicht repräsentativen Teilmitschnitten zur Berechnung der Ausschüttung an Künstler. Die Auswertung der Mitschnitte wird von Angestellten vorgenommen.

Es gibt zahlreiche Nutzer und Musikschaffende, die mit der Arbeit der GEMA nicht zufrieden sind. Man kann sich darüber aufregen oder versuchen, eine ernsthafte Alternative aufzubauen, ganz nach dem Motto: Dasd Bessere ist der Fein des Guten. Und deshalb mache ich meine Leser gerne auf diese Aktion aufmerksam. Und ich prognostiziere, dass noch mehr Menschen auf die Idee kommen werden, Crowdfundingaktionen zu starten, um Genossenschaften aufzubauen, die die Welt ein bisschen besser machen sollen. Dann mal los!

One Response to Jetzt bekommt die GEMA Konkurrenz – Crowdfunding soll es möglich machen

  1. […] Jetzt bekommt die GEMA Konkurrenz – Crowdfunding soll es möglich machen […]

Schreibe einen Kommentar