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Wie kann die Höhe des Trinkgeldes beeinflusst werden?

Laut einer aktuellen Meldung der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung erhält das Bedienungspersonal in der Gastronomie mehr Geld, wenn es die Gäste bei der Bestellung wie zufällig berührt. Dies bestätigten zwei Studien der Universitäten Bretagne und Provence. Das klingt kurios. Diesen Tipp habe ich aber bei näherere Recherche öfters gelesen. Aufgeschreckt durch diese Meldung bin ich auf die Suche nach Tipps gegangen, um das Trinkgeld zu erhöhen. Folgende Tipps habe ich gefunden:

  1. Ein kleine Tafel Schokolade bei der Präsenation der Rechnung anbieten und spontan mehrere Täfelchen zur Auswahl anbieten.
  2. Smiley oder “Danke” auf die Rückseite der Rechnung schreiben (funktioniert nur bei weiblichen Kellnern)
  3. Nützliche Infos per Hand auf die Rückseite der Rechnung schreiben
  4. Kellner hockt sich neben den Gast und kommuniziert mit ihm auf Augenhöhe
  5. Verbale Nachahmung des Gastes durch den Kellner / Kellner wiederholt die Bestellung des Kunden
  6. Persönliche Vorstellung der Kellners mit seinem Namen

Wirklich entscheidend ist aber ein anderer Faktor, der zu ca. 70 % die Höhe des Trinkgeldes beeinflusst und damit entscheidend ist: Je höher die Rechnung ist, desto mehr Geld gibt der Gast. Deshalb sollte der Kellner bemüht sein, dass die Rechnung möglichst hoch ausfällt, indem er zahlreiche Angebote macht, die der Kunde nicht ablehnen kann bzw. will 🙂 Aber Achtung: Umso mehr Alkohol die Gäste konsumiert haben, umso mickriger ist das Trinkgeld wieder. Und zudem sollte man die Rechnungshöhe immer ins Verhältnis zur Verweildauer des Gastes sehen. Was bringt mir ein hohes Trinkgeld, wenn der Gast fünf Stunden im Restaurant verbringt.

Und dann gibt es noch einen ganz wichtigen Zusammenhang, auf den man nur geringen Einfluss hat: Wenn die Sonne scheint, ist das Trinkgeld großzügiger. Deshalb sollte man unbedingt in den Sommermonaten bedienen und nicht gerade dann Urlaub machen. Und es gibt noch mehr Gesetzmäßigkeiten: Männliche Kellner bekommen von Frauen mehr Trinkgeld und umgekehrt. Und Kreditkartenbesitzer zahlen mehr Trinkgeld als Barzahler. Zudem ist das Trinkgeld meist höher, wenn eine Gruppe zu Gast ist. Dann steigt der Druck, mehr Trinkgeld zu geben, um vor den anderen nicht als Geizkragen dazustehen.

Manchmal sind die Erfolgsstories auch sehr kurios. So hat vor kurzem ein Ober von Donald Trump 10.000 USD Trinkgeld bekommen. Vorher erkundigte sich Donald Trump bei dem Ober, was sein bisher höchstes Trinkgeld gewesen sei. Nach seiner Antwort (500 USD) erntete er ein mildes Lächeln von Donald Trump und bekam daraufhin ein Bündel von Scheinen in die Hand gedrückt. Manchmal muss man eben nur das Ego kitzeln. (Anmerkung: Björn gibt im Kommentar den Hinweis, dass es sich hier leider um eine Fake-Story handelt. Schade.). Wie wäre es z.B. damit, eine Hitliste der Trinkgeld dezent zu präsentieren und damit die Gäste anzustacheln, die bisherige Benchmark zu toppen. Wie wäre es z.B., den Namen des großzügisten Spenders mit einem entsprechenden Vermerk auf den Hemdkragen zu sticken? Das wäre mal ein Ding 🙂

Habt Ihr jetzt Lust bekommen, Euch noch tiefer in das Thema einzuarbeiten? Dann habe ich folgende Lesetipps für Euch

9 Responses to Wie kann die Höhe des Trinkgeldes beeinflusst werden?

  1. stefan sagt:

    Auch Donald Trump trägt wohl selten 10.000 $ in Geldbündeln mit sich rum. Er hat den Tip per Kreditkarte bezahlt. Im TV wurde der Zahlbeleg präsentiert. Das interessante war, dass es nur eine 80 $ Rechnung war.

