In Geschäftsidee, Idee - Handel

Wenn Secondhand-Waren teurer als die Neuwaren sind



Bildquellenangabe: Raphael Reischuk / pixelio.de

Die Welt wird immer verrückter. Während viele Europäer nach Asien reisen, um gefälschte Markenprodukte billig einzukaufen, reisen Chinesen nach Europa, um die Originale teuer einzukaufen. Wie ist das zu erklären? In keinem Land wie in China steigt die Zahl der Millionäre so rapide an (leider wird auch die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer), wie im Reich der Mitte. Und diese Millionäre wollen sich etwas leisten und auch nach außen zeigen, dass sie es sich leisten können. Zudem werden Luxusgüter, die nach China eingeführt werden, mit bis zu 50 % Zollaufschlag versehen. So ist es nicht verwunderlich, dass Chinesen ins Ausland reisen, um ein Schnäppchen zu schießen, dass illegal am Zoll vorbei eingeführt wird. Aber wie ist folgendes Phönomen zu erklären, dass Johnny Erling in einem Welt.de-Artikel aus dem letzten Jahr erläutert:

“Die Chefverkäuferin in der Milan-Boutique nennt sich „Maggie“. Sie preist eine beigefarbene Handtasche in der Glasvitrine: „Das ist unser bestes Stück, eine „Birkin“-Tasche von Hermès, Straußenleder, aktuelle Edition.“ In einer der drei Hermès-Filialen Pekings würde die nach Jane Birkin benannte Tasche umgerechnet 16.000 Euro kosten. Bei „Milan-Station“ im Sanlitiun-Village gibt es sie auch aus zweiter Hand. Dafür aber doppelt so teuer: „Für 288.000 Yuan (32.000 Euro) können Sie sie mitnehmen.“…Designertaschen von Hermès sind gebraucht doppelt so teuer, weil sie so begehrt sind, erklärt Maggie. Die französische Nobelmarke lasse selbst ihre VIP-Kunden in Paris sechs Monate warten, wenn sie eine „Birkin“ aus der aktuellen Serie wollen. In Peking sind es vier Jahre. Wer sie in China eher haben will „muss zu uns kommen. Es gibt genug Leute, die nicht warten wollen.“”

Das klingt nach einem sehr lukrativen Geschäft. Dieser Meinung ist wohl auch die US-Investorengesellschaft IDG, die sich im letzten Jahr mit 10 Mio. USD an einem der größten Betreiber von Second-Hand-Geschäften in China, der Firma Secoo, beteiligt hat. An Seeco ist interessant, dass die Gesellschaft u.a. via Franchise stark wächst. Noch interessanter erscheint aber, dass Seeco das ECommerce-Potenzial für sich entdeckt hat. Im gleichnamigen ECommerce-Shop werden Second-Hand-Luxusgüter zum Teil zum Neupreis verkauft. Das Geschäft ist so gut, dass man sich fragt, wofür die Gründer Investorenkapital einwerben müssen. Schliesslich verkaufen Sie 80 % der Waren in Kommission. Aber das Wachstum im stationären Einzelhandel kostet eben viel Geld und das steht in solch eine attraktiven Segment massenweise zur Verfügung. Wenn sich davon clever E-Commerce-Anbieter in Deutschland nicht inspirieren lassen 🙂

Schreibe einen Kommentar