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Sind die Blogs die Steinbrüche der klassischen Medien?

Vorgestern hat der Deutsche Fachjournalisten-Verband (DFJV) ein Papier mit zehn Thesen zum Verhältnis von Weblogs zum klassischen Journalismus veröffentlicht. Der off-the-record-Blogger Olaf Kolbrück kommentiert das Thesenpapier wie folgt: “Danach sind Blogs aus Sicht des DFJV für Journalisten scheinbar vor allem eines: Gut zum Schnorren. Ein Steinbruch für die klassischen Medien….Zehn schöne Thesen zum Selbstmutmachen und kein Wort darüber, dass man diesen Steinbruch für Ideen, Meinungen und Informationen auch als Quelle nennen darf.”

Doch bevor wir die Meinung von Thomas alleine stehen lassen, will ich hier die 10 Thesen vorstellen:

  1. Blogs sind keine Konkurrenz zu journalistischen Angeboten, sondern eine Ergänzung. Sie können nicht auf die Infrastruktur von vollausgestatteten Redaktionen zurückgreifen und sind daher auf die Berichterstattung von Medien angewiesen. Ein Ersatz der traditionellen Medien durch diese neuen Angebote kann schon deshalb nicht stattfinden, weil zahlreiche Blogs Berichterstattung aus den Medien aufgreifen, zitieren und kommentieren und Diskussionen so erst angestoßen werden.
  2. Blogs können durch eigene Berichterstattung über Medien die interne Blattkritik ergänzen, wenn sie von den Medien ernst genommen werden. Zudem können Blogs Berichterstattungsfehler aufdecken und so zur gesteigerten Qualität der Medien beitragen. Sie sind daher ein Raum für das unmittelbare Echo der Medienkonsumenten.
  3. Auch „Leserreporter“ und „Leserfotografen“ können ein journalistisches Angebot nur ergänzen, niemals ersetzen. Dabei weist der DFJV darauf hin, dass die Leser bei ihren Einreichungen unter Umständen in Konflikt mit dem Presserecht geraten können. Es obliegt der Verantwortung der Verlage, dies durch Prüfung zu verhindern.
  4. Blogs können als Quelle für Insider-Informationen, Ideengeber und generelles Recherchemittel dienen. Naturgemäß ist dabei der subjektive Charakter eines Weblogs zu beachten. Eine Prüfung der Inhalte ist obligatorisch, der Journalist bewahrt auch bei Blogs seine Gate-Keeper-Funktion.
  5. Obwohl Blogs vor allem Meinungen widerspiegeln, können Journalisten dort auch Expertenwissen in spezialisierten Fach-Blogs finden. Diese Nischen können vor allem für Fachjournalisten wertvoll sein.
  6. Blogs sind frei von den wirtschaftlichen und hierarchischen Zwängen des Verlagsbetriebs und verfolgen in der Regel keine kommerziellen Interessen. Damit bieten sie den nötigen Freiraum, um als kreativer Ideengeber für die klassischen Medien dienen zu können.
  7. Durch ihre Subjektivität eröffnen Blogs Journalisten einen ungefilterten Blick in Debatten über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. Im Idealfall können Journalisten so auf ein breiteres Meinungsspektrum zurückgreifen und Debatten besser beschreiben.
  8. Journalisten können Blogs als Interaktionsinstrument mit ihren Lesern, Zuhörern und Zuschauern nutzen. So kann der Journalist in den Dialog jenseits des Leserbriefes treten. Außerdem hat der Journalist die Möglichkeit, auf dieser Plattform die „Geschichte hinter der Geschichte“ darzustellen, etwas was in den klassischen Medien aufgrund Zeit- und Platzmangels nicht möglich ist.
  9. Der journalistische Nachwuchs kann bei entsprechender Bereitschaft von den neuen Publikationsformen Blog und Podcast profitieren. Nachwuchsjournalisten können durch diese Kommunikationsformen das Verfassen von Text-, Video- und Audiobeiträgen üben und entsprechende Erfahrung sammeln. Gleichzeitig können sie von der direkten Reaktion ihres Publikums profitieren.
  10. Journalisten sollten sich daher der neuen Entwicklung offen und gelassen nähern und diese Formate selbst ausprobieren.

Und wie stehe ich jetzt zu diesen Thesen? Für mich sind Journalisten und Business Blogger mit Spezialwissen Partner auf gleicher Höhe. Beide können sich gegenseitig die Bälle zuspielen. Wichtig dabei ist jedoch, dass nicht eine Seite nur “Nehmerqualitäten” besitzt, sondern auch dafür etwas gibt. Ich habe diesbezüglich bisher vornehmlich sehr gute Erfahrungen gesammelt. Sowohl ich als auch mein Blog wurden von den Journalisten, die mich kontaktiert haben, in dem betreffenden Text genannt und damit auch als Quelle angegeben. Dadurch habe ich zalhreiche neue Leser bekommen.

Natürlich kenne ich auch nicht die Dunkelziffer. Sicherlich gibt es auch Journalisten, die meine unendliche Datenbank von mehr als 1.000 Geschäftsideen verwenden und mich nicht zitieren. Das ist zwar schade. Aber es gibt einen ganz guten Selbstschutz. Denn bei dieser großen Zahl von Ideen rufen mich Journalisten lieber kurz an und fragen nach konkreten Tipps nach, als dass sie etliche Stunden bei mir rechcherchieren. Und sicherlich wird es auch bald einen Journalisten-Watch-Blog geben, der solche einseitigen “Nehmer” outen wird. The Empire strikes back 🙂 Es ist nur eine Frage der Zeit.

One Response to Sind die Blogs die Steinbrüche der klassischen Medien?

  1. […] Nachtrag 1 Natürlich haben viele der üblichen BusinessBlogger etwas zu diesem Thema gesagt bzw. zu sagen. Mal wieder wohltuend entspannt und ohne unützes Wortgerassel steht hier etwas von Burkhard Schneider. […]

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