    Das nenne ich mal ein gutes Verhältnis von Rechnungsbetrag zu Trinkgeld. Was lernen wir da? Sei auch nett zu Männern mit komischen Frisuren, könnte mal ein Multimillionär darunter stecken.

    stefan

  2. […] x Burkhard Schneider fragt sich derweil, ob und wie sich die Höhe des Trinkgeldes vom Kellner selbst beeinflussen lässt. Keine unerhebliche Frage für das Personal in der Gastronomie so kurz vor Weihnachten und Silvester… Burkhardt hat ein wenig recherchiert und kommt dabei zu folgenden Ergebnissen: […]

  3. Bjoern sagt:

    Hallo Burkhard,
    Die Donald Trump Story solltest du streichen denn es handelt sich hierbei um einen PR-Stunt des Restaurants wie von Donald Trump selbst richtig gestellt wurde, siehe http://tinyurl.com/3acyg3

    Dagegen sind die $500 Trinkgeld von Filmproduzent Jerry Bruckheimer echt gewesen.

    In Los Angeles ist es eigentlich auch nicht unüblich das nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss, die zum Teil des Öfteren in Restaurants als in Meetingräumen stattfinden ein ordentliches Trinkgeld gegeben wird.

    Ich selbst habe in Singapur zB auch schon öfters 150 SGD, umgerechnet knapp $100 an Trinkgeld gegeben, wenn man sich rundum wohlgefühlt hat und geschäftlich unterwegs ist oder ein Meeting besonders gut gelaufen ist.

    Ich denke allerdings, dass die Höhe des Trinkgeldes aus vielen Zufallsfaktoren besteht, auf die der Kellner keinen Einfluss hat, darunter fallen insbesondere die Stimmung und der Charakter des Gastes oder der Gäste und der Anlass des Essens, das Essen an sich und auch die Privatsphäre die die Bedienung dem Gast lässt. Nicht alle 10min nachschenken, sich direkt hinter die Gäste stellen, wenn gerade nichts zu tuen ist etc.

    Trotzdem schöner Beitrag. Danke Burkhard.

  4. Hallo Björn,

    danke für die Ergänzungen. Die Story mit Donald war einfach zu schön, um war zu sein.

    Du hast auch Recht, dass es viele externe Faktoren gibt, auf die der Ober keinen oder nur bedingten Einfluss hat. Trotzdem muss er sich nicht in seinem Schicksal ergeben, sondern kann aktiv etwas dafür tun, sein Trinkgeld zu erhöhen. Und genau diese Message wollte ich mit diesem Beitrag im speziellen und mit diesem Blog im allgemeinen rüberbringen.

  5. […] Dezember 2007 habe ich hier im Blog zahlreiche Tipps veröffentlicht, wie man als Bedienungspersonal in der Gastronomie dafür sorgen kann, mehr Trinkgeld als die […]

  6. Andy sagt:

    natürlich gibt es viele faktoren, die sich der kellner zu nutze machen kann. z.b.: etwas süßes zur rechnung bei zu legen erhöht den druck auf den kunden, sich zu revanchieren, simple reziprozität. sich bei dem kunden vorzustellen und unter umständen sogar die kondervationen auf eine freundschaftlich-persönlich ebene zu leiten fördert sympathie, die den druck wiederrum erhöht. ob das ethisch korreckt ist, das ist eine andere frage

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